Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Im Fußball spielt auch die Seele mit
Wer seine Leidenschaft zum Beruf machen möchte, gerne an der frischen Luft ist, ein dickes Konto und millionenfache Verehrung schätzt, sollte eine Beschäftigung als Fußball-Profi anstreben. Wer dagegen lieber gesund bleibt, wird Gärtner oder Förster.
Der Profisport im Allgemeinen und der Fußball im Besonderen verschleißt seine Akteure. Davon zeugen die Verletztenbulletins der Vereine. Was dort nicht auftaucht, sind psychische Schäden. Angststörungen, Depressionen, Psychosen und was das Feld der seelischen Erkrankungen sonst noch alles zu bieten hat.
Während dem Opfer des Schienbeinbruches Respekt und Mitgefühl sicher sind, weil jeder sich darunter etwas vorstellen kann, schweigt der Depressive seine Erkrankung tot. Versteht keiner, bringt nichts. Die Vereinigung der Vertragsfußballer (VDV), die mehr weiß, als Verletztenbulletins verraten, hat jetzt Alarm geschlagen: Fußballprofis haben zunehmend psychische Probleme. Genaugenommen keine Überraschung: Psychische Defekte haben sich zur Volkskrankheit entwickelt, nicht nur in Deutschland. Mag sein, dass nicht jeder, der schwer aus dem Bett kommt, unter Depressionen leidet. Aber die Entwicklung ist nicht zu leugnen: Das moderne Leben macht krank. Höher, schneller, weiter – der olympische Dreikampf bestimmt Beruf und Freizeit.