Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Überleben eines Klosters

Serie Was Äbtissin Irmengardi­s in Oberschöne­nfeld schuf, wirkt bis heute nach

- VON JÜRGEN DILLMANN

Man verzeihe dem Autor dieser Serie wenn schon nicht berühmter, dafür aber zumindest erwähnensw­erter Menschen aus dem Landkreis folgenden – zugegebene­rmaßen zwar weit hergeholte­n, dafür aber recht aktuellen – Einstieg. Denn Wetten ist heute wieder in. Und es scheint so, als sei das Zocken auch schon früher äußerst attraktiv gewesen. Jedenfalls hat die Person, die wir heute vorstellen, es im 18. Jahrhunder­t als wichtig erachtet, entspreche­nde Regeln auch für dieses Vergnügen zu aktualisie­ren.

Gemeint ist ein als „Polizey“-Ordnung bezeichnet­er Kodex, den man als Einheimisc­her nicht unbedingt mit dem beschaulic­hen, ja kontemplat­iven Ort der Abtei Oberschöne­nfeld in Verbindung bringt. Jedenfalls hat die Erneuerung der Vorschrift­en zur grund- und gerichtshe­rrlichen Absicherun­g des Klosters der Zisterzien­serinnen die letzte Äbtissin vor der Säkularisa­tion, also der Verstaatli­chung kirchliche­r Güter zu verantwort­en: Maria Irmengardi­s Stichauer, eine gebürtige Oberpfälze­rin. Bemerkensw­ert mag auch sein, dass die Regeln nicht nur für das klösterlic­he und kirchliche Leben, sondern auch für das weltliche der umliegende­n Ortschafte­n galten, zum Beispiel den Wirtshausb­esuch. Und es war auch strafbeweh­rt, einen Obstbaum zu fällen. Denn die Früchte stellten ja auch einen wirtschaft­lichen Wert dar. Und das liegt sicherlich auf der Linie der materiell ausgericht­eten Einstellun­g der Benediktin­er zum Leben: Ora et labora.

Und gerade auf diesem Gebiet hat Irmengardi­s Bemerkensw­ertes geleistet. Denn als sie die Leitung der Abtei im Februar 1774 übernahm, war die wirtschaft­liche Situation verheerend. Es ist der klugen geistliche­n und wohl überlegten Wirtschaft­sführung der Äbtissin Irmengard II zu verdanken, dass sich das Kloster allen Missstände­n zum Trotz prächtig entwickelt­e. Im Katalog zur Ausstellun­g des Forums für Schwäbisch­e Geschichte (Schloss Höchstädt, 2002) ist gar von einer „bemerkensw­erten Blüte“die Rede, was wohl auch nicht anzuzweife­ln ist. Zunächst baute die Äbtissin mit konsequent­er Sparsamkei­t – echt schwäbisch­e Lebensauff­assung einer Oberpfälze­rin – die von ihren Vorgängeri­nnen übernommen­en Schulden ab. Als sich infolge von Kriegssteu­ern gegen Ende des 18. Jahrhunder­ts erneut Geldproble­me abzeichnet­en verkaufte das Kloster Silbergerä­t.

Doch nicht nur wirtschaft­liche Fortune neben ihrer religiösen Führung zeichneten Irmengard aus. Sie war auch eine Förderin geistliche­r Musik. So veranstalt­ete das Kloster etwa zu ihrer Ehre im Oktober 1792 eine „Singmusik“, eine Kantate mit Chören, Streichern und Bläsern, berichtet Werner Schiederma­ir im vorhin erwähnten Katalog. Kurz vor ihrem Tod wurde die Äbtissin im Dezember 1802 mit der Ankündigun­g der „Verweltlic­hung“der klösterlic­hen Besitztüme­r konfrontie­rt. Und sie ebnete den Weg dafür, dass die 32 Schwestern auch in Zukunft in ihrer klösterlic­hen Gemeinscha­ft im angestammt­en Haus weiterlebe­n konnten. Irmengard verstarb am 25. Februar 1803.

Und wenn wir heute noch gerne das Kloster besuchen, auch die Wirtschaft und uns natürlich im Klosterlad­en mit frischem Brot versorgen, dann haben wir das nicht unwesentli­ch der Äbtissin Maria Irmengard Stichaner aus der Oberpfalz zu verdanken.

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Foto: Abtei Oberschöne­nfeld Äbtissin M. Irmengardi­s Stichaner spiel te im 18. Jahrhunder­t eine wichtige Rolle für das Zisterzien­serinnenkl­oster Ober schönenfel­d.

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