Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ist Ostereiersuchen noch korrekt?
Ist Ostereiersuchen politisch, ökonomisch und medizinisch noch korrekt? Der Ökonom und Soziologe Max Weber prägte schon 1917 das Schlagwort von der „Entzauberung der Welt“. Er sagte, dass es keine geheimnisvollen Mächte mehr gebe, sondern vielmehr alle Dinge durch Berechnen beherrscht werden können.
Diese Entzauberung der Welt spielt sich nicht nur auf universeller, sondern auch auf individueller Ebene ab. Das Erwachsen- und Älter-Werden ist eine Form, auf den harten Boden der Tatsachen geholt zu werden. Der alte Kumpel spannt einem die Frau aus und der geliebte VW-Golf ist plötzlich eine Betrügerkiste. Der Älter-Gewordene merkt: Die Welt ist nicht so „Friede-Freude-Eierkuchen“-harmonisch, wie wir sie gerne hätten.
Auch an den Kindern geht dies nicht spurlos vorüber. Beispiel: Ostern. Ich erinnere mich noch an die Freudenschreie, wenn ich im Garten das Versteck des Osterhasens gefunden hatte. Die OsterSüßigkeiten verputzte ich oft an einem Tag. Wie viele Kinder glauben heute noch an den Osterhasen? Außerdem sind die Süßigkeiten in Verruf geraten. Die Ärzte warnen vor den Zuckerbomben in den Nestern, sie würden zu Karies, Diabetes und Fettleibigkeit führen.
Was soll man dann ins Nest legen? Ein neues Smartphone als Ostergeschenk für die Kleinen hat ja nichts mehr mit Zauber und Feier- tagsmagie zu tun. Mag sein, dass das jetzt auch nur die Ansicht eines älteren Mitbürgers ist, der sich schwertut, sich an die ständig verändernde Welt anzupassen.
Mir fällt in diesem Zusammenhang auch noch ein, wie ein Mitschüler an der Berufsaufbauschule (BAS) vor 45 Jahren die Frage des Deutschlehrers „Was ist intelligent“mit „Intelligenz ist der Grad der Anpassung“beantwortet hat. Nebenbei: Dieser Mitschüler hat es in der Gesellschaft weitergebracht als der Autor dieser Zeilen. Dennoch sage ich „Frohe Ostern all meinen Werten!“ An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.