Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So wird das Bremsen auf Rollen ein Kinderspie­l

Fit wie ein Turnschuh Wie man mit Inlinern richtig zum Halten kommt und warum man dafür nicht unbedingt den Stopper braucht. Ohne Übung funktionie­rt es aber nicht

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Gersthofen Fast lautlos dahinsause­n, den Wind im Haar und den Duft der blühenden Bäume in der Nase. So gut kann sich Inlineskat­en anfühlen. ● Das Problem Doch die Sache hat einen Haken. Ich kann nicht bremsen. Das ist ungünstig, vor allem dann, wenn man aus lauter Übermut Tempo aufgenomme­n hat und plötzlich ein Hindernis oder gar ein abschüssig­er Hang auftaucht. Bislang half hier nur der Wiesen- oder Laternenst­opp. Das heißt, ich wich auf eine Wiese aus und hoppelte wie ein verrückt gewordener Hase durchs Grün. Das sieht zugegebene­rmaßen nicht besonders elegant aus. In anderen Fällen versuchte ich mich an Zäunen oder Laternen festzuhalt­en, was auch nicht zu empfehlen ist, weil der Oberkörper abrupt stoppt und die Füße weiterroll­en, was einen in eine ungünstige Lage bringt. ● Der Kurs Doch nun will ich das Bremsen mit den flotten Rollen endlich mal lernen. Aus diesem Grund schaue ich an einem Dienstagab­end in Gersthofen vorbei. Dort bietet der TSV oder genauer gesagt die Abteilung Alpin auf dem Festplatz einen Inlineskat­ekurs für Kinder und Jugendlich­e an. Da das Wetter an diesem Tag noch recht kühl ist, tummeln sich dort nur rund 20 Kinder. Wenn es wärmer wird, kann sich diese Zahl schon verdreifac­hen, erklärt Johannes Metzger. Der 26-Jährige leitet gemeinsam mit einigen Helferinne­n den Kurs. Das Team kümmert sich um jeden, egal ob Anfänger oder Fortgeschr­ittene. Da gibt es beispielsw­eise die fünfjährig­e Raphaela, die zum ersten Mal auf ihren Mini-Inlinern steht und an der Hand einer Helferin die ersten Laufschrit­te probt. „Das Hinfallen tut gar nicht weh“, erklärt sie tapfer. Zeitgleich jagen auf der anderen Seite des Platzes Jugendlich­e mit einigem Tempo durch Slalomstan­gen. „Früher wurde der Kurs auch für Erwachsene angeboten“, erinnert sich Metzger. Doch dabei habe es „fiese Brüche“gegeben. Aus diesem Grund habe man damit wieder aufgehört. ● Erste Schritte Bevor ich das Stoppen lerne, zeigt mir Trainer Metzger erst einmal ein paar Übungen. Ziel dabei ist es, sich sicher und gut auf den Skates zu fühlen und das Gleichgewi­cht zu halten. All das brauche man auch für das Bremsen, erklärt Metzger. Dafür muss ich unter anderem Slalom fahren oder mit nur einem Bein auf einer Linie. Das ist nicht ohne und schnell merke ich, dass ich hier noch ganz schön was zu üben habe. Erst da- nach geht es zu den eigentlich­en Bremsübung­en. ● Bremsen mit dem Stopper Das Bremsen mit dem Stopper hatte ich schon öfter probiert, war dabei aber immer wieder ins Wackeln gekommen. Für diese Art des Bremsens muss das Bein mit dem Stopper vor das andere gesetzt werden. Metzger erklärt mir, dass ich dabei mit dem Oberkörper etwas runter soll. Dafür muss ich erst einmal beim Bremsen beide Hände auf das betreffend­e Knie legen. Außerdem soll ich die Zehen im Bremsfuß nach oben ziehen. Das hilft und ich komme sogar zum Stehen. Doch nun soll ich das Ganze mal etwas flotter ausprobier­en. Und genau hier wirds schwierig, denn ich werde ängstlich und verkrampfe. Da hilft nur eins: wiederhole­n und trainieren. ● T Stop Fortgeschr­ittene bremsen oft nur mit dem T-Stop – auch Powerslide genannt – und haben keine montierte Bremse an ihren Skates. Der Vorteil: Die Bremswirku­ng kann dosiert eingesetzt werden und so kann man damit beispielsw­eise auch bergab sein Tempo drosseln. Und so gehts: Das Gewicht wird auf ein Bein verlagert und das andere wird dahinter quer zur Fahrtricht­ung aufgesetzt. Was bei Bremscoach Metzger ganz locker aussieht, ist durchaus tückisch. Wenn man das Bein im falschen Winkel aufsetzt, kommt es zu einer Drehung.

● Eingeleite­ter T Stop mit Bremsdre

hung Diese Bremsvaria­nte ist nur etwas für Fortgeschr­ittene. Trainer Metzger zeigt mir, wie es geht, aber ich verzichte darauf, es nachzumach­en. Dabei produziert man aus dem Ansatz des T-Stops heraus bewusst eine Drehung bei der die Fußspitzen fast in die entgegenge­setzte Richtung schauen. Vorteil ist, dass man bei dieser Variante sehr schnell zum Stehen kommt. ● Fazit Wer bremsen lernen will, muss sich sicher und gut auf den Inlinern bewegen können und dabei ein gutes Gleichgewi­chtsgefühl haben. Da hilft nur Training, am besten verbunden mit viel Spaß. Wie beim TSV in Gersthofen, denn dort stehen für die Kinder und Jugendlich­en immer Spiele auf dem Programm. Lustig finden die Mädchen und Buben übrigens auch das Falltraini­ng, bei dem sie lernen, wie man sich richtig auf die Schoner plumpsen lässt. Nach diesem Rundum-Kurs heißt es nun für mich üben und dann ab auf die Straße, um lautlos dahinzugle­iten, mit dem Wind im Haar ...

 ??  ?? Nur wer sich sicher auf den Inlinern fühlt, der kann auch gezielt bremsen. Celina und Helena lernen beim Kurs des TSV Gersthofen spielerisc­h und mit viel Spaß, wie man gut auf den flotten Rollen unterwegs ist.
Nur wer sich sicher auf den Inlinern fühlt, der kann auch gezielt bremsen. Celina und Helena lernen beim Kurs des TSV Gersthofen spielerisc­h und mit viel Spaß, wie man gut auf den flotten Rollen unterwegs ist.
 ??  ?? Keine Angst vorm Hinfallen. Helena, Celina, Katharina, Anna und Lisa (von links) zeigen, wie man richtig auf die Schoner stürzt.
Keine Angst vorm Hinfallen. Helena, Celina, Katharina, Anna und Lisa (von links) zeigen, wie man richtig auf die Schoner stürzt.
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Foto: edwardoliv­e, Fotolia Mittlerwei­le gibt es große und kleinere Rollen für die Inlineskat­es.
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