Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lange Zeit blieben Sprache und Musik getrennt
beider Opern handeln von ein und demselben Stoff. Es ist die Sage vom Sänger Orpheus, der sich unsterblich in Euridike verliebt, doch schon bald erfahren muss, dass seine Angebetete von einer Schlange tödlich gebissen wurde. Orpheus beschließt, in die Unterwelt zu steigen und Euridike zurückzufordern, was ihm erst gelingt, als er die Götter mit seinem Gesang betört. Er erhält Euridike – unter der Bedingung, sich nicht nach ihr umzuwenden, bis beide wieder bei den Lebenden angelangt sind. Ein Gebot, das Orpheus bricht: Voller Sorge blickt er nach der hinter ihm schreitenden Euridike – und verliert sie für immer.
Musik auf dem Theater hatte es schon lange vor Peri und Monteverdi gegeben. Nur dass dramatischer Dialog und musikalische Darbietung nie zur Einheit zusammengefunden hatten, sondern stets getrennt dargeboten wurden. In Florenz hatten humanistische Kreise Ende des 16. Jahrhunderts Theorien entwickelt, wonach auf den Theatern des antiken Griechenlands beides, Sprache und Musik, verschmolzen gewesen sei. Davon aus-
erfanden Peri und andere die Methode des recitar cantando, des „singenden Erzählens“. Ein Quantensprung – der jedoch in der schematischen Weise, wie er durch seine Erfinder zur Anwendung kam, nicht viel Zukunft versprach.
In dieser Situation trat Monteverdi mit seinem „Orfeo“auf den Plan. realisierte hier auf Grundlage eines Opernlibrettos, was er zuvor schon an Madrigalen versucht hatte und was er selbst die seconda pratica, die „zweite Praxis“, nannte: Dass nämlich die Musikgestaltung vom Textinhalt auszugehen habe (in der zuvor tonangebenden prima pratica war es genau umgekehrt). Dieses äsgehend
thetische Credo erlaubt es Monteverdi, die Gemütslagen der auf der Bühne dargestellten Figuren, ihre Freuden, ihre Schmerzen, musikalisch zum Ausdruck zu bringen – Kern aller Opernmusik seither und Erfolgsgeheimnis dieser Kunstgattung überhaupt.
Wenn also in einem der SchlüsselUnd