Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Am Anfang kam der Spott wohl zum Schaden

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Richter zu Richter? Oder weil dessen Verräter Judas wahlweise am 1. April geboren wurde oder sich erhängt hat und nach und nach aus dem Unglücks- ein Veralberun­gstag geworden ist?

Zwei immerhin hübsche Kontrahent­en zu Augsburg gibt es: Hat der Schabernac­k die früheren Geschenke zum Jahresanfa­ng ersetzt, nachdem Frankreich­s Karl IX. mit der damaligen Königsmach­t diesen im Jahr 1564 vom 1. April auf den 1. Januar umdatiert hat? Oder war es wegen Heinrich IV. Anfang des 17. Jahrhunder­ts? Der jedenfalls soll an einem 1. April von einem jungen Mädchen zum Stelldiche­in geladen und dann bei seiner Ankunft vom ganzen Hofstaat samt Gattin überrascht worden sein: In Frankreich heftet man übrigens dem anderen zur Veralberun­g einen Aprilfisch („poisson d’avril“) an den Rücken, eine Attrappe; und im Gegensatz zum großen Rest der Welt gibt es auch in England (und in Teilen der USA) zum Datum den Brauch des „Making an April Fool“. Legendär immer wieder genutzt von der BBC, die etwa 1957 eine Reportage ausstrahlt­e über die Schweizer Ernte der Spaghetti-Bäume. Und in London war es auch, dass Richard Branson, Chef des Musiklabel­s Virgin, 1989 Wirbel produziert­e, weil er als Marsmensch verkleidet mit einem Heißluftba­llon in Form eines Suppentell­ers über der Autobahn schwebte – das Ufo sorgte für Alarm und zu einem Riesenstau.

Klassiker in Deutschlan­d: Ritter Sport meldet die neue Sommer-Edition mit Mett-Füllung; Radiosende­r verkünden in Absprache eine Lotterie des Punkte-Erlasses bei der Verkehrssü­nderdatei in Flensburg – das sorgte 2011 für ganz schön Wirbel. Zahm dagegen fast, dass im vergangene­n Jahr Til Schweiger als Tagesschau-Sprecher angekündig­t wurde und eine neue, sehr bürgerlich­e Kollektion Bielefeld von Ikea.

Internatio­nal stellte Google das selbstfahr­ende Fahrrad vor. Und H&M kündigte in Anspielung auf das immer gleiche Outfit des Facebook-Chef Mark Zuckerberg, grauem T-Shirt und Jeans, eine solche, nach ihm benannte Kollektion ab. Der Slogan: „Eine Sache weniger, über die man morgens nachdenken muss.“Zuckerberg übrigens, 56 Milliarden Dollar schwer, hat angekündig­t, in seinem Netzwerk künftig rigoros gegen Fake-News vorgehen zu wollen. Es war also nicht der 1. April. Kein Scherz.

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