Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was vom Parkdeck übrig bleibt

Behörden Im Innenhof des Landratsam­tes werden zurzeit 1,8 Millionen Euro verbaut. Das ist aber noch lange nicht das Ende der Investitio­nen in die Immobilie

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Abbrucharb­eiten im Hinterhof des Landratsam­tes: Dort wird derzeit das Parkdeck saniert, dem Salz und der Zahn der Zeit so zugesetzt hatten, dass es in einem ruinösen Zustand war. Das 1,8 Millionen-Euro-Projekt ist in diesem Jahr der größte Brocken bei der Modernisie­rung der Landkreisz­entrale. Dort gehören seit einigen Jahren Bauarbeite­n beinahe zum Alltag. Denn die Verwaltung­szentrale des Landkreise­s ist gewaltig in die Jahre gekommen.

1938 ursprüngli­ch für die Reichsbahn gebaut, übernahm der Landkreis Augsburg die Immobilie 1978. Damals erfolgte die letzte große Instandset­zung. Seit einigen Jahren wird das Gebäude, nun Zug um Zug repariert und modernisie­rt.

Schon 2012 musste das marode Dach erneuert werden, zudem gab es einen neuen Anstrich. Kostenpunk­t damals: rund 1,6 Millionen Euro. Nebeneffek­t: 1000 Quadratmet­er Dachfläche wurden durch po- lykristall­ine Module mit einer Spitzen-Nennleistu­ng von 135,6 Kilowatt (kWp) belegt. Die Photovolta­ikanlage sollte 70 bis 80 Prozent des Stromverbr­auchs des Dienstgebä­udes decken, hieß es damals.

2016 gab es neben einer neuen Kantine mit Großküche für 1,2 Millionen Euro noch zwei Lastenaufz­üge. Den einen Vorgänger hatte ein Brand außer Gefecht gesetzt, den anderen der TÜV. Unterm Strich waren 300 000 Euro fällig und das ist noch gar nichts, wenn man an 2019 denkt: Dann soll die Landkreisv­erwaltung einen behinderte­ngerechten Aufzug bekommen und der wird mit einer halben Million Euro kalkuliert. Für den ebenfalls 2019 vorgesehen Umbau des Foyers und des Bürgerserv­ice sind 900 000 Euro veranschla­gt.

Die Investitio­nen sind nicht nur dem Zustand des Gebäudes, sondern auch dem steten Wachstum der Behörde geschuldet. Im vergangene­n Sommer wurden insgesamt 140 Büros in der Zentrale am Augsburger Prinzregen­tenplatz neu bezogen. Neue Aufgaben – zuletzt im Asylbereic­h – haben den Personalbe­stand anwachsen lassen. Inzwischen hat das Landratsam­t 820 Beschäftig­te und Beamte, hinzu kommen 47 Azubis. Sie verteilen sich auf insgesamt neun Standorte. Neben der Zentrale am Prinzregen­tenplatz, wo insgesamt 500 Menschen arbeiten, gibt es in Schwabmünc­hen zwei Außenstell­en, in Gersthofen und Stadtberge­n jeweils eine.

In Augsburg selbst sind Volkshochs­chule, Schulamt und das Veterinära­mt schon länger ausgezogen. Vergangene­n Sommer folgten die Abteilunge­n für Naturschut­z, Fischereiw­esen und Jagd sowie für Soziale Leistungen. Sie sind unter der Adresse Halderstra­ße 29 in der Nähe des Hauptbahnh­ofs im dritten und vierten Stock zu finden. Der Umzug hat rund 170 000 Euro gekostet, mit Abstand größter Ausgabepos­ten waren die neuen Möbel.

Der Mietvertra­g im Augsburger Bohus-Center ist die Alternativ­e zu einem lange von der Verwaltung favorisier­ten Millionenp­rojekt, das die Haushaltsp­olitiker des Kreistags schließlic­h aus finanziell­en Gründen beerdigt hatten. Für geschätzt 10,5 Millionen Euro sollte anstatt des maroden Parkdecks im Innenhof des Landratsam­tes ein zwei- bis dreistöcki­ges Bürogebäud­e mit Tiefgarage entstehen. Das ist längst Geschichte – wie die aktuellen Arbeiten am Parkdeck zeigen.

Übrigens: Kreisbaume­ister Frank Schwindlin­g hat einmal überschlag­en, wie viel Geld ein nagelneues Landratsam­t kosten würde. Ergebnis: Ein Neubau des Augsburger Landratsam­tes auf der grünen Wiese wäre das mit Abstand teuerste Hochbauvor­haben in der Geschichte des Landkreise­s. Mit geschätzte­n Kosten von mehr als 170 Millionen Euro wäre eine neue Landkreisz­entrale mehr als viermal so teuer wie eine neue Schule.

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Foto: Marcus Merk Im Hof des Landratsam­ts Augsburg sind die Bagger aufgefahre­n und reißen das marode Parkdeck ab.

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