Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mit der Trauer nicht alleine bleiben
Premiere Die Hospizgruppe Meitingen startet heute mit einem neuen Angebot
Einige Mitglieder der Hospizgruppe Meitingen und Umgebung feiern heute, Freitag, eine Premiere. Um 15 Uhr öffnen sie zum ersten Mal das Trauercafé, das künftig einmal monatlich in der Begegnungsstätte am Fiakerpark stattfinden soll.
Zu den Organisatoren zählen neben Mandy Regis-Lebender, der Koordinatorin der Hospizgruppe, auch die ausgebildeten Trauerbegleiterinnen Anita Graf, Anna Walter-Richters und Gerlinde Tengler sowie die Hospizbegleiterinnen Jutta Totzeck und Sonja Ritz. Egal, was passieren wird, eines ist jetzt schon klar: Es wird eine Überraschung für die Organisatoren ebenso wie für diejenigen, die dem Trauercafé einen Besuch abstatten, denn jeder Teilnehmer gestaltet das Angebot mit seinen Wünschen und Erwartungen ein Stück weit mit.
Mit vielen unterschiedlichen Ideen und Ansätzen sowie einem eigenen Erfahrungsschatz trafen sich die Initiatoren des Trauercafés, um ein Grobkonzept für das neue offene Angebot abzustimmen, das neben Trauerbegleitung und Trauergruppe eine ganz eigene Form der Trauerbewältigung anbieten soll. Dabei stehen lediglich die Grundzüge fest. Auf die Frage, was angeboten wird, gibt es eine einfache Antwort: Kaffee. Ob es dazu Kuchen oder Kekse gibt, entscheiden Anita Graf, Anna Walter-Richters und Gerlinde Tengler zu jedem Termin selbst. „Und wenn jemand gerne backt, darf natürlich auch gerne Kuchen mitgebracht werden“, erklären die Trauerbegleiterinnen lachend.
Mit Kaffee und Kuchen ist bereits der erste Ansatz des Trauercafés erfüllt. Um das Angebot nicht zur „Ratsch-Veranstaltung“verkommen zu lassen, schmiedeten die Trauerbegleiterinnen zudem noch diesen Plan: Der Ton der Klangschale soll nach einem gemütlichen Plausch die Gesprächsrunde einläuten, die so offen gestaltet werden kann, wie die Teilnehmer möchten. Wie sich jemand den anderen vorstellen möchte, bleibt ihm selbst überlassen. „Ob er sich als Max vorstellt oder als Max, der seine Frau verloren hat, entscheidet jeder selbst“, erklärt Gerlinde Tengler. Und auch das, was im Gespräch oder mit Unterstützung von kreativen Hilfsmitteln aus der „Schatztruhe“persönlich preisgegeben wird, bleibt jedem selbst überlassen.
Noch während der Konzeptionsphase kristallisiert sich eine greifbare Zielgruppe für die Trauergruppe heraus: Menschen, die in Trauer sind und die einen Weg aus der Trauer gehen möchten – für sie ist das Angebot wie geschaffen. Hier können sie über ihre Trauer sprechen oder das Angebot auch nur dazu nutzen, um Menschen kennenzulernen, die ebenfalls trauern. Was passieren könnte, davor hat Anna Walter-Richters den größten Respekt. „Wenn die Vergangenheit aufbricht, muss man auch richtig reagieren können“, erklärt sie.
Um für diesen Fall gewappnet zu sein, wird das Trauercafé, das jeden dritten Freitag im Monat von 15 bis 16.30 Uhr stattfinden wird (siehe Infobox), auch immer von einer ausgebildeten Trauerbegleiterin und einem weiteren Mitglied der Hospizgruppe begleitet. „Wir können und müssen dabei nicht ProfiPsychologen sein“, erklärt Organisatorin Mandy Regis-Lebender. Aber zumindest haben die Menschen dann die Möglichkeit, in einem geschützten Raum einfach nur zu erzählen, ohne Ratschläge zu bekommen. Wer hierher kommt, weiß: Mir hört jemand zu.
Sicherlich wird die „Premiere“heute Nachmittag ein wenig anders verlaufen, denn: Wer bereits heute den Mut fasst, um am ersten Trauercafé teilzunehmen, der hat auch Einfluss auf das, wie sich das Trauercafé entwickeln kann. Anstatt einem speziellen Angebot geht es heute vor allem darum abzufragen, was sich die Interessierten vom Trauercafé erwarten, erhoffen und versprechen. Auf was sie sich in jedem Fall freuen können, ist ein gemütlicher Nachmittag mit Mandy RegisLebender, Gerlinde Tengler, Anita Graf und Jutta Totzeck, denn zu ihrem Debüt als Trauercafé-Betreiber kommen sie ausnahmsweise in größerer Besetzung.