Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mitarbeiter greift in Gemeindekasse
Strafanzeige In Fischach fehlt der Verwaltung Geld. Schnell wird klar: Das muss der Kassenleiter gewesen sein. Der Mann gibt das auch zu. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei
Der Schock sitzt tief in der Verwaltung der Marktgemeinde Fischach: Vor wenigen Wochen sind bei einer internen Überprüfung der Marktkasse Unregelmäßigkeiten entdeckt worden.
Offenbar hat der ehemalige Kassenleiter Geld in die eigene Tasche gesteckt. Der hatte Anfang 2012 in dieser Position bei der Verwaltung in Fischach angefangen. Hinweise von Substanz, so drückt es Bürgermeister Peter Ziegelmeier in einer Pressemitteilung aus, hätten als jenen Zeitraum, in dem es zu diesen Unregelmäßigkeiten gekommen ist, seine Verantwortlichkeit ausgemacht. Der Mann habe den Sachverhalt im Gespräch mit der Verwaltungsleitung dann auch in vollem Umfang zugegeben, heißt es in der Mitteilung weiter. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich dazu nicht mehr sagen“, so der Bürgermeister gestern.
So viel ist jedoch schon klar: Dem Mitarbeiter ist sofort fristlos gekündigt worden. Das ist in der zweiten Februarhälfte geschehen. Gleichzeitig hat das vom Markt Fischach beauftragte Rechtsanwaltsbüro Strafanzeige wegen des begründeten Verdachts der Untreue gestellt. Noch könne er zu dem Fall aber nichts sagen, so Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Denn im Moment ist noch die Kriminalpolizei mit dem Sammeln der Fakten beschäftigt, die Details liegen der Staatsanwaltschaft noch gar nicht vor.
Und auch die Marktverwaltung selbst ist mit der weiteren Aufklärung befasst. In Absprache mit der Rechtsaufsicht des Landratsamts Augsburg geht es nun darum, die tatsächliche Höhe des Betrags zu ermitteln, um den es geht. Außerdem interessiert die Verwaltung, warum der Mitarbeiter sich zu dieser Tat hat hinreißen lassen. Der Markt Fischach hat zudem „zivilrechtliche (Sofort-)Maßnahmen zur Schadenswiedergutmachung“eingeleitet. Das bedeutet, dass versucht wird, das Geld von dem Mann wiederzubekommen. Zudem verfügt die Gemeinde aber auch über eine Kassenversicherung, so der Bürgermeister.
Einen vergleichbaren Fall gab es vor zehn Jahren in Welden
Fälle, in denen kommunale Mitarbeiter tatsächlich öffentliche Gelder unterschlagen, sind eher selten, heißt es von der Kommunalaufsicht im Landratsamt. Einen vergleichbaren Fall hatte es vor fast zehn Jahren im Rathaus Welden gegeben. Dort hatte eine Angestellte über Jahre hinweg 80000 Euro in die eigene Tasche gesteckt. Sie hatte einerseits Gebühren, die die Bürger in bar bezahlt hatten, nicht weitergegeben, andererseits aber auch Geld vom Konto der Verwaltungsgemeinschaft umgebucht. Dem Kämmerer war schließlich ein Fehlbetrag im Tresor des Weldener Rathauses aufgefallen. Gelegenheit zu ähnlichen Unregelmäßigkeiten hätte ein Kassenleiter. Zu seinen Aufgaben gehört die Annahme von Einnahmen und Leistung der Ausgaben – sowohl in bar als auch über die Konten einer Gemeinde. Außerdem ist er für die Erstellung von Mahnungen und deren Vollstreckung zuständig.
Die Marktgemeinde Fischach hat übrigens bereits einen neuen Kassenleiter gefunden: Kevin Kugelmann, in Fischach als langjähriger Jugendrat bekannt. Er hat die Aufgaben übernommen.