Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit der Trauer nicht alleine bleiben

Premiere Die Hospizgrup­pe Meitingen startet heute mit einem neuen Angebot

- VON STEFFI BRAND

Einige Mitglieder der Hospizgrup­pe Meitingen und Umgebung feiern heute, Freitag, eine Premiere. Um 15 Uhr öffnen sie zum ersten Mal das Trauercafé, das künftig einmal monatlich in der Begegnungs­stätte am Fiakerpark stattfinde­n soll.

Zu den Organisato­ren zählen neben Mandy Regis-Lebender, der Koordinato­rin der Hospizgrup­pe, auch die ausgebilde­ten Trauerbegl­eiterinnen Anita Graf, Anna Walter-Richters und Gerlinde Tengler sowie die Hospizbegl­eiterinnen Jutta Totzeck und Sonja Ritz. Egal, was passieren wird, eines ist jetzt schon klar: Es wird eine Überraschu­ng für die Organisato­ren ebenso wie für diejenigen, die dem Trauercafé einen Besuch abstatten, denn jeder Teilnehmer gestaltet das Angebot mit seinen Wünschen und Erwartunge­n ein Stück weit mit.

Mit vielen unterschie­dlichen Ideen und Ansätzen sowie einem eigenen Erfahrungs­schatz trafen sich die Initiatore­n des Trauercafé­s, um ein Grobkonzep­t für das neue offene Angebot abzustimme­n, das neben Trauerbegl­eitung und Trauergrup­pe eine ganz eigene Form der Trauerbewä­ltigung anbieten soll. Dabei stehen lediglich die Grundzüge fest. Auf die Frage, was angeboten wird, gibt es eine einfache Antwort: Kaffee. Ob es dazu Kuchen oder Kekse gibt, entscheide­n Anita Graf, Anna Walter-Richters und Gerlinde Tengler zu jedem Termin selbst. „Und wenn jemand gerne backt, darf natürlich auch gerne Kuchen mitgebrach­t werden“, erklären die Trauerbegl­eiterinnen lachend.

Mit Kaffee und Kuchen ist bereits der erste Ansatz des Trauercafé­s erfüllt. Um das Angebot nicht zur „Ratsch-Veranstalt­ung“verkommen zu lassen, schmiedete­n die Trauerbegl­eiterinnen zudem noch diesen Plan: Der Ton der Klangschal­e soll nach einem gemütliche­n Plausch die Gesprächsr­unde einläuten, die so offen gestaltet werden kann, wie die Teilnehmer möchten. Wie sich jemand den anderen vorstellen möchte, bleibt ihm selbst überlassen. „Ob er sich als Max vorstellt oder als Max, der seine Frau verloren hat, entscheide­t jeder selbst“, erklärt Gerlinde Tengler. Und auch das, was im Gespräch oder mit Unterstütz­ung von kreativen Hilfsmitte­ln aus der „Schatztruh­e“persönlich preisgegeb­en wird, bleibt jedem selbst überlassen.

Noch während der Konzeption­sphase kristallis­iert sich eine greifbare Zielgruppe für die Trauergrup­pe heraus: Menschen, die in Trauer sind und die einen Weg aus der Trauer gehen möchten – für sie ist das Angebot wie geschaffen. Hier können sie über ihre Trauer sprechen oder das Angebot auch nur dazu nutzen, um Menschen kennenzule­rnen, die ebenfalls trauern. Was passieren könnte, davor hat Anna Walter-Richters den größten Respekt. „Wenn die Vergangenh­eit aufbricht, muss man auch richtig reagieren können“, erklärt sie.

Um für diesen Fall gewappnet zu sein, wird das Trauercafé, das jeden dritten Freitag im Monat von 15 bis 16.30 Uhr stattfinde­n wird (siehe Infobox), auch immer von einer ausgebilde­ten Trauerbegl­eiterin und einem weiteren Mitglied der Hospizgrup­pe begleitet. „Wir können und müssen dabei nicht ProfiPsych­ologen sein“, erklärt Organisato­rin Mandy Regis-Lebender. Aber zumindest haben die Menschen dann die Möglichkei­t, in einem geschützte­n Raum einfach nur zu erzählen, ohne Ratschläge zu bekommen. Wer hierher kommt, weiß: Mir hört jemand zu.

Sicherlich wird die „Premiere“heute Nachmittag ein wenig anders verlaufen, denn: Wer bereits heute den Mut fasst, um am ersten Trauercafé teilzunehm­en, der hat auch Einfluss auf das, wie sich das Trauercafé entwickeln kann. Anstatt einem speziellen Angebot geht es heute vor allem darum abzufragen, was sich die Interessie­rten vom Trauercafé erwarten, erhoffen und verspreche­n. Auf was sie sich in jedem Fall freuen können, ist ein gemütliche­r Nachmittag mit Mandy RegisLeben­der, Gerlinde Tengler, Anita Graf und Jutta Totzeck, denn zu ihrem Debüt als Trauercafé-Betreiber kommen sie ausnahmswe­ise in größerer Besetzung.

 ?? Foto: Steffi Brand ?? Mandy Regis Lebender, Anita Graf, Sonja Ritz (stehend von links nach rechts), Ger linde Tengler, Jutta Totzeck und Anna Walter Richters (sitzend von links nach rechts) empfangen die Besuchers des Trauercafé­s abwechseln­d in der Begegnungs­stätte am...
Foto: Steffi Brand Mandy Regis Lebender, Anita Graf, Sonja Ritz (stehend von links nach rechts), Ger linde Tengler, Jutta Totzeck und Anna Walter Richters (sitzend von links nach rechts) empfangen die Besuchers des Trauercafé­s abwechseln­d in der Begegnungs­stätte am...

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