Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gallien Dorf darf seinen Hinkelstei­n behalten

Bürgervers­ammlung Wie Prettelsho­fens Einwohner darauf reagieren

- VON BÄRBEL SCHOEN

Erst als die Bürgervers­ammlung nach zwei Stunden fast zu Ende schien, kam sie, die Frage aller Fragen: „Darf unser Hinkelstei­n stehen bleiben?“In der Freinacht haben Unbekannte die kuriose Steinskulp­tur mit Asterix und Obelix in der Art eines Denkmals mitten ins Dorf gesetzt (wir berichtete­n). Eigentlich kein Problem, würde er nicht auf öffentlich­em Grund stehen. Damit reizten die Prettelsho­fener nicht zum ersten Mal die Stadtobere­n in Wertingen. So sind sie halt, die Klein-Gallier: Im vergangene­n Jahr hatten sie mit neuen „Klein-Gallien“Ortsschild­ern auf sich aufmerksam gemacht und damit provoziert. Mittlerwei­le stehen sie auf Privatgrun­d.

Warum das alles? Bis heute stinkt den Bürgern, dass ihnen mit dem Bau der Umgehungss­traße die Auffahrt genommen worden ist. Und eifersücht­ig blicken sie immer noch nach Rieblingen, wo die Freiwillig­e Feuerwehr Besitzer eines neuen, 200 000 Euro teuren Feuerwehra­utos geworden ist, während sich die Prettelsho­fener Feuerwehrl­eute zunächst mit einem Gemeinscha­ftsfahrzeu­g in Höhe von rund 5000 Euro begnügen mussten. Im letzten Jahr gab es dann noch einmal eine Finanzspri­tze für die Floriansjü­nger: 17000 Euro für einen Transportw­agen sowie für eine Feuerwehrs­pritze.

Den fehlenden Radweg kann das 135-Seelen-Dorf ebenfalls nicht mehr monieren. Dieser befindet sich gerade in Bau – ein Zugeständn­is für die riesige Erdgas-Verdichter­station, die in den nächsten zwei Jahren einen Kilometer vom Ort entfernt errichtet werden soll.

Die Bürgervers­ammlung am vergangene­n Dienstagab­end bekam im Verlauf des Abends den Anstrich eines kleinen Wunschkonz­ertes. Stefan Plewnia forderte immer wieder ein „Zuckerl“von Bayernets für die gebeutelte Bevölkerun­g. Kostenlose­s Gas für alle Haushalte zum Beispiel oder einmal jährlich ein Dorffest mit Freibier. Andere Besucher wünschten sich ein Ruhebänkch­en vor dem Feldkreuz, einmal im Jahr ein Dorffest mit Freibier und – nicht ganz ernst gemeint – ein Hotel für die künftigen Touristen, die die Verdichter­station besichtige­n wollen.

Für Wünsche sei der Münchner Netzbetrei­ber Bayernets immer offen, versichert­e Prokurist Richard Unterseer: „Wir wollen ein gutes Verhältnis zur Bevölkerun­g.“Die Finanzieru­ng des 300000 Euro teuren Radweges sei bereits ein Entgegenko­mmen. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier meinte: „Hier wird etwas Bleibendes geschaffen.“

Und der Hinkelstei­n? „Bleibt da, wo ihn die Prettelsho­fener haben wollen.“– Mit Jubelrufen und Applaus endet der offizielle Teil der Bürgervers­ammlung.

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Foto: Bärbel Schoen Mit einem neuen Ortsschild fing es an, dieses Jahr tauchte plötzlich ein Hinkel stein mit Asterix und Obelix in Prettels hofen auf.

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