Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lukas wollte Schulbrand löschen
Einsatz 15-Jähriger greift zum Feuerlöscher, als es in der Toilette der Reischleschen Wirtschaftsschule brennt. Dafür erhält er Lob und Tadel
Kurz vor den Osterferien erinnerten sich die Schüler der Reischleschen Wirtschaftsschule an den Freitag vor den Faschingsferien. Ein Schüler stand dabei im Mittelpunkt: Lukas Ahlers. Vor fünf Wochen war ein Mitschüler Ahlers ins Klassenzimmer gestürmt und hatte gerufen, dass es auf der Schultoilette brennt. Damals liefen die Schüler sofort in Richtung der Toilette. „Wir waren neugierig, was da los ist“, erinnert sich Ahlers.
Und tatsächlich: Rauch drang aus der Tür. Ein Teil der Schüler informierte ihre Lehrer, die wiederum dafür sorgten, dass Feueralarm ausgelöst und die rund 2000 Schüler der Wirtschaftsschule samt der angrenzenden Fachoberschule (FOS) und Berufsoberschule (BOS) sicher das Schulhaus verlassen konnten. Währenddessen versuchte Lukas Ahlers etwas anderes: Er wollte den Brand löschen. Seit über einem Jahr ist der 15-Jährige Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Göggingen. Deshalb traute er es sich zu, es mit dem Feuer aufzunehmen. Zuerst blickte er in die Schultoilette, die zu diesem Zeitpunkt schon voller Rauch war.
Daraufhin holte er einen Feuerlöscher und ging erneut zur Brandstelle. Doch die Rauchentwicklung war zu stark. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte jemand einen mit Papiertüchern gefüllten Mülleimer angezündet.
Für Lukas Ahlers gab es kein Durchkommen und er musste seinen Versuch abbrechen und an die Profis übergeben. Die Augsburger Berufsfeuerwehr hatte zwischenzeitlich das Schulzentrum am Alten Postweg erreicht und den Brand schnell im Griff. Der 15-Jährige konnte damals nicht gemeinsam mit seinen Klassenkameraden wieder ins Schulhaus zurückkehren. Er wurde mit einer leichten Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht.
Für seinen Mut und sein beherztes Eingreifen bekam er am Donnerstag bei einer kleinen Feierstunde einen großen Applaus von Schülern und Lehrern der Reischleschen Wirtschaftsschule. „Eigentlich müssten wir dich aber schimpfen, weil du Dich selber in Gefahr gebracht hast“, mahnte Schulleiter Bernhard Dachser. Seine Hilfsbereitschaft und sein engagiertes Verhalten könne man sich aber als „persönliches Vorbild“nehmen, so Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU). Köhler überreichte dem Schüler einen persönlichen Brief von Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU), der selber einmal neun Jahre lang Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kriegshaber war. Außerdem erhielt der junge Mann einige Kino-Gutscheine überreicht.
Heute, fünf Wochen später, wird die Schultoilette immer noch saniert. „Die Zimmerdecke war total kaputt“, sagt Schulleiter Dachser. Es war in den vergangenen Wochen nicht der einzige Brand. Nachdem es Anfang März, nur zwei Wochen später, ein weiteres mal in einer Toilettenkabine einer Schultoilette brannte, konnte die Polizei zwei Tatverdächtige festnehmen. Es handelte sich dabei laut Polizei um zwei Schüler der Einrichtung im Alter von 18 und 21 Jahren.
Der 18-Jährige ist inzwischen wieder freigelassen worden. Der 21-Jährige ist nach wie vor in Untersuchungshaft. Schulleiter Bernhard Dachser: „Er war ein total unauffälliger Schüler.“Dass er mit 21 Jahren immer noch die Schulbank drückt, sei nicht die Regel, aber auch nichts Ungewöhnliches. „Wir haben in unserer zweistufigen Wirtschaftsschule keine Altersbeschränkung. Das heißt, hier versuchen junge Erwachsene, die vom Gymnasium oder Realschule zu uns kommen, oder die einen QA haben und womöglich eine Berufsausbildung abbrachen, die Mittlere Reife zu erreichen.“