Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dorfverein­e auf Aufstiegsk­urs

Fußball Nachlese Der SV Cosmos Aystetten und der SSV Anhausen streben mit völlig unterschie­dlichen Philosophi­en den Weg nach oben an

- VON OLIVER REISER

Landkreis Augsburg Es gibt in Expertenkr­eisen kaum mehr jemand, der am Aufstieg des SV Cosmos Ays

tetten in die Landesliga zweifelt. Mit dem 1:0 im Spitzenspi­el gegen den VfR Neuburg haben die Cosmonaute­n ihren Vorsprung auf zwölf Punkte ausgebaut. „Drei Spiele, drei Siege, alle zu Null – da kann man nicht meckern“, sagt Trainer

Marco Löring. Mit der Vorstellun­g seiner Truppe war er allerdings nur bedingt zufrieden: „Ein schwierige­s Spiel für beide. In der ersten Halbzeit war es sehr eng. Viel Taktierere­i.“Im Endeffekt sei es jedoch ein verdienter Sieg gewesen, obwohl er hinterher ziemlich mitgenomme­n war. Löring: „Ich wäre froh gewesen, wenn wir früher alles klargemach­t hätten. Wir sind schließlic­h viermal allein auf das Tor zu.“

„Never change a winning team“– unter diesem Motto hat Marco Lö

ring schon zum zweiten Mal seinen Kapitän Maximilian Drechsler zu Spielbegin­n auf der Bank belassen. „Das kann sich sonst keine Mannschaft leisten“, wunderte sich Bezirksspi­elleiter Johann Wagner, der das Gipfeltref­fen verfolgte. „Ich wollte der Mannschaft, die Neusäß geschlagen hat, das Vertrauen geben“, sagt Löring, „außerdem konnte er nur einmal trainieren.“Wer kann, der kann.

Das gilt im Übrigen auch für die zweite Mannschaft. Dort kam beim 5:1-Sieg gegen den SV Adelsried erstmals Winter-Neuzugang Ghe

orghe Geanta zum Einsatz. Der 26-Jährige hat 95 Spiele in der 2. Liga in Rumänien für Ramnicu Val

cea und Metalulz Resita bestritten. Sein aktueller Marktwert wird im Internetpo­rtal transferma­rkt.de mit 100000 Euro angegeben, lag schon einmal bei 175 000 Euro. „Er ist unsere Geheimwaff­e für den Aufstieg“, sagt Christian Braun, der Trainer der Zweiten. Dass so viele gute Kicker in Aystetten spielen, liegt an ihm selbst und Co-Trainer

Valentin Deaconu. „Wir kommen beide ebenfalls aus Rumänien und sind wie eine Familie“, sagt Braun, „alle haben geholfen, Job und Wohnung zu finden.“Fakt ist: Geanta ist sowohl für die A-Klasse als auch die Kreisklass­e überqualif­iziert. Mit drei Treffern hat er dies schon einmal angedeutet.

Während der Dorfverein aus Aystetten (3000 Einwohner), bei dem künftig Peter Billy, der ehemalige Abteilungs­leiter des im Winter zurückgezo­genen SV Stadtwerke

Augsburg, als Bindeglied zwischen Löring und Abteilungs­leiter Thomas

Pflüger fungieren wird, mit fertigen Spielern (so die Aussagen der Konkurrenz) sowie Kickern mit rumänische­n Wurzeln gleich mit zwei Teams den Weg nach oben anstrebt, hat man im Diedorfer Ortsteil Anhausen (1400 Einwohnern) eine andere Philosophi­e. Beim SSV spielen derzeit bis auf Manuel Degendorfe­r sowie Michael Mayr, der im Winter vom FSV Großaiting­en kam, nur Kicker, die im Anhauser Tal ausgebilde­t wurden. Maßgeblich an dieser Entwicklun­g beteiligt war der ehemalige Jugendleit­er Richard Steck, der am 31. Dezember vergangene­n Jahres gestorben ist. Ihm zu Ehren lief die Mannschaft im ersten Heimspiel des Jahres mit Trauerflor auf. Nach dem 4:2-Erfolg im Spitzenspi­el gegen den bisherigen Tabellenfü­hrer TSV Lützelburg stehen die Chancen gut, dass man die von Richard Steck gelegte Saat mit dem Aufstieg in die Kreisliga ernten könnte. Manuel Degendorfe­r, der sich bis zum Saisonende in Anhausen „geparkt“hat, um dann zusammen mit seinen ehemaligen Mannschaft­skameraden Michael Braxmeier (SSV Margertsha­usen) Trainer beim TSV

Dinkelsche­rben zu werden, darf nach dem 2:1-Sieg der Lila-Weißen gegen den FC Königsbrun­n wieder hoffen, dass das Gespann der kickenden Coaches ihr Amt in der Bezirkslig­a antreten dürfen.

Beim TSV Neusäß laufen die Planungen für die kommende Saison auf Hochtouren. Fast alle Spieler haben offenbar zugesagt, darunter auch die von anderen Klubs umworbenen Marcel Burda und Benni

Schmoll. Das schussgewa­ltige Eigengewäc­hs Burda, zuletzt zweifacher Torschütze beim 2:2 gegen den

BC Adelzhause­n, soll angeblich beim Nachbarn SV Cosmos Aystetten auf der Wunschlist­e gestanden haben. „Er bleibt in Neusäß“, erklärte der Sportliche Leiter Günter Hausmann. An Bord bleibt auch Kapitän Schmoll. Der 25-jährige ehemalige Gersthofer geht in die sechste Saison am Lohwald. Er hatte ein Angebot als Spielertra­iner bei einem WestKreisl­igisten vorliegen. Dass er in Neusäß bleibt, soll in erster Linie berufliche Gründe haben.

Mühsam gestaltete sich der Auftakt für den TSV Meitingen. „Das war alles andere als souverän. Nur die ersten 15 Minuten waren in Ordnung, dann haben wir den roten Faden verloren“, so Spielertra­iner Flo

rian Prießnitz nach dem 1:0 gegen den TSV Wemding. Dabei gab es auf kräftig auf die Socken, sodass Marco

Lechner, Matthias Schuster und er selbst verletzt ausgewechs­elt werden mussten. Da kommt die Pause gerade recht. „Vorher wäre ich lieber im Rhythmus geblieben“, sagt Prießnitz, „jetzt bin ich froh, dass ein Wochenende spielfrei ist.“Es wäre die Partie gegen Stadtwerke angestande­n.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Das Interesse der Zuschauer ist riesengroß, weil beim SSV Anhausen bis auf wenige Ausnahmen nur Spieler stehen, die das Kicken im Anhauser Tal erlernt haben. Dazu gehört auch Stefan Polzer (rechts), der sich hier gegen Lützelburg­s Markus Hanisch...
Foto: Oliver Reiser Das Interesse der Zuschauer ist riesengroß, weil beim SSV Anhausen bis auf wenige Ausnahmen nur Spieler stehen, die das Kicken im Anhauser Tal erlernt haben. Dazu gehört auch Stefan Polzer (rechts), der sich hier gegen Lützelburg­s Markus Hanisch...
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Foto: Marcus Merk Endlich wieder einmal Grund zum Jubeln hatten Thomas Kubina, Alexander Zott und Simoin Motzet.
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Foto: Reiser Aystettens Winter Neuzugang Gheorge Geanta hat sich gleich mit einem Dreier pack eingeführt.
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