Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Spargelerzeuger atmen auf
Bilanz Nach dem Frost und der Kälte gedeiht das Edelgemüse im Wittelsbacher Land nun wieder besser. Seit einigen Tagen gibt es reichlich Spargel. Warum sich die Bauern auf die Verbraucher erst mal nicht verlassen konnten
Aichach Friedberg Alles andere als gewöhnlich verläuft in diesem Jahr die Spargelsaison im Wittelsbacher Land. Der als Spargelpapst bekannte Josef Plöckl, Vorsitzender des Spargelerzeugerverbands Südbayern, beschreibt sie als kontinuierlichen Ausnahmezustand für die Spargelbauern. Das Wetter hat ihnen in diesem Frühjahr nicht gerade in die Hände gespielt. Nach einem vergleichsweise warmen März spross das Edelgemüse bereits und erfror dann zum Teil sogar, als Frost und Kälte im April noch einmal zurückkehrten. Dank der sommerlichen Temperaturen in dieser Woche ist nun aber reichlich Spargel auf dem Markt zu haben.
Das wechselhafte Wetter bescherte den Spargelbauern phasenweise nicht nur weniger Gemüse, sondern auch mehr Aufwand als in anderen Jahren. So mussten die Dreifachabdeckungen je nach Temperatur mit der hellen oder dunklen Seite nach oben gedreht werden. Ganz ohne diese Folien ist laut Josef Plöckl so gut wie kein Spargel gewachsen. Selbst auf die Verbraucher war in den vergangenen Wochen nur wenig Verlass: Der Spargelpapst weiß, dass bei vielen Familien an Festtagen wie dem Muttertag regelmäßig Spargel auf den Tisch kommt. In diesem Jahr hätten viele jedoch die wenigen warmen Tage genutzt, um endlich einmal zu grillen – ohne Spargel.
Ende Mai werden die ersten Spargelbauern die Saison nun wohl wieder beenden und die Mutterpflanzen schonen, um nicht im nächsten Jahr nur noch sehr dünne Stangen zu stechen. Die Form des Edelgemüses entscheidet mit über den Preis: Schrobenhausener Bleichspargel erster Klasse, weiß oder violett, hat eine Länge von 22 Zentimetern, Grünspargel darf 27 Zentime- ter messen. Die Stangen tragen das Logo des Erzeugerverbandes Südbayern. Ein Kilogramm Spargel koste je nach Qualität in diesen Tagen zwischen fünf und acht Euro in den Markthallen, berichtet Plöckl.
Peter Gutmann vom Spargelhof Lohner in Inchenhofen geht davon aus, dass die Preise nächste Woche sinken werden. Knapp fünf bis zwölf Euro bezahlten die Kunden je nach Qualität Ende der Woche an einem der insgesamt 140 Verkaufsstände für ein Kilo Lohner-Spargel. An den besonders kalten Tagen war auch beim größten Spargelbauern der Region der Ertrag drastisch zurückgegangen. Die Erntehelfer begannen oft erst am Nachmittag mit ihrer Arbeit. Wirkt sich eine solche Verknappung positiv für Spargelerzeuger aus? Peter Gutmann sagt: „Uns ist es lieber, wir haben ausreichend Spargel, damit wir unsere Kunden beliefern können.“
Paul Schmaus ist froh, dass sein Spargel in Pöttmes nicht erfroren ist. „Wir haben es rechtzeitig geschafft, die Tunnel darüber zu machen“, berichtet er. Fast drei Wochen lang lief die Ernte nicht besonders gut, dann konnte auch hier täglich gestochen werden. Zehn Euro kostet der Spargel erster Klasse auf dem Pöttmeser Hof, Bruchspargel gibt es für etwa fünf Euro.
Momentan wächst genug frischer Spargel, auch beim Gut Froschham bei Aichach-Oberbernbach. Josef Kügle kann das Kilo auf seinem Hof für vier bis 10,50 Euro verkaufen. „Der Hofpreis bleibt immer gleich“, erzählt er, auch wenn es einige Wochen weniger zu verkaufen gab, weil die weißen Stangen bei der Kälte langsamer gereift sind. Geschmacklich sei ihnen der durchwachsene Frühling nicht anzumerken. „Der Spargel schmeckt sehr gut“, findet Josef Kügle.
In Stockensau, einem Ortsteil von Kühbach, hatte die Familie der Schrobenhausener Spargelkönigin von 2016 weniger Glück. Mutter Anni Reichhold kann es noch immer nicht fassen: „Seit 24 Jahren bauen wir Spargel an, aber das haben wir noch nie erlebt.“Der Grünspargel ist in Stockensau Ende April erfroren, die gefrorenen Köpfe lagen direkt an der Folienabdeckung. Seit etwa einer Woche wird nun auch hier täglich Spargel gestochen. Vier Erntehelfer packen in Stockensau mit an. Spätestens zu Johanni am 24. Juni wird die Spargelsaison traditionell beendet. Bis dahin dürfen sich die Freunde des „Asparagus officinalis“weiter am Geschmack des leckeren Edelgemüses freuen – und an seinen gesundheitsfördernden Eigenschaften: Gilt doch der Spargel als Lebensmittel der Wahl, wenn man Verstopfung, Gallen- und Leberleiden, Diabetes und Problemen mit der Blase zu Leibe rücken will.
Ende Mai wird auf einigen Feldern schon wieder Schluss sein