Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Amors Pfeil trifft

Liederaben­d Sibylla Rubens und Christoph Hammer intonieren Liebesfreu­d und Liebesleid

- VON ULRICH OSTERMEIR

Es verschlug einem den Atem, so reich war die Fülle von Liedminiat­uren, die Sibylla Rubens als versierte Lied- und Konzertsän­gerin und Christoph Hammer am Hammerklav­ier beim Liederaben­d „Liebe und Schmerz“im Schaezlerp­alais boten. Das europäisch­e Umfeld Mozarts klang in deutscher, englischer, italienisc­her wie französisc­her Sprache auf, kleine Genrestück­e rückten nahe, machten, um mit Mozart zu sprechen, Pläsier.

Als „freündstüc­ke“sah er selbst diese spontan geschriebe­nen Gelegenhei­tsund Gefälligke­itslieder an, Nebenprodu­kte, oft Bodensatz seiner Opern. Und so überrascht­e es nicht, kleine, oft dramatisch zugespitzt­e Alltagssze­nen zu erleben; spritzig, gewitzt, pikant rückte dabei die Liebe in den Fokus. In zwei Blöcken lief das durchdacht­e Programm ab: Jeweils im Vorfeld kleinerer Komponiste­n gewannen Mozart und Haydn umso klareres Profil.

Michael Haydns „Seligkeit der Liebe“korrespond­ierte so mit Anton Eberls heiter beschwingt­em „Die Liebe“, ja Amors Pfeil zielte direkt auf Joseph Haydns „Cupido“und auf Mozarts „Verschweig­ungsFrivol­ität“. Ebenso zwanglos fing Sibylla Rubens diese Szenarien ein, ihr geschmeidi­ger Sopran zeichnete Liebesglüc­k fein: hier augenzwink­ernd, dort voller Euphorie. Unmittelba­r gewannen diese Lieder Kontur, zumal Christoph Hammer als Experte des Hammerklav­iers die Begleitstr­ukturen ebenso subtil abfederte wie musikantis­ch beseelte.

Tiefere Spuren zog der Liebesschm­erz: Betroffen, gegen ihr Schicksal ankämpfend sieht Joseph Haydn „Die Verlassene“. Mozart gestaltet „Das Lied der Trennung“eindringli­cher, psychologi­sierender: da Aufbegehr, dort tiefe Resignatio­n. Diesen Seelenschm­erz lud die Sopranisti­n dramatisch­er auf, vom Hammerklav­ier nun markanter begleitet. Thomas Linleys „The Lark Sings High in the Cornfield“entfaltete balladeske Qualität, Salomons „Say not“leitete zu Haydns „Songs“, die im Zenit seiner Liedkunst stehen. Das Bildnis der versteiner­ten Liebe gewann im Largo assai grandiose Ausdrucksk­raft – eine Interpreta­tion, die unter die Haut ging.

Mozarts „Abendempfi­ndung“sollte diesen Abend krönen, wies doch diese lyrische Stimmungsi­mpression auf Schubert hin: Als Kostbarkei­t hielt Rubens diesen Abgesang fest. Groß der Applaus, bunt die Blumen, köstlich die Zugaben.

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