Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wo sollen Medizinstudenten wohnen?
Leben Warum das Studentenwerk kein geeignetes Grundstück beim Klinikum findet. Weit weg, im Süden Augsburgs, entstehen neue Wohnheimplätze mit günstigen Mieten
Mit der neuen Medizinfakultät werden 1500 Studenten mehr an der Universität Augsburg studieren. Die Frage ist: Wo sollen sie wohnen? Bezahlbare kleine Apartments sind auf dem angespannten Wohnungsmarkt nur noch schwer zu bekommen. Preisgünstige Studentenwohnheime stehen vor allem im Süden Augsburgs – in der Nähe der Uni und Hochschule. Der neue Medizincampus wird dagegen im Norden am Klinikum entstehen. Damit drohen weite Wege quer durch die ganze Stadt.
Ein Beispiel: Vom neuesten Wohnheim des Studentenwerks in der Bürgermeister-Ulrich-Straße (Haunstetten) braucht man mit der Straßenbahn rund 40 Minuten zum Klinikum. Das dem Klinikum am nächsten gelegene „Wohnheim an der Lechbrücke“steht ebenfalls weit weg – an der Berliner Allee. Das Studentenwerk Augsburg will deshalb ein weiteres Angebot in der Nähe des Klinikums bauen. Doch das erweist sich als schwierig.
Mittelfristig sei der Bau einer kleinen Wohnanlage mit rund 100 Plätzen angedacht, sagt Sprecher Michael Noghero. Derzeit sei das Studentenwerk aber noch auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Der erste Anlauf hat nicht geklappt. Eine Anfrage beim Freistaat ergab, dass derzeit keine Grundstücke der öffentlichen Hand im Umfeld des Großkrankenhauses zur Verfügung stehen.
Das Problem: Die Stadt erstellt gerade einen neuen Bebauungsplan für den neuen Medizincampus am Klinikum. Im ersten Bauabschnitt bis 2022/23 sind aber nur Gebäude für Forschung und Lehre vorgesehen und noch keine Wohnungen. Zwar gibt es weitere Grundstücke gegenüber der Virchowstraße, die dem Krankenhauszweckverband gehören. Für diese Areale gebe es aber noch keine Beschlüsse in den zuständigen Gremien, heißt es im OB-Referat. Aktuell schaut sich das Studentenwerk auf dem privaten Grundstücksmarkt um. Aber auch dort sei die Suche nicht einfach.
An der Universität sieht man noch keinen dringenden Bedarf für ein Medizinerwohnheim. „Das Thema mag noch nicht ganz akut sein“, sagt Pressesprecher Michael Hallermayer. Der Medizinstudiengang werde langsam aufgebaut. Die ersten 80 Studenten sollen ihre Ausbildung zum Arzt im Herbst 2019 beginnen. Danach sollen pro Startsemester 60 bis 80 weitere hinzukommen. „Nichtsdestotrotz ist es sicherlich wichtig, dass eine angemessene Zahl an Wohnheimplätzen zur Verfügung steht“, sagt Hallermayer. Ähnlich beurteilt man die Lage beim Studentenwerk: „Der Bedarf an günstigen Wohnheimplätzen in Augsburg wird weiter steigen“, sagt Noghero. Aktuell werden zwei weitere öffentlich geförderte Anlagen gebaut. ● Bürgermeister Ulrich Straße Das Studentenwerk erweitert in Haunstetten die bestehende Wohnanlage nahe der Universität um 130 Plätze. Der Rohbau wird gerade erstellt. Geplanter Erstbezug ist im Oktober 2018. Die Kosten für den zweiten Bauabschnitt liegen bei zehn Millionen Euro. Geplant ist eine Art Studentendorf mit begrünten Innenhöfen. Den Baufortschritt können Interessenten im Internet über eine Webcam verfolgen (unter www.studentenwerk-augsburg.de). Kalkuliert ist eine Warmmiete zwischen 270 und 300 Euro. Auf dem freien Markt koste eine vergleichbare Bleibe in Augsburg rund 450 bis 500 Euro, sagt Noghero. Das Wohnheim an der Bürgermeister-UlrichStraße ist eines der neuesten des Studentenwerks, aber schon wieder zu klein. 2011 wurden dort im ersten Bauabschnitt 301 Apartments realisiert. ● Salomon Idler Straße Im Univiertel entsteht ein weiteres öffentlich gefördertes Studentenwohnheim der katholischen Kirche mit 54 Plätzen. Es wird kombiniert mit einer familienfreundlichen und barrierefreien Anlage mit zwölf Wohnungen. Bauträger ist die Diözese Augsburg. Für die Ausführung ist das St. Ulrichswerk zuständig. Die Verwaltung wird die Kolping-Stiftung Augsburg übernehmen. Das Projekt sei Teil des großen diözesanen Wohnungsbauprogramms, teilt die Pressestelle des Bistums mit. Die Mieten sollen am unteren Ende der jeweiligen Vergleichsmiete liegen. Die Baukosten für das Studentenwohnheim liegen bei rund 8,9 Millionen Euro. Die Fertigstellung des Gebäude, das eine der letzten Baulücken im Zentrum des Stadtteils schließt, ist für Frühjahr 2019 geplant.