Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mehr als nur singen unter der Dusche
Musik Maximilian Daum aus Leitershofen gewann den ersten Preis beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“in der Kategorie Gesang. Was ihn als Sänger antreibt
Stadtbergen Leitershofen Wenn Maximilian Daum beim Wetter dieser Tage vor die Tür geht, dann trägt er immer einen Schal. Nicht aus modischen Gründen, sondern zum Schutz seiner Stimme: Der 22-Jährige ist Sänger. Genauer gesagt Tenor. Seine Stimme ist sein Kapital: „Deshalb achte ich auch sehr auf mich, meinen Körper, meine Stimme.“
Die Disziplin brachte ihm erst kürzlich den nächsten Erfolg in seiner noch jungen Sängerkarriere: Beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“im unterfränkischen Bad Kissingen sicherte er sich den ersten Platz in der Kategorie Gesang. Zum zweiten Mal überhaupt nahm Maximilian an dem Wettbewerb teil. „Das hat großen Spaß gemacht, vor allem, weil das Kurhaus in Bad Kissingen zu den fünf besten Konzertsälen der Welt zählt“, sagt Maximilian. Eine Jury aus sechs Professoren, Musikern und Sängern bewertete ihn mit 23 von 25 möglichen Punkten. Zum dargebotenen Repertoire zählen klassische Stücke von Händel, Mozart, Brahms, Bach und Wagner.
Privat hört der 22-Jährige nicht nur Klassik: „Ich höre gemischt von Klassik über Techno bis Metal. Musik ist für mich überall.“Das musikalische Talent erkannte seine Mutter, die ebenfalls Musikerin ist, früh: Mit fünf Jahren lernte er Klavier, im Alter von sechs sang er auf Wunsch der Mutter bei den Augsburger Domsingknaben. Schnell war klar: Maximilian ist Tenor. Das sei ungewöhnlich, schließlich zählen lediglich zwei Prozent aller männlichen Sänger zu den Tenören, deren Besonderheit darin liegt, die hohen Töne der Männerstimme zu erreichen.
Mit 16 fällte Maximilian die Entscheidung: „Ich werde professioneller Sänger.“Sechs Jahre später kann er bereits mit beachtlichen Erfolgen aufwarten. Auftritte hat er hauptsächlich in Europa, war aber auch schon in Südafrika. „Zu meinem bisherigen Höhepunkt als Sänger zählt das erste offizielle Konzert nach der Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg. Das war die Uraufführung von Jörg Widmanns Arche“, erklärt Maximilian. Er habe sich zum Ziel gesetzt, an die „absolute Spitze der Tenöre“zu kommen.
Dafür trainiert der Leitershofer hart: Drei- bis viermal in der Woche übt er intensiv am Klavier Stücke, wiederholt problematische Stellen und schleift an seiner Gesangstechnik. Für das Einsingen, mit dem er seine Stimme aufwärmt, nimmt er sich besonders viel Zeit: „Geht meine Übung insgesamt 45 Minuten, verwende ich gute 25 Minuten nur für das Einsingen“, sagt Maximilian. Erst formt er einzelne Töne, dann folgen „gesungene Linien mit Vokalen“. Er gesteht: „Die geringste Zeit geht für das Üben der Stücke drauf.“Großen Anteil an seinem bisherigen Erfolg habe sein Mentor und Lehrer Tobias Meisberger, sagt der 22-Jährige. Drei- bis viermal im Monat übt er zusätzlich zusammen mit einem Pianisten.
„Singen ist Hochleistungssport“, erklärt der Sänger. Daher arbeite er konstant an sich. Viel Zeit verbringt er im Fitnessstudio. Dort stehen vor allem Dehnungen, Massagen an Kiefer und Gesicht sowie Atemübungen an. Die körperliche Verfassung mache einen großen und wichtigen Teil der Stimme aus. Im Gegensatz zu einem Pianisten, der einfach aufsteht und sich von seinem Klavier entfernt, trägt der Sänger sein Instrument immer mit sich. „Ich achte auf einen guten Schlafrhythmus, vermeide Zugluft, wasche oft die Hände und versuche so wenig wie möglich erkältet zu werden“, erklärt Maximilian. Diese Risikofaktoren beeinflussen im Zweifel die Qualität seiner Arbeit – auch auf lange Sicht können so Schäden entstehen und die Stimme negativ beeinflussen.
Bis zum Bundesfinale Anfang Juni in Paderborn bleibt noch etwas Zeit, sich auf den Wettbewerb vorzubereiten. „Das Programm sitzt schon. Jetzt gilt es, die Stücke mit meiner sich ständig weiterentwickelnden Technik anzupassen. Denn die Stimme verändert sich täglich.“
Während er zurzeit viel in München und im süddeutschen Raum auf Achse ist, hat er einen Traum: Auch in seiner Heimat, in Augsburg und Umgebung, möchte er Fuß fassen. Sollte es mit der Karriere nicht klappen, arbeitet er bereits jetzt an Alternativen, ist im Bereich Marketing selbstständig und studiert an der Universität Augsburg Philosophie.
Für alle angehenden Sänger empfiehlt der Tenor: „Such dir einen Gesangspädagogen, der fachlich und menschlich passt und dich gut ausbildet.“Sein heißester Tipp: Live Konzerte miterleben und die Faszination der Musik erleben und spüren.