Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Kappeneck hat einen neuen Chef
Gastronomie Helmut Hengelmann übernimmt das Lokal in der Jakobervorstadt. Christine Weber hat es 28 Jahre geführt
Still und leise hat sich Christine Weber in den vergangenen Wochen im Kappeneck rar gemacht. Stammkunden wird es aufgefallen sein, dass sich die Inhaberin, die das beliebte Lokal 28 Jahre in der Jakobervorstadt geführt hat, nicht mehr so oft im Service zu sehen war. „Ich habe mich ein bisschen rausgeschlichen“, sagt sie mit einem Lächeln. Denn die 61-Jährige ist nicht mehr ganz da – ganz weg aber auch nicht. Sie hat ihr Lokal abgegeben, an jemanden, der die Abläufe in- und auswendig kennt: an Koch Helmut Hengelmann.
„Es stand – wie alle fünf Jahre – die Pachtverlängerung an. Wenn ich nochmals verlängert hätte, dann wäre ich am Ende 67 Jahre alt gewesen“, sagt Christine Weber. Obwohl sie sich vor wenigen Jahren noch gar nicht habe vorstellen können, ihr „Baby“wie sie es nannte, aufzugeben, begann sie darüber nachzudenken. „Jetzt war einfach der richtige Zeitpunkt. Man soll aufhören, wenn man noch fit ist“, sagt sie.
In den vergangenen Wochen hat sie ihr Privatleben genossen. „Ich will mir keinen Rentnerstress machen. Aber jetzt bin ich beispielsweise wieder zum Skifahren gekommen. Das habe ich die vergangenen 30 Jahre nicht geschafft.“Die gebürtige Marktoberdorferin übernahm mit 28 Jahren die Gastronomie der Kleinkunstbühne Altbau in Irsee. Sie hatte Lehramt studiert, ihr Referendariat beendet und wollte am Ende doch keine Lehrerin werden.
Weil es keinen Plan B gab, versuchte sie ihr Glück in der Gastronomie und blieb dabei. Zwei Jahre später zog es sie wegen ihres Freundes nach Augsburg. Am Jakoberwall fand sie ein neues Lokal: das Kappeneck. 16 Jahre lang betrieb sie es gemeinsam mit Andy Weiner. Nach seinem Tod versuchte sie es alleine. 2008 stieg schließlich Helmut Hengelmann im Kappeneck mit ein, gab der Speisekarte seine Handschrift, ohne geliebte Klassiker, wie die verschiedenen Blätterteigtaschen, von ihr zu nehmen.
Christine Weber wird auch künftig nicht auf ihr Lokal verzichten müssen: Einmal wöchentlich wird sie im Kappeneck arbeiten. Doch die Verantwortung laste nun auf anderen Schultern, was die ehemalige Chefin nun ganz angenehm findet.
Der neue Chef, der in der Augsburger Gastronomie kein Unbekannter ist, stellt sich der Herausforderung aber gerne. Der gebürtige Augsburger Helmut Hengelmann kann auf eine Vielzahl von bekannten Stationen zurückblicken: Nach seiner Ausbildung in der Autobahnraststätte in Edenbergen war er unter anderem im Ecu 34, Liliom, Drei Königinnen, Eickmanns und Emelka tätig. Hengelmann hat keine Sekunde überlegt, als es darum ging, das Kappeneck zu übernehmen. „Es läuft gut. Wir haben sehr viele angenehme Stammgäste. Ich koche gerne und komme jeden Tag gerne ins Geschäft“, sagt er.
Er sieht dem Wechsel entspannt entgegen. Vieles werde sich deshalb nicht ändern: So bleibt die Einrichtung, die Speisekarte und die wechselnden Ausstellungen dem Lokal erhalten.
Eine Neuerung gibt es doch. Ab Mitte Mai will Helmut Hengelmann das Lokal von 11.30 bis 14 Uhr öffnen. Bislang hat es montags bis samstags ab 18 Uhr geöffnet. „Ich will das einfach mal ausprobieren“, sagt der neue Inhaber. Bis er Christine Weber als privaten Gast begrüßen darf, wird es wohl noch eine Weile dauern. „Da stellt sich bei mir einfach noch das Arbeitsgefühl ein. Da kann ich nicht ruhig sitzen bleiben“, sagt sie.