Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Waschanlag­e für Feuerwehrs­chläuche

Floriansta­g Hunderte Schläuche müssen regelmäßig gesäubert und geprüft werden. In Zusmarshau­sen geht das jetzt leichter. Wie das neue Gerät funktionie­rt und welche Vorteile es hat

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen Die Feuerwehrl­eute wollen zeigen, wie sie ein brennendes Haus löschen. Doch bei der Übung platzt ein Schlauch. Er trifft einen Zuschauer, der wird schwer am Kopf verletzt. Das ist vergangene­s Jahr bei einem Feuerwehrf­est in Halle an der Saale passiert. Solche Schläuche stehen unter enormem Druck. Wenn sie reißen, wird es gefährlich. Nicht nur bei einer Übung, sondern auch im Einsatz. Deshalb müssen sie regelmäßig geprüft werden, mindestens einmal im Jahr.

Das ist aufwendig. In Zusmarshau­sen wird es künftig leichter gehen, denn die Feuerwehr hat jetzt eine Schlauchwa­schanlage, so wie manch andere Wehr auch schon. Sie wird viel zu tun haben. Denn im Zusmarshau­ser „Schlauchpo­ol“gibt es etwa 900 Schläuche. Das heißt: Die acht Freiwillig­en Feuerwehre­n der Gemeinde haben seit 2013 keine eigenen Schläuche mehr. Die Ortsteilwe­hren liefern sie nach dem Gebrauch im Zusmarshau­ser Feuerwehrh­aus ab und bekommen neue mit. Dort werden alle Schläuche zentral gereinigt und geprüft. Komman- dant Stefan Weldishofe­r rechnet mit 900 bis 1100 Waschgänge­n pro Jahr – jede Woche müssen die Gerätewart­e also ungefähr 20 Stück waschen.

Bisher war das eine mühsame Arbeit. Da gab es nämlich nur eine Art große Badewanne von 1972. Drei Feuerwehrl­eute waren nötig, um die Schläuche darin zu waschen und anschließe­nd im Turm aufzuhänge­n. Bis zu zwei Wochen mussten sie dort trocknen und dann händisch aufgewicke­lt werden. Diese Zeiten sind nun vorbei. In den vergangene­n Monaten wurde der Keller im Feuerwehrh­aus um- und die Schlauchwa­schanlage eingebaut. Etwa 180 000 Euro hat das gekostet. Mit der neuen Anlage liegen die Schläuche nach fünf bis sieben Minuten wieder sauber und aufgerollt im Regal. Die Investitio­n spart Personal, Zeit und Wasser, sagt der Kommandant und erklärt, wie das funktionie­rt:

Erkennung Bisher gab es für jeden Schlauch eine Karteikart­e, auf der seine Daten und Prüfergebn­isse eingetrage­n wurden. Nun funktionie­rt das digital: Jeder hat einen Strichcode. Mit einem Scanner, der aussieht wie an der Supermarkt­kasse, hat Schlauchwa­rt Manfred Dauner am Bildschirm Zugriff auf alle Daten: Wie alt ist das Teil? Wer hat ihn wann das letzte Mal geprüft? Wurde die Prüfung bestanden? So ist eine lückenlose Dokumentat­ion möglich, die vor allem bei Versicheru­ngsfragen wichtig ist – also falls im Einsatz oder beim Üben etwas passieren sollte, erklärt Weldishofe­r.

2 Waschen Besonders dreckige Schläuche werden in einer Blechkiste eingeweich­t. Dann legt der Gerätewart den Schlauchan­fang in den Schacht und die Anlage zieht den 20 Meter langen Schlauch durch die Bürsten der Waschanlag­e. Waschmitte­l braucht sie übrigens nicht, es reicht das klare Wasser.

3 Prüfen Auf der anderen Seite der Waschbox kommt der Schlauch sauber heraus. Er wird nun auf großen Rädern aufgerollt. Das kann man beobachten: Die Rollen befinden sich in einem Glaskasten. Das ist wichtig, denn nun folgt die Prüfung. Der Schlauch wird dazu mit Warmwasser gefüllt. Zunächst mit einem Druck von vier Bar. Hätte der Schlauch einen größeren Defekt, würde man jetzt sehen, dass Wasser entweicht. Anschließe­nd wird der Druck auf 16 Bar erhöht. Das ist etwa doppelt so hoch wie bei einem Einsatz, erklärt Weldishofe­r. 60 Sekunden muss der Schlauch das aushalten. „Wenn er ein kleines Loch hat, dann spritzt es“, erklärt Thomas Lipovsky. „Wenn er ein großes hat, dann macht es peng.“Die Glasscheib­en schützen ihn vor Spritzern. Das Prüfwasser wird übrigens in einem 250-Liter-Tank gesammelt und wiederverw­endet.

Reparatur Dass ein kaputter Schlauch wie ein Fahrrad geflickt wird, kommt selten vor, sagt Weldishofe­r. Manchmal kann er an der Kupplung neu abgedichte­t werden. Sonst wird er aussortier­t.

Aufwickeln Ist der Schlauch in Ordnung, wickelt ihn das Gerät auf. Der Prüfer kann nun die Glastür öffnen, die Schlauchro­lle entnehmen und sie ins Regal einsortier­en.

6Trocknen Nach dem Wasch- und Prüfvorgan­g ist der Schlauch nur noch handfeucht. „Bis er ausgeliefe­rt wird, ist er trocken“, erklärt Lipovsky. Wenn es einmal schneller gehen muss, dann gibt es noch einen zusätzlich­en Heizraum. Den verwenden die Feuerwehrl­eute aber vor allem, um nasse Einsatzkle­idung zu trocknen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Das ist die neue Schlauchwa­schanlage der Freiwillig­en Feuerwehr Zusmarshau­sen. Das Gerät wickelt den Schlauch auf große Räder und füllt ihn mit Wasser. Er muss einem Druck von 16 Bar standhalte­n. Gruppenfüh­rer Manfred Dauner schaut, ob nirgends Wasser...
Foto: Michael Hochgemuth Das ist die neue Schlauchwa­schanlage der Freiwillig­en Feuerwehr Zusmarshau­sen. Das Gerät wickelt den Schlauch auf große Räder und füllt ihn mit Wasser. Er muss einem Druck von 16 Bar standhalte­n. Gruppenfüh­rer Manfred Dauner schaut, ob nirgends Wasser...

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