Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Brentano singt mit Fanta Vier
Deutsche Liedlyrik einst und heute
Der Literaturnobelpreis für Bob Dylan hat unterstrichen, dass, um den Untertitel des hier vorzustellenden Büchleins aufzugreifen, „Lieder und Songs als Gedichte“ernstzunehmen sind. Das tut Dirk von Petersdorff mit „In der Bar zum Krokodil“, worin es nicht nur ein Kapitel über die Songkreationen der Comedian Harmonists gibt, sondern es erst einmal zurückgeht in die Geschichte des deutschen lyrischen Lieds. Zu Brentano, Eichendorff und Heine, zu denen Petersdorff auf wenigen Seiten Erhellendes zu sagen hat. Woraufhin er die Lied-Traditionslinie auch schon ins 20. Jahrhundert hinein führt, zu Songs der Dietrich und der „Dreigroschenoper“und kurioserweise auch zu Gedichten des späten Stefan George.
Dann betritt Petersdorff die Gefilde des deutschen Pop. Und feiert Udo Lindenberg als denjenigen, der sich, während in der Hochkultur der 60er, 70er Jahre der Reim verpönt war, kühn für die Verwendung des selbigen entschied – womit Petersdorff dem Panik-Rocker doch ein bisschen viel der Ehre angedeihen lässt. Anderes bringt mehr Ertrag. Etwa, wenn die ausgebufften ReimStrategien der Fantastischen Vier aufgeschlüsselt und gleich noch ein erhellender Brückenschlag vollzogen wird mit der These, die Rapper würden Strategien neu beleben, die der barocke Sprachpapst Martin Opitz einst aus dem Deutschen verbannte. Mit Erkenntnissen wie diesen – auch Judith Holofernes wird näherer Betrachtung gewürdigt – lässt man sich gerne für das Kunstvolle im Populären begeistern.