Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Suche nach den Lasterdieben
Kriminalität 1000 Euro Belohnung für Täterhinweise. Was genau auf dem Griblhof passiert ist
Anton Gribl kann es nicht fassen: „Diese Unverfrorenheit“, wiederholt der Seniorchef der Viehhandlung, „diese Unverfrorenheit macht einen ganz sprachlos“. Unbekannte waren in der Nacht auf Samstag in den Aussiedlerhof nördlich von Welden eingestiegen und hatten einen rund 80 000 Euro teuren Viehtransporter gestohlen. Der wurde am nächsten Tag einen halben Kilometer vor Altenmünster demoliert im Graben gefunden. „Der Fahrer muss sich verletzt haben“, vermutet Gribl, der mit seinem Sohn jetzt eine Belohnung ausgesetzt hat. 1000 Euro gibt es für Hinweise, die zu den Tätern führen.
Der Viehhändler, der mit seinem Unternehmen vor einem Jahr von Reutern nach Welden gezogen war, geht von mehreren Tätern aus. Schließlich müsse jemand das Begleitfahrzeug gefahren haben, um auf den Hof zu kommen. Der liegt etwas außerhalb von Welden. Ihn nachts zu Fuß zu erreichen wäre theoretisch zwar möglich. Praktisch erscheint das Gribl senior aber eher unwahrscheinlich. Was ebenfalls für mehrere Täter spricht: Allein sei es schwer zu schaffen, die beiden Gatter der Rindviehhallen zu öffnen. Statt das Weite zu suchen, waren die zu diesem Zeitpunkt etwa 20 eingestellten Rinder stehen geblieben. In den Gattern wurden laut Gribl Mistgabeln geklemmt, damit sie nicht wieder zufallen können.
Anton Gribl junior, der seit 2015 das Unternehmen führt, hatte während des Einbruchs auf dem Hof geschlafen. Mitbekommen hatte er allerdings nichts. Auch nicht, als der laut Polizei unversperrte Viehtransporter gestartet wurde. Er stand in der Waschhalle und sei von außen eigentlich nicht zu erkennen gewesen. Gribl senior geht davon aus, dass sich der Fahrer genau mit dem Spezialfahrzeug auskannte: „So einen Transporter kann ja nicht jeder fahren“, sagt er. Der Unbekannte sei gekonnt durch die etwa dreieinhalb Meter breite Hofzufahrt gefahren und hätte dann genau die Rechtskurve gekriegt – „jemand ohne Erfahrung schafft das nicht“, sagt Gribl. Waren also Profis am Werk, die sich auf den Diebstahl von Spezialfahrzeugen konzentrieren? Gribl schüttelt den Kopf. „Profis wären doch direkt auf die Autobahn gefahren, um dann schnell wegzukommen.“Statt nach Welden und Adelsried zur A 8 ging es ab 3.42 Uhr in Richtung Altenmünster. Auf der Strecke wurden mehrere Leitpfosten umgefahren, mehrmals kam der Lastwagen rechts von der Fahrbahn ab. Nach exakt 7,8 Kilometern hatte die Irrfahrt ein Ende: Der Transporter war offenbar zu weit nach rechts geraten, knickte ein Schild um. Anschließend lenkte der unbekannte Fahrer stark nach links und rauschte in eine Böschung mit Graben. Der Transporter hatte laut Fahrtenschreiber eine Geschwindigkeit von 75 Stundenkilometern. Deshalb vermutet Gribl, dass sich der Fahrer verletzt haben muss. „So ein Aufprall geht doch nicht schadlos an einem vorüber“, sagt der Seniorchef. Vermutlich ist der Täter dann zu Fuß geflüchtet. Aber wohin? Die Gribls erhoffen sich jetzt Hinweise von Zeugen. „Vielleicht gab es ja in der Umgebung eine Party oder eine Feier, bei der jemand etwas mitbekommen hat.“
Um einen vorgezogenen Freinachtsscherz kann es sich kaum gehandelt haben: Der Schaden am Viehtransporter beläuft sich auf rund 20000 bis 30000 Euro. Sollte auch eine Achse oder der Rahmen des Spezialfahrzeugs lädiert sein, dann wird es noch teurer. Waren Tierschutzaktivisten am Werk? Die Hintergründe bleiben unklar, solange es keine konkrete Spur gibt.
Ähnliche Vorfälle habe es im Familienunternehmen noch nicht gegeben, sagt Anton Gribl senior, der den Viehhandel 1987 von seinem Vater übernommen und in Reutern auf einem neuen Betriebsgelände fortgeführt hatte. Heute werden nach Unternehmensangaben Woche für Woche 500 bis 1000 Tiere im Inund Ausland vermarktet. Seit 2016 befindet sich der Handel auf einem eigenen Hof außerhalb von Welden. Als das Betriebsgebäude gebaut wurde, musste schon einmal die Polizei kommen: Unbekannte waren eingebrochen und hatten Baumaschinen gestohlen.