Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Maler sind da

Kunst Heute eröffnen Ulo Florack und Günther Baumann, die neuen Leiter der Ecke Galerie, ihre erste Ausstellun­g. Als Künstler und Vorstand des Ecke-Vereins sitzen sie zwischen den Stühlen

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Seit Wochen sind die Fenster der Ecke Galerie mit weißem Papier verhängt. Dahinter hat sich einiges getan – und jetzt künden auch bunte Siebdruck-Buchstaben davon: „Die Maler kommen“steht auf einem Blatt an der Eingangstü­re. Gewiss ist diese Ankündigun­g nicht ungewöhnli­ch für eine Galerie, doch im Falle der Ecke signalisie­rt dieses Schild zweierlei: den Neubeginn unter neuer Leitung ebenso wie eine neue Ausstellun­g.

Nach dem Abschied von Anette Urban und Wolfgang Reichert zum Ende des vergangene­n Jahres kuratieren nun ehrenamtli­ch zwei Mitglieder des Vorstandes der Künstlerve­reinigung Die Ecke die Ausstellun­gen in der Galerie am EliasHoll-Platz: Ulo Florack, zweiter Vorsitzend­er des Vereins, und Günther Baumann, Beirat des Vorstandes. Zur Seite steht ihnen für organisato­rische Aufgaben Gabriele David, die mit einem Teilzeitve­rtrag beim Ecke-Verein angestellt ist.

Die neuen Galeristen sind selbst Künstler – Florack Maler und Goldschmie­d, Baumann Maler. Dass sie damit zwischen den Stühlen sitzen, ist Florack und Baumann bewusst. „Aber wir stehen nicht unter der Fuchtel des Vorstandes und können völlig selbststän­dig kuratieren“, versichern sie. Vielmehr sehen sie es als Vorteil, dass sie durch den Hintergrun­d der Künstlerve­reinigung unabhängig von kommerziel­len Überlegung­en sind und dem „heiß gelaufenen Kunstmarkt“, wie Günther Baumann es nennt, etwas entgegense­tzen können. Die Galerie wird wie bisher subvention­iert durch die Künstlerve­reinigung, d. h. die Räume des Hauses am Elias-Holl-Platz werden zur Verfügung gestellt. Durch die ehrenamtli­che Tätigkeit Floracks und Baumanns gehen die Erlöse aus den Verkäufen der Bilder nun aber zu hundert Prozent an die Künstlerve­reinigung. „Für uns bedeutet das, dass wir uns nicht überlegen müssen, wie viel Geld wir verdienen müssen, wir können mehr spielen und experiment­ieren“, erläutert Günter Baumann. Auf Kunst, die in der Galerienla­ndschaft nicht oft zu sehen ist, wollen Florack und Baumann nun ihren Schwerpunk­t legen.

Einem Statement kommt so die erste Ausstellun­g gleich, die den Titel „Das große Format“trägt. Große Bilder von neun Malern werden darin zu sehen sein. Auf der einen Seite wolle man damit einen Faden aufnehmen, den die vorherigen Galeristen mit ihrer letzten Schau „Das kleine Format“zurückgela­ssen hatten. Gleichzeit­ig sei es aber auch eine bewusste Abgrenzung, sagt Günther Baumann, denn großformat­ige Malerei sei in den vergangene­n Jahren in der Galerie kaum zu sehen gewesen. Das mag den kleinen niedrigen Räumen der Galerie geschuldet sein, mutmaßt Baumann, aber auch der Tatsache, dass die großen Bilder schwerer verkäuflic­h seien. Mit ihrer ersten Ausstellun­g wollen die beiden Neugaleris­ten nun testen, ob dies wirklich so ist. Denn großformat­ige Malerei habe ihren eigenen Reiz und sei nun mal eine ganz andere Herausford­erung als kleine Kunstwerke, für die Künstler selbst wie auch für die Betrachter. Vorstellen werden sich Ulo Florack und Günther Bauman mit dieser Ausstellun­g übrigens nicht nur als Galeristen, sie sind darin auch als Künstler vertreten. Zugegebene­rmaßen sei das „ein wenig frech“, sagt Ulo Florack. „Aber für den Anfang ist es legitim“, findet er.

Spezielle Ausstellun­gen für die Mitglieder der Künstlerve­reinigung wird es natürlich auch unter der Ägide von Florack und Baumann weiterhin geben. Schon in der nächsten Schau im Sommer werden sich neue Mitglieder in den Räumen der Galerie vorstellen. Auch zusätzlich­e Kulturvera­nstaltunge­n wollen Florack und Baumann anbieten. Kunstgespr­äche möchten sie initiieren, ein Artist in Residence soll an den Elias-Holl-Platz geholt werden und das Archiv der Künstlerve­reinigung soll zum 110-jährigen Jubiläum im Juli öffentlich­keitswirks­am in einem Raum präsentier­t werden.

Dass die Galeristen­tätigkeit für Florack und Baumann zur Lebensaufg­abe wird, glauben beide aber nicht. „Wir wollen einen Anstoß geben, den Verein neu zu beleben“, sagt Ulo Florack. Menschen für die Kunst zu interessie­ren und zu begeistern, sei ihr Anliegen, das habe schließlic­h vor 110 Jahren zur Gründung der Künstlerve­reinigung Die Ecke geführt. O

für die Ausstellun­g „Das große Format“ist am heutigen Don nerstag um 19.30 Uhr. Bis 3. Juni sind die Bilder von Peter Lochmüller, Szilard Huszank, Helmut Geier, Georg Kleber, Anja Güthoff, Felix Weinold, Daniela Kulot, Günther Baumann und Ulo Florack Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und Samstag von 13 bis 16 Uhr zu sehen.

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Foto: Ulrich Wagner Großes Format in kleinen Räumen: Günther Baumann (links) und Ulo Florack kuratieren in Zukunft die Ausstellun­gen in der Ecke Galerie. Mit zwei eigenen Bildern – links ste hend das von Bauman, liegend das von Florack – präsentier­en sie sich nicht nur...

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