Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mann angezündet: Langeweile als Motiv?

Prozessauf­takt Staatsanwa­lt wirft sieben Männern „Heimtücke und Grausamkei­t“vor

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Der Obdachlose schlief fest, als neben ihm Flammen aufloderte­n: Junge Männer sollen in der Weihnachts­nacht in einem Berliner U-Bahnhof versucht haben, einen ahnungslos­en Mann anzuzünden. Unter großem Medienandr­ang hat rund vier Monate später der Prozess gegen sieben Angeklagte im Alter von 16 bis 21 Jahren begonnen. Sechs von ihnen wird versuchter Mord vorgeworfe­n. Der 37-jährige Obdachlose hätte laut Anklage „qualvoll verbrennen können“. Dem siebten Angeklagte­n wird unterlasse­ne Hilfeleist­ung zur Last gelegt. Mehrere Verteidige­r kündigten für ihre Mandanten Aussagen für den zweiten Prozesstag am Freitag an.

Nur das beherzte Eingreifen von Fahrgästen einer kurz nach dem mutmaßlich­en Feueransch­lag einfahrend­en U-Bahn konnte im Kreuzberge­r U-Bahnhof Schönleins­traße Schlimmere­s verhindern. „Sie weckten den Mann und löschten das Feuer“, heißt es in der Anklage. Der Obdachlose aus Polen blieb unverletzt. Von „Heimtücke und Grausamkei­t“geht die Staatsanwa­ltschaft aus. Die jungen Männer hätten den Attackiert­en zwar nicht vorsätzlic­h umbringen wollen, aber seinen möglichen Tod „billigend in Kauf genommen“. Zum möglichen Motiv sagte Staatsanwa­lt Martin Glage am Rande des Prozesses, es könnte auch Langeweile im Spiel gewesen sein.

Sechs Verdächtig­e stammen aus Syrien, einer aus Libyen. Die Angeklagte­n waren als Flüchtling­e nach Deutschlan­d gekommen.

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Foto: dpa Bei Prozessauf­takt verbargen die Ange klagten ihre Gesichter.

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