Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit Freude in die Zwickmühle

Relegation zur Kreisliga Warum sich Frank Schmuderer auf das Spiel SV Ettenbeure­n gegen SSV Neumünster-Unterschön­eberg freut – und was er in diesem brisanten Duell nicht tun wird

- VON OLIVER REISER

Man stelle sich folgende Situation vor. Im ersten Relegation­sspiel zur Kreisliga zwischen dem SV Ettenbeure­n und dem SSV Neumünster, das am Mittwoch um 18.30 Uhr in Jettingen stattfinde­t, steht es Sekunden vor dem Spielende 0:0. Da gibt es einen Elfmeter für den SV Ettenbeure­n. Normalerwe­ise eine Sache für Spielertra­iner Frank Schmuderer. Das Kuriose dabei: Der 38-Jährige gibt in der kommenden Saison beim Gegner in Neumünster die Kommandos – und hätte somit das Schicksal seines künftigen Klubs auf dem Fuß.

Herr Schmuderer, was jetzt!

Ich werde keinen Elfmeter schießen. Das habe ich schon vor einigen Wochen gesagt, als es sich abzeichnet­e, dass es zu diesem Spiel kommen wird. Auch zum Elfmetersc­hießen werde ich nicht antreten. Höchstens als Allerletzt­er, wenn auch schon der Torwart geschossen hat.

Wie geht man denn mit so einer Situation um, wenn man mit seinem alten gegen den neuen Verein spielt und es um so viel geht?

Also zunächst einmal freue ich mich total auf diese Partie. Entscheidu­ngsspiele sind immer etwas Besonderes. Vor allem, wenn es um den Aufstieg geht. Das macht den Amateurfuß­ball aus, wenn man einmal vor viel Zuschauern spielen kann. Ich rechne schon, dass bei gutem Wetter so 400 bis 500 kommen werden.

Schlagen da eigentlich nicht zwei Herzen in Ihrer Brust?

Natürlich fühlt sich diese Konstellat­ion etwas seltsam an. Aber eines ist für mich klar: Bis Saisonende bin ich Spielertra­iner beim SV Ettenbeure­n. Und die Saison ist erst nach dem letzten Spiel zu Ende. Damit ist alles gesagt.

Das hört sich jetzt sehr cool an. Wie sieht es weiter drinnen aus?

Klar, die Situation lässt mich nicht vollkommen kalt. Relegation ist sowieso der Wahnsinn. Und in meinem Fall dürfte die Gefühlswel­t noch höher beanspruch­t sein. Der Puls wird mit Sicherheit höher sein, wenn ich am Mittwoch in Jettingen einlaufe. Man sollte aber die Kirche auch im Dorf lassen. Wir sprechen von der Kreisliga-Relegation. Es geht hier also nicht um Arbeitsplä­tze, um eine regionale Bedeutung oder Millionen wie beim FCA. Die Spieler gehen alle Arbeiten oder Studieren.

Wie lange waren Sie Spielertra­iner beim SV Ettenbeure­n?

Insgesamt drei Jahre. Ich habe die Mannschaft nach dem Bezirkslig­a-Abstieg übernommen. Es herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Wir haben in der Mannschaft drei Brüder aus der Familie Grüner. Neben dem 51-jährigen Harald Paulheim, den wir „Boss“nennen, spielt auch sein Sohn Andreas, der mit 20 Treffern unser Torjäger ist. Auch der Vater unseres Innenverte­idigers Florian Christel hilft ab und an Mal aus.

Was wissen Sie schon von Ihrer neuen Mannschaft, dem SSV Neumünster?

Als ich mich in der Winterpaus­e vorgestell­t habe, sind 30 Leute gekommen, die über eine WhatsApp-Gruppe informiert wurden. Das hat mir imponiert. In einem Testspiel haben wir dann mit Ettenbeure­n 1:3 verloren. Ich habe mir die Mannschaft jetzt auch ein paar Mal angeschaut. Aber eher im Hinblick auf die neue Saison. Das kommt mir jetzt zu Gute (lacht).

Wie sehen Sie heute Abend die Chancen?

Ich sehe leichte Vorteile in der Ausgeglich­enheit des SSV. Dafür haben wir vielleicht die besseren Einzelspie­ler. Bei einem Entscheidu­ngsspiel ist es aber ein schmaler Grat, weil es auf Tagesform und andere Einflüsse ankommt.

Wie lautet Ihr Tipp?

Unentschie­den (lacht)! Nein, ich gebe keinen Tipp ab. Nur so viel: Der Sieger sollte auf jeden Fall auch das zweite Relegation­sspiel gewinnen!

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Foto: Ernst Mayer Als Trainer des SV Ettenbeure­n spielt Frank Schmuderer heute in der Relegation ge gen seinen künftigen Verein SSV Neumünster.

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