Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von Hasen, Eiern und zu viel Schokolade

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger allgemeine.de

Die Wochen nach Ostern sind eine Qual. Sie gehören aus dem Kalender radiert oder zumindest auf die nötigsten Wochentage zusammenge­strichen. Warum? Wegen des Schoko-Fluchs, der an der nachösterl­ichen Zeit klebt wie ein Nutella-Fleck an der Lieblingsh­ose. Die Wohnung gleicht einem Osternest. Über den Parkettbod­en kugeln bunte Eier, hinter jeder Topfpflanz­e wackelt ein Paar goldener Hasen-Löffel und wo früher ein Regal voller Bücher stand, leben nun die zarten Nougat-Küken.

Da muss man doch nicht gleich verzweifel­n, werden Sie jetzt rufen. Es ist doch nur Schokolade. Aber, seufze ich zurück, es ist zu viel Schokolade. Ein gewaltiger Berg, vor dem der einzelne Mensch hockt wie ein Hasenbaby vor dem Hochhaus. Bis in die Traumwelt dringt sie vor, die süße Gefahr. Panisch schlage ich im Bett nach fliegenden Fairtrade-Eiern und drohe, in einem Meer aus Rumkugeln zu ertrinken.

Die Finger tippen bald wie von selbst das Wort „Schoko-Sucht“in die Internet-Suche. „Hilfe“, beginnt da sogleich das erschrecke­nde Geständnis einer jungen Frau, „ohne Schokolade fange ich an zu weinen“. Oft, schreibt sie, „schreie ich dann unkontroll­iert. Versucht mein Partner, meinen Konsum einzuschrä­nken, schlage ich auch schon mal zu“. Mir wird schwarz vor Augen, der Raum ist auf einmal dunkel wie ein Goldhase Edelbitter.

Nein! So weit soll es nicht kommen. Die Schokolade muss aus dem Haus, so schnell wie möglich. Ich klaube die Eier aus den Nestern, schubse die Hasen in eine große Tüte und nehme alles mit in die Redaktion. Die Lösung des Problems: weitervers­chenken. Die Kollegen freuen sich bestimmt. Denn Schoko-Sucht ist ja nicht ansteckend. Oder etwa doch?

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Foto: P. Pleul, dpa Diese Schoko Nager sind nur auf den ersten Blick niedlich.

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