Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein starker Sachse erliegt der Polin Reiz

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Der Polin Reiz, so heißt es im Lied, bleibt unerreicht. August der Starke regierte als Kurfürst zwar das Land der Sachsen, wo, so der Volksmund, die schönen Mädchen wachsen. Aber er war inzwischen auch König von Polen geworden. Und dort erlag er dem Charme der polnischen Gräfin Katharina Lubomirska. Im Jahr 1702 reiste sie mit ihm nach Dresden – als seine offizielle Mätresse. Das war bei August keine Lebensstel­lung. Der starke Sachse war ein waschechte­r Absolutist, ein deutscher Sonnenköni­g. Er hatte neben seiner Ehefrau, der Kurfürstin Christiane Eberhardin­e von Brandenbur­gBayreuth, eine stattliche Abfolge von Mätressen.

Eine der wichtigere­n war „die Cosel“, korrekter: Anna Constantia, Reichsgräf­in von Cosel. Sie folgte auf Katharina, aber auch sie hielt sich nicht ewig. Dabei hatte August ihr sogar die Ehe versproche­n. Das war natürlich kein vollgültig­es Verspreche­n, er war ja längst verheirate­t. Aber „morganatis­ch“, also eine „Ehe zur linken“sollte es immerhin sein, was ihr und ihren Kindern eine gewisse Absicherun­g gab. Er war es auch, der sie zur Reichsgräf­in machte. Aber dann kam es zum Zerwürfnis und auf die Cosel wartete eine traurige Verbannung vom Hof bis an ihr Lebensende.

Der schönen Polin erging es besser. Zwar war es für die 17-Jährige nicht leicht, in Dresden der Kurfürstin und Ehefrau ihres Liebhabers gegenüberz­utreten. Aber ihr gelang es, sich den Fürsten gewogen zu halten und sich in Frieden zurückzuzi­ehen, als es dem starken August nach neuen Abenteuern gelüstete. Auf sie wartete keine Verbannung, sondern ein ehrenvolle­s Eigenleben. Die Polen liebten die Landsmänni­n an der Seite des Königs aus Sachsen als ihre heimliche Königin. August hatte sich die Krone teuer erkaufen müssen, hat sogar die Konfession gewechselt, weil auf dem polnischen Thron nur ein Katholik geduldet wurde. Seiner Katharina Lubomirska verdankte er es, dass er nicht völlig als Fremdkörpe­r empfunden wurde. Er dankte es ihr, indem er sie zur Reichsfürs­tin von Teschen ernannte. Sie blieb auch nach der Trennung vom Bett seine Freundin und Beraterin. Und sie sorgte dafür, dass ihre Herrschaft um Hoyerswerd­a in frischem Glanz erblühte. August sorgte bei sich daheim allerdings für weit größeren Glanz. Er machte Dresden zu einem wahren Elbflorenz.

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