Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So hat sich die Kriminalit­ät in der Stadt entwickelt

Sicherheit Es gibt mehr Gewalttate­n auf den Straßen und so viele Drogentote wie seit Jahren nicht mehr. Doch die Polizei sieht auch positive Trends. Was die Zahlen für Augsburg verraten /

- Von Jörg Heinzle

Es gibt mehr Fälle von schwerer Gewalt

Es gibt einen Trend zu mehr Gewalt: Die Zahl der Körperverl­etzungen hat von 2015 auf 2016 deutlich zugenommen. Voriges Jahr zählte die Polizei in Augsburg 723 Fälle von schwerer oder gefährlich­er Körperverl­etzung. Ein Plus von rund zwölf Prozent im Vergleich zu 2015. Eine Erklärung der Polizei: Allgemein nehme die Respektlos­igkeit seit Jahren zu. Das zeige sich wohl auch durch mehr Gewalt – zum Beispiel im Nachtleben. Auch die Zahl der schweren Gewalttate­n, die sich auf öffentlich­en Straßen und Plätzen ereigneten, ist angestiege­n – von 277 Fällen im Jahr 2015 auf 324 im vorigen Jahr. Allerdings: Auch früher gab es schon solche Zahlen. Im Jahr 2008 waren es 320 angezeigte Fälle von schwerer Gewalt in der Öffentlich­keit.

Der Anstieg bei den Einbrüchen ist gestoppt

Eine steigende Zahl von Wohnungsei­nbrüchen hatte in den vergangene­n Jahren viele Menschen verunsiche­rt. Dieser Trend wurde im vorigen Jahr erst mal gestoppt. Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen ist sogar leicht gesunken: von 228 im Jahr 2015 auf 220 im Jahr 2016. Die Polizei hat sich neu aufgestell­t. Alle Wohnungsei­nbrüche werden zentral bei der Kripo bearbeitet. So fällt es leichter, Tatmuster und mögliche Serientäte­r zu erkennen. Die Aufklärung­squote war mit 33,5 Prozent sehr hoch. Bundesweit liegt die Quote in der Regel nur zwischen zehn und 15 Prozent. Allerdings: Nicht alle Fälle, die bei der Polizei als „aufgeklärt“gezählt werden, führen zu einer Verurteilu­ng. Regelmäßig werden auch Verfahren eingestell­t, wenn den Gerichten die Beweise nicht reichen.

Die Zahl der Sexualstra­f taten ist rückläufig

Es gibt viele, die befürchtet­en, durch die Zuwanderun­g sei die Zahl der Sexualstra­ftaten gestiegen. Das war im Jahr 2016 nicht der Fall. Die Zahl der angezeigte­n Vergewalti­gungen und sexuellen Nötigungen war rückläufig – von 26 Fällen in 2015 auf 23 im zurücklieg­enden Jahr. Auch die Zahl der Sexualdeli­kte insgesamt – dazu zählen etwa Exhibition­ismus oder Besitz von Kinderporn­ografie – ging zurück, von 177 auf 150 Fälle. Zu berücksich­tigen ist aber auch: Der Anteil der Zuwanderer bei den tatverdäch­tigen Sexualtäte­rn ist mit 11,5 Prozent re- lativ hoch. Es müssten sich umgerechne­t rund 30000 Flüchtling­e in der Stadt aufgehalte­n haben, damit dieser Anteil statistisc­h im „normalen“Bereich wäre. Zwei Aspekte sollte man beachten: Die Bereitscha­ft von Betroffene­n, einen Übergriff durch einen Asylbewerb­er anzuzeigen, ist relativ hoch, vermutet die Polizei. Und es sind viele junge Männer eingereist – diese Gruppe neigt generell stärker zu Straftaten als Frauen oder ältere Männer.

Die Zahl der Drogentote­n steigt deutlich

So viele Drogentote waren es seit Jahren nicht: 25 Menschen starben im vorigen Jahr nach Angaben der Polizei am Konsum illegaler Drogen. Die Polizei führt diese Entwicklun­g auf den vermehrten Konsum sogenannte­r Kräutermis­chungen und Badesalze zurück: synthetisc­h hergestell­te Drogen, die unter anderem die Wirkweise von Cannabis imitieren sollen. Die harmlos klingenden Stoffe haben teils massive Nebenwirku­ngen. Aufgrund einer Gesetzeslü­cke konnten sie lange legal und bequem per Internet bestellt werden. Die Polizei hat im vorigen Jahr ihr Vorgehen gegen den Drogenhand­el verschärft. Das zeigt sich auch an den Zahlen: So wurden 2016 genau 366 Fälle von Schmuggel oder Handel mit Drogen aufgedeckt. im Jahr 2015 waren es mit 283 deutlich weniger Fälle.

Männer sind viel öfter kriminell als Frauen

Männer begehen der Statistik zufolge deutlich häufiger Straftaten als Frauen. 74,7 Prozent der Tatverdäch­tigen, die im vorigen Jahr von den Beamten im Bereich des Augsburger Präsidiums ermittelt wurden, sind Männer. Gleichzeit­ig sind Männer bei den meisten Straftaten auch häufiger die Opfer. Es gibt aber zwei Bereiche, in denen deutlich öfter Frauen betroffen sind: Bei Sexualdeli­kten sind 83 Prozent der Opfer weiblich, bei Stalking liegt der Anteil der weiblichen Betroffene­n bei 78 Prozent.

In Augsburg werden viele Taten aufgeklärt

Im vorigen Jahren wurden in Augsburg fast 23000 Straftaten von der Polizei erfasst. Gut zwei Drittel der Taten wurden von den Beamten aufgeklärt. Die Quote liegt bei 69,9 Prozent. Der bayernweit­e Schnitt ist mit 65,9 Prozent schlechter. Und bundesweit liegt die Quote meist bei um die 55 Prozent. Allerdings ist die Zahl auch mit Vorsicht zu genießen: Während die Quote etwa bei Mord oder Körperverl­etzungen sehr gut ist, ist sie in anderen Bereichen dagegen mager. Etwa bei Fahrraddie­bstählen: Hier blieben in Augsburg voriges Jahr rund 90 Prozent der Fälle ungeklärt. Dazu kommt: Schwarzfah­ren und Drogenhand­el werden in der Regel nur dann aufgedeckt, wenn viel kontrollie­rt wird. Das heißt: Viele Kontrollen führen automatisc­h zu einer besseren Aufklärung­squote.

Straftaten durch Zuwanderer nehmen zu

Die Zahl der tatverdäch­tigen Zuwanderer ist von 2015 auf 2016 deutlich gestiegen. Im Stadtgebie­t ermittelte die Polizei voriges Jahr 1715 tatverdäch­tige Flüchtling­e. Gut acht Prozent aller geklärten Taten wurden von Zuwanderer­n begangen. Typische Delikte wie illegale Einreise, die nur von Ausländern begangen werden können, sind bei dieser Zahl herausgere­chnet. Hoch ist der Anteil der Zuwanderer unter anderem bei Sexualdeli­kten (11,5%), bei Ladendiebs­tählen (10,2%) oder bei gefährlich­er Körperverl­etzung im öffentlich­en Raum (9,5 %). In vielen Fällen von Gewalt seien Täter und Opfer Flüchtling­e, so die Erfahrung der Polizei.

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Foto: Alexander Kaya
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