Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Beeindruckender Vortrag
Kennt ihr Raul Krauthausen? Wenn nicht, solltet ihr ihn kennenlernen. Ein wirklich kleiner Mann mit sagenhaft großer Seele. Seine Art zu sprechen hat mich schwer beeindruckt. Ebenso seine Wortgewandtheit, womit er uns kritische Themen leichtfüßig und humorvoll nahegebracht hat. Lustig, wenn ich leichtfüßig schreibe, denn Herr Krauthausen ist Rollstuhlfahrer. Seine Botschaften sind unmissverständlich. Er setzt sich ein für Rechte behinderter Menschen und schafft Raum für innere Welten. Ich erkläre euch mal, was ich meine: In mir hat er angeregt, meine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Ich bin dabei, ein Buch zu schreiben, und setze mich gerade sehr mit meiner Behinderung auseinander. Dabei ist mir Folgendes aufgefallen: Menschen wie ich haben neben dieser Behinderung sagenhaft gute Fähigkeiten. Und die gilt es zu entwickeln. Ich schreibe leidenschaftlich gerne Gedichte, spiele seit Neuestem Theater und liebe es, Menschen glücklich zu machen. Schade, dass diese Fähigkeiten nicht schon als Kind gefördert wurden, aber Förderschulen haben eben andere Ziele. Wie gut, dass meine Mutter immer an mich geglaubt hat, denn sonst wäre ich nicht da, wo ich heute bin.
Mein Rat ist: Niemals aufgeben, immer weitermachen. Denn plötzlich kommen Menschen in dein Leben, die dir Gutes geben. Und mit diesen guten Menschen macht das Leben derart Spaß, dass es nicht mehr wichtig ist, ob du krank bist oder behindert, denn was zählt, ist dein eigenes Glück! So glücklich wie in meinem inklusiven Zuhause war ich vorher nicht, denn wie Herr Krauthausen schon sagt, Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung werden als Gruppe wahrgenommen, nicht als Individuen. Und wirklich lustig finde ich, dass ich nie geistig behindert war, hat halt keiner gemerkt. Das spornt mich sogar richtig an, mit guten Taten der Welt zu zeigen, dass es sich lohnt, in einen Menschen zu investieren, auch wenn dieser offensichtlich Einschränkungen hat, denn wer ist nicht beschränkt? Kuss und Gruß eure Franzi O
Franziska Ottlik ist 23 Jahre alt und von Geburt an schwerbehindert. Sie ist halbseitig gelähmt und kann nicht spre chen, sondern nur Laute von sich ge ben. Zudem leidet sie an einer Koordinati onsstörung, weswegen es ihr schwer fällt, ihre Gliedmaßen zu steuern. In unse rer Kolumne schreibt Franziska über ih ren Alltag mit Behinderung. Mithilfe der sogenannten gestützten Kommunikati on kann Franziska sich ausdrücken. Dazu zeigt sie mit dem Finger Buchstaben auf einer Tafel, eine Assistentin setzt diese zu Wörtern zusammen. Wer mehr über sie erfahren will, schaut auf ihren Blog: www.franziskaottlik.wordpress.com