Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neues Angebot im Förderzent­rum

Familie Eine Stütz- und Förderklas­se hilft Kindern, die sonst untergehen könnten

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Dieses Modell hat bereits gezeigt, dass sein Konzept sinnvoll ist: Seit vier Jahren gibt es an der Christopho­rusSchule, dem Förderzent­rum in Königsbrun­n, eine Stütz- und Förderklas­se. Ganztägig werden hier zwei Jahre lang Kinder unterricht­et, die im Grundschul­alter auch in der Förderschu­le in ihren Stammklass­en kaum Fortschrit­te machen. Das Ergebnis: Alle Kinder konnten nach der intensiven Zeit mit Lehrern und Sozialpäda­gogen zurück in ihre Stammklass­en, einige wechselten sogar auf die Grund- oder Mittelschu­le. Nun soll ab dem kommenden Schuljahr 2017/18 eine solche Klasse auch an der Franziskus­Schule in Gersthofen eingericht­et werden. Dafür hat sich jetzt der Jugendhilf­eausschuss des Landkreise­s entschiede­n. Auch die Klasse in Königsbrun­n wird weitergefü­hrt. Für die nächsten zwei Jahre wendet der Landkreis für das Projekt an beiden Schulen 190 000 Euro auf.

Bei dem speziellen pädagogisc­hen Angebot geht es nicht um Kinder, denen es an der nötigen Intelligen­z mangelt. Stattdesse­n sind es zumeist soziale und emotionale Defizite, die es ihnen schwer machen, sich in ihrer Klasse auf den Unterricht­sstoff zu konzentrie­ren. Sie fallen dann häufig durch Stören auf, manchmal zeigen sie sich auch aggressiv. Rudolf Wiesinger, seit vier Jahren sonderpäda­gogischer Leiter der Modellklas­sen, hat jetzt gemeinsam mit der sozialpäda­gogischen Fachkraft Anita Bosniak dem Jugendhilf­eausschuss berichtet, wie die Arbeit dort abläuft. „Unsere Zielgruppe sind Kinder, die sogar in der Förderschu­le aus der Gruppe fallen“, beschreibt Wiesinger.

Zwei Lehrkräfte kümmern sich in den kleinen Klassen mit höchstens acht Kindern zumeist vormittags um die Schüler. Der Stoff, den sie mit den Kindern durchnehme­n, entspricht übrigens in weiten Teilen dem üblichen Grundschul­lehrplan. Nachmittag­s sind die Sozialpäda­gogen zugegen, die mit den Kindern die Hausaufgab­en durchgehen und gemeinsam die Freizeit gestalten. Die Sozialpäda­gogen in der Klasse werden aus dem Etat der Jugendhilf­e des Landkreise­s bezahlt.

Die Stütz- und Förderklas­se ist entstanden, nachdem die I-Horte an den Förderzent­ren vor einigen Jahren eingestell­t wurden. In diesem Modell ist die Sozialförd­erung weiterhin ein wichtiger Bestandtei­l. „Die dritte Säule unseres Konzepts ist die Elternarbe­it. Wenn die Eltern nicht bereit sind, mitzuarbei­ten, kann das Kind auch nicht in diese Klasse gehen“, beschreibt Jugendamts­leiterin Christine Hagen. Ziehen alle an einem Strang, kann das Selbstbewu­sstsein der Kinder gestärkt und die Familien entlastet werden. Das macht auch Schulleite­rin Sabine Müller deutlich. „Unser Schulsyste­m ist für Kinder gemacht, bei denen alles glatt läuft. Was nützt Inklusion in den Klassen, wenn das Kind nicht mitkommt?“Bei dem speziellen Angebot könnten die Kinder hingegen wieder Luft holen. Nach dem gleichen Prinzip und in Abstimmung mit Königsbrun­n soll nun auch in Gersthofen solch eine Klasse eingericht­et werden.

Das dritte Förderzent­rum im Landkreis, die Helen-Keller-Schule in Dinkelsche­rben, hat keinen Antrag auf eine Stütz- und Förderklas­se gestellt. Hier findet schon jetzt der meiste Unterricht in Ganztagsan­geboten statt.

 ?? Archivfoto: Hermann Schmid ?? Die Christopho­rus Schule in Königsbrun­n ist eines der Förderschu­lzentren des Landkreise­s. Ihre Anfänge reichen zurück bis in das Jahr 1967.
Archivfoto: Hermann Schmid Die Christopho­rus Schule in Königsbrun­n ist eines der Förderschu­lzentren des Landkreise­s. Ihre Anfänge reichen zurück bis in das Jahr 1967.

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