Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was bringt die nächste Wahl?

Serie Eine zentrale Frage ist, ob Oberbürger­meister Gribl eine dritte Amtszeit anstrebt. Davon hängt viel ab. Wo für die kleinen Parteien die großen Herausford­erungen liegen. Mit welchen Themen beim Wähler gepunktet wird

- VON MICHAEL HÖRMANN

Im März 2020 findet die nächste Kommunalwa­hl statt. Wohl ein Jahr zuvor dürfte der Wahlkampf starten. Ab diesem Zeitpunkt wird’s darum gehen, mit welchen Personen die Parteien und Gruppierun­gen beim Wähler punkten möchten. Es sind aber natürlich nicht nur die Gesichter, auf die es ankommt. Welche Themen könnten es sein, die für die Bürger bei der Stimmabgab­e eine zentrale Rolle spielen? Wir wagen an dieser Stelle einen Ausblick.

● Oberbürger­meisterwah­l Aus heutiger Sicht mag der Wahlausgan­g im März 2020 entscheide­nd davon abhängen, ob der amtierende Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) in eine dritte Amtszeit gehen möchte. Tut er dies, dürfte er unter den herrschend­en Gegebenhei­ten als klarer Favorit ins Rennen gehen. Die Chancen Gribls wären allenfalls eingeschrä­nkt, so kann spekuliert werden, wenn er bis zur Wahl 2020 mit politische­n Entwicklun­gen in der Stadt Schiffbruc­h erleiden oder persönlich­e Fehler begehen würde. Einen starken Amtsinhabe­r herauszufo­rdern, ist generell ein schwieri- ges Unterfange­n. Anders sähe es sicherlich aus, würde Gribl ein politische­s Amt abseits von Augsburg anstreben. Unter diesen Voraussetz­ungen würden die Karten neu gemischt. Aus heutiger Sicht liegt es in der Hand von Gribl, seine persönlich­e Entscheidu­ng zu treffen. Vonseiten anderer ambitionie­rter CSUPolitik­er, die möglicherw­eise das Amt des Rathausche­fs anstreben, kann hier wenig Druck ausgeübt werden. Ob Gribl im Jahr 2020 als Oberbürger­meister aufhört, hängt davon ab, wie wohl er sich bis zu diesem Zeitpunkt im Amt fühlt, ob er zudem den eingeschla­genen Weg fortsetzen möchte oder ob ihn eine neue Herausford­erung reizt. ● Stadtratsw­ahl 60 Kandidaten stehen auf der Liste. Als Erfolgsrez­ept gilt hier, eine gesunde Mischung von erfahrenen Stadträten, Neulingen und womöglich auch Seiteneins­teigern zu finden. Wie einschneid­end die Veränderun­gen sein können, zeigt der Blick ins Archiv: Im Jahr 2008 wurde nahezu ein Drittel des Stadtrats verabschie­det, wobei einige Stadträte nicht wiedergewä­hlt wurden. Ähnliches gilt für das Jahr 2014, wo der Einschnitt noch massiver war. Exakt 28 Stadträte, also fast die Hälfte des Gremiums, schied aus.

Dass in den großen Stadtratsf­raktionen von CSU (26 Sitze) und SPD (13 Sitze) einige Stadträte altersbedi­ngt ausscheide­n werden, ist absehbar. Die Grünen-Fraktion mit ihren sieben Mitglieder­n steht vor diesem Problem eher nicht. Die gegenwärti­gen Machtverhä­ltnisse im Rathaus spielen den vielen kleinen Gruppierun­gen bei der Kandidaten­suche nicht zwingend in die Karten. Mit einem oder zwei Stadträten fällt es derzeit schwer, die eigenen politische­n Inhalte zu vermitteln. Die Wahrnehmun­g in der Öffentlich­keit ist auch schwerer. Insofern ist die Frage, wie attraktiv die kleinen Gruppierun­gen für interessie­rte Bürger sind, die sich als Kandidaten zur Wahl stellen lassen? Weil es immer mehr dieser kleinen Parteien und Gruppierun­gen gibt, ist deren politische­s Überleben schwierige­r geworden. Ein Beispiel ist die CSM, die sich einst von der CSU abgespalte­n hat. Die CSM steht vor einer ungewissen Zukunft. In der laufenden Periode haben sich zwei Stadträte in Richtung CSU verabschie­det. Geblieben ist Stadträtin Claudia Eberle. Für sie könnte der Weg zu Pro Augsburg führen. Pro Augsburg selbst hat sich dagegen nach einigen Turbulenze­n gefangen. Die neue Führung der Bürgervere­inigung ist gewillt, ein schlagkräf­tiges Team für die Wahl aufzubauen. Ein anderer Fall: WSA-Stadtrat Peter Grab, der Pro Augsburg verlassen hat, muss vor einem Wahlantrit­t der WSA eine Hürde überspring­en. Es sind zuvor genügend Unterstütz­ungsunters­chriften vorzulegen. ● Themenschw­erpunkte Verkehr, Wohnen, Stadtentwi­cklung – das sind drei zentrale Themen, die für die Bürger bei deren Abstimmung­sverhalten eine Rolle spielen. Aspekte, die Wahlentsch­eidungen beeinfluss­en, sind ferner: Wie geht eine Stadtregie­rung mit dem Geld um? Wird der Bürger stärker zur Kasse gebeten? Steigen Gebühren? Laufen anderersei­ts von der Stadtregie­rung angestoßen­e Projekte finanziell aus dem Ruder? Die Erfahrunge­n der zurücklieg­enden Monate belegen, dass das Thema Wohnen immer stärker in den Blickpunkt rückt. Stichworte dazu sind vorhandene­r Wohnraum und der Anstieg der Mieten. Die Stadtregie­rung hat jüngst das Programm „Offensive Wohnraum“gestartet.

Bei den Verkehrsth­emen geht es nicht allein um den Verlauf der Linie 5, der bis zur Wahl 2020 ohnehin geklärt sein wird. Frage wird sein, wie zufrieden sind die Bürger mit den politisch gefällten Entscheidu­ngen. Beim Umbau des Augsburger Hauptbahnh­ofs steht die Bedeutung des Jahrhunder­tprojekts außer Frage. Weitere Verzögerun­gen im Bau und massive Verteuerun­gen wären Punkte, die der Stadtregie­rung im Wahlkampf zumindest vorgehalte­n werden könnten. Als großes politische­s Gemeinscha­ftsprojekt über alle Fraktionen im Stadtrat hinweg gilt die Theatersan­ierung. Querschüss­e kamen vor allem von den Linken, deren Hauptkriti­kpunkt waren die Kosten bei der Finanzieru­ng. Die zeitliche Umsetzung der Theatersan­ierung geht bis ins Jahr 2024. Daher könnte dieses Thema nur dann im Wahlkampf verstärkt aufschlage­n, würden bis dahin massive Verteuerun­gen auftauchen. Dass die Augsburger nicht zwingend auf das Thema Theater aufspringe­n, hatte sich im Jahr 2016 beim gescheiter­ten Bürgerbege­hren gezeigt. Den Initiatore­n gelang es nicht, die notwendige­n 11000 Unterschri­ften aufzubring­en.

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 ?? Foto: Fotolia ?? In drei Jahren finden in Augsburg die nächsten Kommunalwa­hlen statt. Die spannendst­e Frage wird sein, ob Oberbürger­meister Kurt Gribl nochmals antritt. Davon wird abhängen, welche Kandidaten die anderen Par teien und Gruppierun­gen ins Rennen schicken.
Foto: Fotolia In drei Jahren finden in Augsburg die nächsten Kommunalwa­hlen statt. Die spannendst­e Frage wird sein, ob Oberbürger­meister Kurt Gribl nochmals antritt. Davon wird abhängen, welche Kandidaten die anderen Par teien und Gruppierun­gen ins Rennen schicken.

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