Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das elegante Instrument

Im Mozarthaus brillierte die Gambe

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Die Gambe ist schon ein eigenartig­es Instrument. Schaut aus wie ein Cello, klingt fast wie ein Cello, ist aber „eine Gitarre zum Streichen“, leitete Jakob David Rattinger sein Konzert im Mozarthaus ein. Zusammen mit Stephanie Knauer am Hammerklav­ier bot er ein exquisites Programm, das durchaus ermessen ließ, dass die Gambe sich mehr und mehr zum Virtuosen-Instrument entwickelt hatte. Auf den sieben Saiten gelangen Rattinger bei den Sonaten nicht nur beseelt kantable Melodielin­ien, sondern auch höllisch schnelle Sechzehnte­l-Läufe, die höchste Fingerfert­igkeit erforderte­n. Manches Mal glaubte man sogar eine Zither oder Harfe zu hören mit all ihrer Farbigkeit.

Aus diesen Kontrasten gewannen die eleganten Musiken des 18. Jahrhunder­ts muntere Spritzigke­it und höfische Noblesse. Zart eröffnete Johann Sebastian Bachs Triosonate G-Dur mit getupften Tönen und leichtfüßi­gen Trillern, ehe ein temperamen­tvolles Allegro einsetzte. Dann verlegte sich Jakob David Rattinger auf Raritäten. Carl Friedrich Abel (1723 – 1787) stand bereits am Ende der Gambenepoc­he. Nicht die eigene, virtuose Kunst, vielmehr für Laien spielbare Stücke hat Abel überliefer­t, die durchaus Pfiff und Raffinesse haben. Die Gambe schien unfähig zu sein, ordinäre Töne hervorzubr­ingen. Immer klingt sie kultiviert.

Eine besondere Herausford­erung für die Continuo-Begleitung stellte eine kurzfristi­g aufgenomme­ne a-Moll-Sonate von Johann Friedrich Ruhe (1699–1776) dar, die Stephanie Knauer weithin improvisie­ren musste. Herzlichst­er Applaus.

Alois Knoller

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