Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sieben Eichhörnchen gerettet
Notfall Der ungewöhnlich große Wurf war von der Mutter verlassen worden. Nun stellt er den Eichhörnchenschutzverein vor eine besondere Herausforderung
Mit Tierdramen hat sie regelmäßig zu tun. Aber dieser Fall ist auch für Heidi Gallenberger vom Eichhörnchenschutzverein etwas Besonderes. Am Gründonnerstag musste sie zusammen mit ihrer Tochter Sabine sieben Eichhörnchenbabys auf einen Streich vor dem Verhungern retten. Nun steht sie vor der nächsten Herausforderung: Sieben Jungtiere gleichzeitig aufzupäppeln, das ist selbst für Spezialisten schwierig.
Die verwaisten Eichhörnchen wurden am Gründonnerstag im Münchner Stadtteil Haidhausen geborgen. Eine Anwohnerin hatte die Eichhörnchenmutter schon länger beobachtet. Das Tier sei vor Fällarbeiten für einen großen Wohnkomplex in der Nachbarschaft geflüchtet, berichtet Gallenberger. Deshalb habe das Eichhörnchen sein neues Nest wohl auch an einer sehr ungünstigen Stelle gebaut – an einem Hausbalkon im vierten Stock, der Wind und Wetter ausgesetzt ist. Ein solcher Platz kann für die Jungtiere sehr gefährlich werden. Sie können noch nicht gut klettern und stürzen leicht ab. Eichhörnchenbabys vertragen es auch nicht, wenn sie Regen und Kälte ausgesetzt sind.
Als der Schutzverein das gefährdete Nest am Gründonnerstagabend gegen 21 Uhr kontrollierte, stellten die Helfer fest, dass auch noch die Eichhörnchenmutter verschwunden war. „Um diese Uhrzeit ist es absolut ungewöhnlich, dass sie nicht bei ihren Kindern ist“, sagt Heidi Gallenberger. Man müsse davon ausgehen, dass sie umgekommen ist. Denn in einer Großstadt wie München seien Eichhörnchen allein schon durch den starken Verkehr gefährdet. Der Nachwuchs wurde aus dem Nest geborgen und in Sicherheit gebracht. Denn ohne die Mutter hätten die gut drei Wochen alten Babys, die ihre Augen noch geschlossen hatten, mit Sicherheit nicht überlebt. „Sie sind sehr klein für ihr Alter und hatten großen Durst“, sagt Heidi Gallenberger. Ein Wurf mit sieben Geschwistern sei extrem selten. Normal seien etwa drei Jungtiere.
Über Ostern kamen die sieben geretteten Eichhörnchen erst einmal zu einer Pflegefamilie nach Augs- burg. Am Dienstag sollen sie zur nächsten Pflegestelle bei Ingolstadt verlegt werden. Denn so viele Babys auf einmal aufzupäppeln, sei eine enorme Anstrengung, sagt Gallenberger: Die Tiere müssen etwa alle drei Stunden gefüttert werden. Bei sieben Jungtieren dauert es selbst mit Routine mindestens eine Stunde, bis alle satt sind. Erst nach etwa zwei Monaten ist es so weit, dass man sie auf die Auswilderung vorbereiten kann. Dann kommen sie in eine große Voliere, möglichst in der Nähe eines Waldes, wo sie behutsam an die Rückkehr in die freie Natur gewöhnt werden.
Insgesamt betreut der bundesweit vernetzte Eichhörnchenschutzverein mit Hauptsitz in München pro Jahr rund 500 Tiere. Von Frühjahr bis Herbst haben die Ehrenamtlichen viel zu tun, vor allem dann, wenn Jungtiere in Not versorgt werden müssen. O
Wer beim Eichhörnchen schutzverein mithelfen will, kann sich unter der Telefonnummer 0176/55376864 melden.