Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vom Überleben eines Klosters
Serie Was Äbtissin Irmengardis in Oberschönenfeld schuf, wirkt bis heute nach
Man verzeihe dem Autor dieser Serie wenn schon nicht berühmter, dafür aber zumindest erwähnenswerter Menschen aus dem Landkreis folgenden – zugegebenermaßen zwar weit hergeholten, dafür aber recht aktuellen – Einstieg. Denn Wetten ist heute wieder in. Und es scheint so, als sei das Zocken auch schon früher äußerst attraktiv gewesen. Jedenfalls hat die Person, die wir heute vorstellen, es im 18. Jahrhundert als wichtig erachtet, entsprechende Regeln auch für dieses Vergnügen zu aktualisieren.
Gemeint ist ein als „Polizey“-Ordnung bezeichneter Kodex, den man als Einheimischer nicht unbedingt mit dem beschaulichen, ja kontemplativen Ort der Abtei Oberschönenfeld in Verbindung bringt. Jedenfalls hat die Erneuerung der Vorschriften zur grund- und gerichtsherrlichen Absicherung des Klosters der Zisterzienserinnen die letzte Äbtissin vor der Säkularisation, also der Verstaatlichung kirchlicher Güter zu verantworten: Maria Irmengardis Stichauer, eine gebürtige Oberpfälzerin. Bemerkenswert mag auch sein, dass die Regeln nicht nur für das klösterliche und kirchliche Leben, sondern auch für das weltliche der umliegenden Ortschaften galten, zum Beispiel den Wirtshausbesuch. Und es war auch strafbewehrt, einen Obstbaum zu fällen. Denn die Früchte stellten ja auch einen wirtschaftlichen Wert dar. Und das liegt sicherlich auf der Linie der materiell ausgerichteten Einstellung der Benediktiner zum Leben: Ora et labora.
Und gerade auf diesem Gebiet hat Irmengardis Bemerkenswertes geleistet. Denn als sie die Leitung der Abtei im Februar 1774 übernahm, war die wirtschaftliche Situation verheerend. Es ist der klugen geistlichen und wohl überlegten Wirtschaftsführung der Äbtissin Irmengard II zu verdanken, dass sich das Kloster allen Missständen zum Trotz prächtig entwickelte. Im Katalog zur Ausstellung des Forums für Schwäbische Geschichte (Schloss Höchstädt, 2002) ist gar von einer „bemerkenswerten Blüte“die Rede, was wohl auch nicht anzuzweifeln ist. Zunächst baute die Äbtissin mit konsequenter Sparsamkeit – echt schwäbische Lebensauffassung einer Oberpfälzerin – die von ihren Vorgängerinnen übernommenen Schulden ab. Als sich infolge von Kriegssteuern gegen Ende des 18. Jahrhunderts erneut Geldprobleme abzeichneten verkaufte das Kloster Silbergerät.
Doch nicht nur wirtschaftliche Fortune neben ihrer religiösen Führung zeichneten Irmengard aus. Sie war auch eine Förderin geistlicher Musik. So veranstaltete das Kloster etwa zu ihrer Ehre im Oktober 1792 eine „Singmusik“, eine Kantate mit Chören, Streichern und Bläsern, berichtet Werner Schiedermair im vorhin erwähnten Katalog. Kurz vor ihrem Tod wurde die Äbtissin im Dezember 1802 mit der Ankündigung der „Verweltlichung“der klösterlichen Besitztümer konfrontiert. Und sie ebnete den Weg dafür, dass die 32 Schwestern auch in Zukunft in ihrer klösterlichen Gemeinschaft im angestammten Haus weiterleben konnten. Irmengard verstarb am 25. Februar 1803.
Und wenn wir heute noch gerne das Kloster besuchen, auch die Wirtschaft und uns natürlich im Klosterladen mit frischem Brot versorgen, dann haben wir das nicht unwesentlich der Äbtissin Maria Irmengard Stichaner aus der Oberpfalz zu verdanken.