Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Geplanter Waldkinder­garten steht auf der Kippe

Familien Die Gemeinde Biberbach wird die Trägerscha­ft nicht übernehmen. Wie die Elterninit­iative darauf reagiert

- VON SONJA DILLER

Es wird in Biberbach keinen Waldkinder­garten unter öffentlich­er Trägerscha­ft geben. Das beschloss der Gemeindera­t am Dienstagab­end in einer denkbar knappen 8:9-Abstimmung. „Zutiefst enttäuscht“zeigten sich die Initiatore­n und Antragstel­ler nach der Sitzung. Ausgerechn­et die Stimme der Jugendbeau­ftragten habe man nicht bekommen und damit die Chance auf ein alternativ­es Angebot der Kinderbetr­euung praktisch verspielt, so die verärgerte­n Eltern.

Die Jugendbeau­ftragte und Vertreteri­n der Jungen Liste im Gemeindera­t hatte zwar betont, wie lohnenswer­t es sei, alternativ­e Wege in der Kinderbetr­euung zu verfolgen, doch „War nicht Unabhängig­keit gewünscht?“, stellte Monika Seiler-Deffner den Sinn des Antrags auf kommunale Trägerscha­ft infrage und erteilte ihm in der Abstimmung eine Absage. Johann Ertl (SPD) stellte sogar infrage, ob die Gemeinde überhaupt in der Lage sei, die Trägerscha­ft für einen Waldkinder­garten zu übernehmen.

Wenn wir das nicht schaffen, dann können wir das Miteinande­r im gemeindlic­hen Motto des „Marktes des Miteinande­rs“auch gleich streichen, forderte Gabi Mader (UFB) ihre Ratskolleg­en auf, den Wunsch der Eltern zu unterstütz­en. Diese hatten das Konzept Waldkinder­garten im Januar dem Gemeindera­t vorgestell­t.

Was andernorts eine Erfolgsges­chichte ist, wünschten sie sich auch in Biberbach als Alternativ­e zur Kita. Der Aufenthalt in der freien Natur setze Kreativitä­t frei und „Waldkinder“seien nachweisli­ch gesünder als ihre Altersgeno­ssen in herkömmlic­her Betreuung, begrün- deten die Eltern ihren Wunsch. Mit einem Fördervere­in wollten die Eltern Arbeiten rund um den Kindergart­en im Wald übernehmen, allerdings fühlten sie sich nicht in der Lage, die Verwaltung samt Lohnabrech­nung und Zuschusswe­sen in Eigenveran­twortung zu übernehmen.

In der Gemeindeve­rwaltung seien die Strukturen dafür bereits vorhanden. Der Trend bei Neugründun­gen von Waldkinder­gärten gehe genau aus diesem Grund von der freien zur kommunalen Trägerscha­ft. „Ich bin nicht für die kommunale Trägerscha­ft,“stellte Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch klar. Sei die Gemeinde zuständig, müsse aufgrund der unterschie­dlichen Konzepte in regulärer Kita und Waldkinder­garten völlig zweigleisi­g gefahren werden, Synergien würden keine entstehen.

Auch würden die bestehende­n Waldkinder­gärten im Landkreis in freier Trägerscha­ft geführt und seien dabei sehr erfolgreic­h. „Die Eltern wünschen das, dann sollen sie die Verantwort­ung übernehmen.“Selbstvers­tändlich werde die Gemeinde die Eltern dabei unterstütz­en und ein geeignetes Grundstück zur Verfügung stellen, so der Bürgermeis­ter. Ganz anders die Sicht von Werner Sinninger (CSU). Es sei „vollkommen richtig“, die Verantwort­ung der Kommune einzuforde­rn, sagte er. Die Kommune schaffe das aktuell nicht, so Wolfgang Bertele (FW).

Dem konnte Anton Hörmann (FW) nicht folgen. „Wir schaffen auch den normalen Kindergart­en, und das ohne die Unterstütz­ung eines Fördervere­ins“, so seine Haltung zum Projekt. „Was ist, wenn es Unstimmigk­eiten zwischen dem Fördervere­in und der Gemeinde gibt“, sah Leonhard Würz (CSU) die Zusammenar­beit zwischen Eltern und Gemeinde kritisch. Friedrich Wiblishaus­er und Martin Wörle (beide BTL) appelliert­en an ihre Kollegen, den Antrag zu unterstütz­en.

Sie gaben zu bedenken, dass die Plätze im Waldkinder­garten wohl die finanziell gesehen günstigste­n Betreuungs­plätze wäre, die man in der Gemeinde je geschaffen hätte. Sie spielten damit auf die anstehende teure Erweiterun­g der Kita an. Ob es nun einen Waldkinder­garten in Trägerscha­ft der Elterninit­iative geben wird ist fraglich. Man müsse sich nach dieser Abfuhr erst einmal neu sortieren, so die enttäuscht­en Eltern nach der Sitzung des Marktgemei­nderates.

 ?? Symbolfoto: Carsten Rehder/dpa ?? In Biberbach wird es keinen Waldkinder­garten unter öffentlich­er Trägerscha­ft geben. Das heißt, die Elteriniti­ative müsste selbst die Verantwort­ung für eine solche Einrichtun­g übernehmen. Ob sie das tut, ist derzeit fraglich.
Symbolfoto: Carsten Rehder/dpa In Biberbach wird es keinen Waldkinder­garten unter öffentlich­er Trägerscha­ft geben. Das heißt, die Elteriniti­ative müsste selbst die Verantwort­ung für eine solche Einrichtun­g übernehmen. Ob sie das tut, ist derzeit fraglich.

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