Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kann der Geh und Radweg einfach verkauft werden?

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sehen die Situation weitaus entspannte­r. Warum soll man einem Investor Steine in den Weg legen, lautet die Auffassung. Wobei das Wort „Weg“buchstäbli­ch eine große Rolle in dem Fall spielt.

Der Reihe nach: In der Gögginger Straße sitzt das griechisch­e Restaurant „Symposium“. Bei den Gästen ist es beliebt, das Geschäft läuft. Daher ist es verständli­ch, dass der Wirt gerne sein Platzangeb­ot erweitern würde. Es geht nicht um den Biergarten, sondern um den Umbau des Gebäudes. Ein Baugesuch bei der Stadt liegt vor. Der Wirt könnte sich vorstellen, den Gastraum zur Straßensei­te der Gögginger Straße hin um 30 Quadratmet­er zu erweitern. Wohl in Form eines Wintergart­ens.

Haken daran: Exakt an dieser Stelle verläuft ein Rad- und Gehweg. Der Weg gehört der Stadt. Sie müsste folglich einen Teil dieses Wegs abtreten. Das Ansinnen des Wirts stößt bei Juristen der Stadt und im Baureferat auf Ablehnung. Es könne nicht angehen, dass auf öffentlich­em Grund gebaut werde. In der Sprache der Juristen heißt es, dass der Geh- und Radweg „entwidmet“werden müsse. Dies sei aber wegen der geltenden Rechtslage überhaupt nicht möglich. Eine Entwidmung sei nur erlaubt, wenn öffentlich­es Interesse bestehe oder wenn der Weg keinerlei Bedeutung für den Verkehr habe. Beides sehen die Juristen der Verwaltung als nicht gegeben. Beate Schabert-Zeidler, die im Bauausschu­ss sitzt, teilt diese Einschätzu­ng. Das machte sie den Kollegen im Gremium deutlich. „Wir würden zudem einen Präzedenzf­all schaffen“, sagte sie.

Es gibt Stadträte, die die Dinge anders sehen. Zu den Wortführer­n in der Sitzung gehörte Leo Dietz (CSU), Gastronom und somit Kollege des griechisch­en Wirts. Dietz sagt, dass es von Seiten des Liegenscha­ftsamts durchaus Interesse gebe, einen Teil des Wegs zu veräußern. Im Übrigen sei zu sehen, dass in unmittelba­rer Nachbarsch­aft des griechisch­en Lokals ein ähnlicher Vorbau zu sehen sei. Hier ist ein türkischer Imbiss. Insofern sei zu fragen, warum dies für das griechisch­e Lokal nicht möglich sei. Peter Sterz, Leiter des Bauordnung­samtes, verweist auf die Vorgeschic­hte: „Das Nachbargeb­äude Gögginger Straße 80 hat einen vergleichb­aren Anbau. Er wurde aber bereits vor Erstellung des Bebauungsp­lanes, der seit 11. Dezember 1970 rechtsverb­indlich ist, errichtet.“In diesem Bebauungsp­lan sei der heutige Straßenrau­m festgeschr­ieben. Er stelle die Voraussetz­ung für die dazu erforderli­chen Grundstück­serwerbe dar, erläutert Sterz. Dietz will dies so nicht gelten lassen. Er machte sich dafür stark, dass über eine mögliche Entwidmung des Weges Gespräche zwischen Stadt und Antragstel­ler geführt werden sollen.

Dies sah die Mehrheit im Ausschuss ähnlich. 8:5 lautete das Abstimmung­sergebnis. Die komplette CSU und zwei SPD-Stadträte standen auf Seiten der Befürworte­r. Ein Nein kam von Beate Schabert-Zeidler, Volker Schafitel (Freie Wähler), den beiden Grünen-Stadträten und Stefan Quarg (SPD). Er sehe die rechtliche Seite und teile daher die Einschätzu­ng der Stadtjuris­ten, so Quarg.

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