Augsburger Allgemeine (Land Nord)

FCA droht die gelbe Gefahr

Fußball Bundesliga Etliche Profis des FC Augsburg sind mit vier Gelben Karten belastet. Bei der nächsten Verwarnung sind sie gesperrt. Die Spieler bewegen sich auf einem schmalen Grat

- VON JOHANNES GRAF

In den vergangene­n eineinhalb Jahren sah sich Philipp Max wiederholt dem Spott seiner Mitspieler ausgesetzt. Allen voran Marwin Hitz neckte den Linksverte­idiger des FC Augsburg. Hitz hatte, obwohl er von Berufs wegen im Tor steht, bereits einen Treffer für den Bundesligi­sten erzielt. In der Nachspielz­eit traf er einst gegen Leverkusen zum 2:2.

Am Sonntag nun glich Max mannschaft­sintern aus. Auch der 23-Jährige hat nun einen Treffer auf seinem Konto, gegen den Hamburger SV erzielte er das zwischenze­itliche 3:0. Max gesteht, er sei nach seiner Torpremier­e erleichter­t gewesen. „Ich hatte das Gefühl, dass es diesmal klappen könnte“, sagt er.

Womöglich hatte der Vater dazu beigetrage­n, den Torinstink­t des Sohnes zu wecken. Martin Max, 48, traf, anders als sein Sprössling, regelmäßig ins gegnerisch­e Netz. 2002 brachte er es sogar zum Torschütze­nkönig in der Bundesliga. Am Sonntag war Papa Max nach längerer Zeit mal wieder im Stadion. „Es hat alles wie die Faust aufs Auge gepasst“, betont Philipp Max mit einem Lächeln.

Max war seinem ersten Tor im Wortsinn näher als üblich. Trainer Manuel Baum hatte ihm auf der linken Seite die offensive Position zugeteilt, bot ihn vor Verteidige­r Konstantin­os Stafylidis auf. In der Vergangenh­eit konkurrier­ten die beiden Profis meist um den Verteidige­rposten. Max wirkt zufrieden mit seiner aktuellen Rolle, genießt die Freiheiten einer Absicherun­g hinter sich. Max: „Ich habe immer betont, dass ich beides spielen kann. In der Konstellat­ion passt es ganz gut.“

Nicht nur bei ihm ist vor dem Auswärtssp­iel bei Borussia Mönchengla­dbach Zuversicht zurückgeke­hrt (Samstag, 15.30 Uhr). Mit der besten Saisonleis­tung und dem 4:0 gegen Hamburg hat der FC Augsburg ein Zeichen im Abstiegska­mpf gesetzt. Die Augsburger erleben in der Bundesliga eine Spielzeit bestehend aus Höhen und Tiefen, auf Erfolgserl­ebnisse folgten wiederholt Rückschläg­e. Und umgekehrt.

Max gibt sich allerdings überzeugt, die Mannschaft könne mit der jetzigen Situation umgehen. „Wir haben unsere Lehren gezogen“, bekundet er. Gegen Hamburg hätte man immer wieder für Entlastung sorgen können, schiebt er hinterher. „Das müssen wir mitnehmen: Wir müssen gefährlich bleiben.“

Zugute kommt dem FCA dieser Tage die Rückkehr von Langzeitve­rletzten. Gegen Hamburg standen unter anderem Raúl Bobadilla und Caiuby im Kader. So komfortabe­l die personelle Situation momentan erscheint, sie könnte nur von kurzer Dauer sein. Denn: Dem FCA droht die gelbe Gefahr. Bei der nächsten Verwarnung werden Daniel Baier, Christoph Janker, Paul Verhaegh, Jeffrey Gouweleeuw, Dong-Won Ji, Max und Hitz für ein Spiel gesperrt. Im Heimspiel gegen Borussia Dortmund müssten sie zuschauen, in Hoffenheim wären sie wieder dabei.

Abstiegska­mpf ohne körperlich­e Härte und aggressive­s Zweikampfv­erhalten? Für Max unmöglich. Seit Wochen trägt er die Bürde von vier Gelben Karten mit sich herum. Dass er deswegen sein Verhalten auf dem Rasen ändert, schließt er aus und beteuert, niemand werde deshalb zurückstec­ken. „Wenn der Schiedsric­hter meint, er muss mir Gelb geben, wird er das machen. Das kann man nicht beeinfluss­en.“

Ähnlich pragmatisc­h beurteilt Innenverte­idiger Gouweleeuw den schmalen Grat, auf dem sich er und seine Mitspieler in Gladbach bewegen werden. „Es gibt Situatione­n, in denen du eine Gelbe Karte riskieren musst. Das geht nicht anders“, betont der 25-jährige Niederländ­er.

Er steht sinnbildli­ch für das Verletzung­spech der Augsburger in dieser Runde, hat sich nach einem Lungenkoll­aps, Rückenbesc­hwerden und einer Knieverlet­zung in die Startelf zurückgekä­mpft. Nun hofft Gouweleeuw in Gladbach auf jenes Erfolgserl­ebnis, das den FCA dem direkten Klassenerh­alt ziemlich nahe bringen würde.

Danach trifft der FCA im Saisonends­purt noch auf Dortmund und Hoffenheim. Gouweleeuw will sich von den vermeintli­ch schwierige­n Aufgaben im Saisonends­purt nicht schrecken lassen. Man dürfe keine Angst haben, meint er.

Philipp Max kann der Situation gar Positives abgewinnen, weil direkte Abstiegsko­nkurrenten wie Wolfsburg, Hamburg oder Mainz sich in Duellen noch gegenseiti­g Punkte abnehmen werden. „Auch wenn gesagt wird, wir haben noch drei Bomber: Für uns ist das keine schlechte Situation. Ich bin absolut positiv gestimmt und mache mir keine Sorgen.“Man gehe in die drei Spiele vielleicht als Underdog, wirft Max ein, trotzdem könne man mit breiter Brust auftreten. Insbesonde­re gilt das für ihn. Ein Tor macht schließlic­h selbstbewu­sst.

„Meint der Schiedsric­hter , er muss mir Gelb geben, wird er das machen. Das kann man nicht beeinfluss­en. “FCA Profi Philipp Max „Es gibt Situatione­n, in denen du eine Gelbe Karte riskieren musst. Das geht nicht anders.“FCA Profi Jeffrey Gouweleeuw

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Foto: Ulrich Wagner Zurückzieh­en komme für ihn nicht infrage, erklärt Philipp Max. Er ist einer von etli chen FCA Profis, denen eine Sperre droht.

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