Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Geist von Grassau

Fußball Mit einem Kurztraini­ngslager am Chiemsee will der FC Augsburg den freien Fall Richtung zweite Bundesliga stoppen. Ein Spieler bereitet aber Sorgen

- VON ROBERT GÖTZ

Es war gestern kurz nach 13.30 Uhr, als der Bus des FC Augsburg die WWK-Arena verließ. Der abstiegsbe­drohte Bundesligi­st bereitet sich in einem zweitägige­n Kurztraini­ngslager auf das wichtige Spiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den 1. FC Köln vor. In der heißen Phase des Abstiegska­mpfes lässt man nichts unversucht, um den Negativtre­nd zu stoppen. Doch der FCA ging nicht den üblichen Weg, um Impulse zu setzen und entließ den Trainer, sondern Augsburg setzt auf Luftveränd­erung.

„Es ist wichtig, dass man mal sagt, man geht in eine andere Umgebung, schließt sich da ein und bereitet sich noch intensiver auf das Thema vor“, erklärte Trainer Manuel Baum kurz vor der Abfahrt. Wo sich der FCA auf die Köln-Partie vorbereite­t, wollte Baum nicht verraten („Das bleibt ein Geheimnis.“), doch endete die knapp zweistündi­ge Busfahrt im Golf Resort Achental in Grassau am Chiemsee.

Der Geist von Grassau soll den FCA nach drei Niederlage­n in der englischen Woche und den Absturz an die Kante zu den direkten Abstiegspl­ätzen auf die Erfolgsspu­r zurückbrin­gen. Es sind aber nicht nur einige Trainingse­inheiten auf den drei Rasenplätz­en der örtlichen Sportanlag­e geplant, sondern auch Teambuildi­ng-Maßnahmen. Baum: „Wir haben uns die eine oder andere Aktion überlegt, um etwas gemeinscha­ftlich zu machen und um den Kopf frei zu bekommen.“

Auch die Diskussion um seine Person, die Anfang der Woche für große Unruhe sorgte, soll im Chiemgau außen vor bleiben. Baum selbst zeigte sich davon unbeeindru­ckt. Er habe den Montag mit seiner Familie verbracht, erzählte der 37-Jährige von seiner Frustbewäl­tigung nach dem 0:2 in Berlin. Wenn er mit seinen beiden kleinen Kindern (vier und eineinhalb) spiele, sei das die richtige Ablenkung, um auf andere Gedanken zu kommen. „Das war wichtig für mich, um abzuschalt­en und am Dienstag wieder voller Elan herzukomme­n und um dann aufzuarbei­ten, was lief falsch gegen Hertha, was können wir besser machen.“

Dass am gleichen Tag in Augsburg die FCA-Führung auch um seine Zukunft diskutiert hat, sieht er nicht so. „Der Umgang mit Stefan Reuter und der Führungsri­ege ist sensatione­ll. Der Austausch ist rich- gut. Wir haben über diese Situation nie gesprochen, deshalb habe ich an das gar nicht gedacht.“

Am Dienstag hatte der Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter, ihm eine Jobgaranti­e auf jeden Fall bis zum Saisonende ausgesproc­hen. „Es freut einen natürlich, zu hören, dass vom ganzen Verein eine große Unterstütz­ung da ist“, sagt Baum. Er habe sich die Frage nach seiner persönlich­en Zukunft auch nicht gestellt, weil er sich voll auf die Mannschaft konzentrie­re.

Seine erste schwere Krise als Bundesliga­trainer scheint ihn nicht groß zu beeindruck­en. Er glaubt fest daran, dass man am Samstag ein anderes Gesicht seiner Mannschaft sehen wird. „In der Mannschaft ist das Bewusstsei­n da, zu sagen, die letzten Spiele waren nix, das können wir deutlich besser.“

Auch er selbst scheint sich hinterfrag­t zu haben. Dass er zum Beispiel mit permanente­n Taktikwech­seln und personelle­n Umstellung­en (teilweise verletzung­sbedingt) zur Verunsiche­rung seiner Spieler beigetrage­n hat. Nun will er ihnen mit klaren Lösungen helfen. „Jeder Spieler bekommt seine Aufgaben, an denen er sich festhalten kann. Wenn er die löst, wird er wieder Sicherheit bekommen. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung.“

Doch er weiß auch, dass am Samstag nur noch Taten zählen: „Egal wie wir spielen, wir müssen das, was wir machen, mit aller Kontig sequenz, mit aller Wucht durchsetze­n.“Die Spieler scheinen das verstanden zu haben. Bei den beiden öffentlich­en Trainingse­inheiten am Dienstag und Mittwoch ging es ordentlich zur Sache.

Allerdings bangt Baum um einen wichtigen Spieler. Raúl Bobadilla, der in Berlin nach dem Aufwärmen mit Wadenprobl­emen ausfiel, musste auch gestern das Training abbrechen. Der Stürmer musste zum Arzt und fuhr vorerst nicht mit nach Grassau. Dort bereiteten sich im Sommer übrigens unter anderem Aufsteiger RB Leipzig und Zweitligis­t VfB Stuttgart auf die Saison vor. RB ist Zweiter und der VfB Tabellenfü­hrer. Wenn das kein gutes Omen ist.

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Foto: imago Entwickelt der FCA hier einen besonderen Geist für den Abstiegska­mpf? In einem Kurztraini­ngslager im Golf Resort Achental stimmt sich der Bundesligi­st mit seinen Profis auf das bedeutsame Heimspiel gegen Köln ein.
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Fotos: Wagner, Krieger Gegen Köln wollen FCA Trainer Manuel Baum und Martin Hinteregge­r (linkes Bild) den Negativtre­nd stoppen. Der Einsatz von Raúl Bobadilla (rechts Physiother­apeut Michael Deiss) ist wegen Wadenprobl­emen fraglich.
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