Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nein, kein FAKE
Sondern – „April, April!“– ein Scherz. Über einen wichtigen Unterschied. Und über die Wurzeln des Spaßtages, die womöglich – kein Fake, kein Scherz! – in Augsburg liegen
gen, dass sowohl die papierne Mülltüte wie auch die hier gebaute Raketenrampe keine Scherz waren. Und eine Meldung: „April, April! Mit diesem Zuruf überraschte ein 20-jähriger Händler, der betrunken hinterm Steuer saß, die Polizei. Die Ordnungshüter verstanden den Spaß nicht, zumal der Witzbold keinen Führerschein besitzt und das Auto weder versteuert noch versichert und auch nicht zugelassen ist…“Und schließlich, dieser Meldung zum Trotz, ein Fazit in eigener Sache: „Als Geburtsstadt des Aprilzu scherzes kann Augsburg also auch heuer wieder einen vollen Erfolg verbuchen.“Und das sollte an diesem ja bereits 2. April 1970 doch nun nicht etwa ein neuer Spaß sein?
Tatsächlich führt eine der zumindest am häufigsten genannten Erklärungen nach Augsburg zurück ins Jahr 1530. Im Reichstag sei damals beschlossen worden, das Münzwesen mit seinen vielfältigen Währungen und Werten zu vereinheitlichen. Stichtag: 1. April. Dieser Plan soll damals Spekulanten auf den Plan gebracht haben, die mit
Zumal, wenn die Nachrichten aus aller Welt mitunter täglich so unglaublich wir ken, dass die Grenzen von Fantasie und Geschmack schon ausgereizt scheinen. Und als gäbe es keinen wesentlichen Unterschied mehr zwischen Lügen, Fehlern und Scherzen, haben etwa bei der US Wahl ja bereits Beobachter behauptet, Do nald Trump hätte allein dadurch schon Wähler für einen Politikwechsel über zeugt, weil die für den Boulevard allzu biederen Obama Jahre vielen als „Bad Entertainment“erschienen wären – jetzt aber, mit The Donald und seinem Twit ter Gewitter würde es wieder richtig unterhaltsam. Dabei hat hier natürlich ge rade der Spaß ein Loch. Denn der nun täglich möglich scheinende, manipulative Fake als bewusst gesetzte Fehlinformation vergällt die einmal im Jahr mögliche Freude eines Scherzes als bewusst gesetzte Fehlinformation – was hier in einem Moment des befreienden Lachens mit den Genarrten verpuffte, droht dort gerade durch seine politische Motivation eine Wirkung über den Tag hinaus zu entfalten. Und der letztlich Betroffene ist sicher keiner, der da mitlacht … dem Aufkauf von Münzen, den Wert bei der Angleichung aufgestockt werden sollte, auf erhebliche Gewinne spekulierten. Dann aber, so berichten Volkskundler und damit auch die Kollegen 1970, sei der Plan kurzfristig fallengelassen worden. Zahlreiche Spekulanten sollen Unsummen verloren haben und – wer den Schaden hat, bekommt auch 1530 schon den Spott dazu – dann auch noch verhöhnt worden sein. Ein Brauch war geboren? Zumindest neu geboren? Auch im Römischen Reich soll es zu jenem Tag ein Narrenfest gegeben haben… Niemand kann das bislang sicher sagen. 1618 aber ist die Redensart „in den April schicken“erstmals in Deutschland nachgewiesen, in Bayern, und das erste Scherz-Flugblatt stammt aus dem Jahr 1631.
Und andere Versionen sind oft nur noch abenteuerlicher. Will irgendwer glauben, dass wir uns heute gegenseitig foppen, weil Jesus nach seiner Verhaftung am 1. April „von Pontius zu Pilatus“geschickt wurde, also wie zur Verhöhnung von