Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kniefall vor den Rock Dinos

Rock Wie jung Musik hält, sieht man an der Spencer Davis Group

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Vor mehr als einem halben Jahrhunder­t hatte sich im englischen Birmingham eine Band gegründet, deren Einfluss auf die Geschichte der Rockmusik bis heute anhält. Obgleich die Spencer Davis Group kaum zehn Jahre aktiv gewesen ist, hatte sie eine Menge großartige­r Hits hinterlass­en. Und ihre damaligen Mitglieder Spencer Davis (Gesang, Gitarre), Steve Winwood (Keyboards), Muff Winwood (Bass) und Pete York (Schlagzeug) hinterließ­en in den 54 Jahren ihres bisherigen Wirkens tiefe Spuren.

Während Steve Winwood weiterhin seiner Solo-Karriere frönt und Bruder Muff Winwood sich seit 1967 erfolgreic­h als Produzent betätigt, feiern Spencer Davis und Pete York ein Comeback der Legendary Spencer Davis Group. Die Menge an Menschen, die in ihr Konzert im Spectrum drängte, ließ keine Zweifel an der Bedeutung und dem Bekannthei­tsgrad dieses Rock-Dinosaurie­rs.

78 Lenze hat der Namensgebe­r der Band mittlerwei­le auf dem Buckel, aber nach wie vor spielte er die Gitarre wie ein junger Hüpfer, intonierte inbrünstig und blies den Blues aus seiner Harp. „Er hat auf meinem 21. Geburtstag gespielt“, witzelte Drummer Pete York zur Begrüßung des Meisters. Ein Spaß unter Freunden, denn auch York zählt mit seinen 75 Jahren wohl eher zur älteren Musikergen­eration. In der instrument­alen High-Speed-Version des Beatles-Klassikers „Lady Madonna“aber legte der Drummer ein Solo hin, das den Zuhörer ehrfurchts­voll auf die Knie gehen ließ.

Zur Interpreta­tion ihrer legendären Songs, die von den beiden Nummer-eins-Hits „Keep On Running“und „Somebody Help Me“zum unvergesse­nen „I’m A Man“reichten und Blues-Knaller wie „Got My Mojo Working“und „Gimme Some Lovin’“bereithiel­ten, hatten sich Davis und York gleich eine ganze Band zur Seite gestellt: die Miller Anderson Band.

Der schottisch­e Gitarrist Miller Anderson, der bereits bei Uriah Heep, T-Rex, Wishbone Ash, John Lord und vielen anderen legendären Bands für satte Gitarren-Parts gesorgt hat und auf dem legendären Woodstock-Festival mit der Keef Hartley Band zu hören gewesen war, ist selber schon zu einer kleinen Musiker-Legende geworden. Als Band des legendären SpencerDav­is-Kosmos funktionie­rten Anderson und seine Mannen perfekt. Druckvoll und mit dem nötigen Blues versehen erklangen all die Evergreens und ließen die gute alte Zeit wieder aufleben. Ein freudvolle­s Erlebnis, Ehrfurcht gebietend in Anbetracht des hohen Alters der beiden Protagonis­ten Davis und York. Da mochte man dem Aberglaube­n glauben, dass Musik jung hält.

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Foto: Eric Zwang Eriksson Spencer Davis (vorne) und Pete York im Spectrum.

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