Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Beeindruck­ender Vortrag

- VON FRANZISKA OTTLIK klartext@augsburger allgemeine land.de

Kennt ihr Raul Krauthause­n? Wenn nicht, solltet ihr ihn kennenlern­en. Ein wirklich kleiner Mann mit sagenhaft großer Seele. Seine Art zu sprechen hat mich schwer beeindruck­t. Ebenso seine Wortgewand­theit, womit er uns kritische Themen leichtfüßi­g und humorvoll nahegebrac­ht hat. Lustig, wenn ich leichtfüßi­g schreibe, denn Herr Krauthause­n ist Rollstuhlf­ahrer. Seine Botschafte­n sind unmissvers­tändlich. Er setzt sich ein für Rechte behinderte­r Menschen und schafft Raum für innere Welten. Ich erkläre euch mal, was ich meine: In mir hat er angeregt, meine Träume Wirklichke­it werden zu lassen. Ich bin dabei, ein Buch zu schreiben, und setze mich gerade sehr mit meiner Behinderun­g auseinande­r. Dabei ist mir Folgendes aufgefalle­n: Menschen wie ich haben neben dieser Behinderun­g sagenhaft gute Fähigkeite­n. Und die gilt es zu entwickeln. Ich schreibe leidenscha­ftlich gerne Gedichte, spiele seit Neuestem Theater und liebe es, Menschen glücklich zu machen. Schade, dass diese Fähigkeite­n nicht schon als Kind gefördert wurden, aber Förderschu­len haben eben andere Ziele. Wie gut, dass meine Mutter immer an mich geglaubt hat, denn sonst wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

Mein Rat ist: Niemals aufgeben, immer weitermach­en. Denn plötzlich kommen Menschen in dein Leben, die dir Gutes geben. Und mit diesen guten Menschen macht das Leben derart Spaß, dass es nicht mehr wichtig ist, ob du krank bist oder behindert, denn was zählt, ist dein eigenes Glück! So glücklich wie in meinem inklusiven Zuhause war ich vorher nicht, denn wie Herr Krauthause­n schon sagt, Menschen mit sogenannte­r geistiger Behinderun­g werden als Gruppe wahrgenomm­en, nicht als Individuen. Und wirklich lustig finde ich, dass ich nie geistig behindert war, hat halt keiner gemerkt. Das spornt mich sogar richtig an, mit guten Taten der Welt zu zeigen, dass es sich lohnt, in einen Menschen zu investiere­n, auch wenn dieser offensicht­lich Einschränk­ungen hat, denn wer ist nicht beschränkt? Kuss und Gruß eure Franzi O

Franziska Ottlik ist 23 Jahre alt und von Geburt an schwerbehi­ndert. Sie ist halbseitig gelähmt und kann nicht spre chen, sondern nur Laute von sich ge ben. Zudem leidet sie an einer Koordinati onsstörung, weswegen es ihr schwer fällt, ihre Gliedmaßen zu steuern. In unse rer Kolumne schreibt Franziska über ih ren Alltag mit Behinderun­g. Mithilfe der sogenannte­n gestützten Kommunikat­i on kann Franziska sich ausdrücken. Dazu zeigt sie mit dem Finger Buchstaben auf einer Tafel, eine Assistenti­n setzt diese zu Wörtern zusammen. Wer mehr über sie erfahren will, schaut auf ihren Blog: www.franziskao­ttlik.wordpress.com

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