Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ludwig Thoma liebte vor allem verheiratete Frauen
Lesung Historikerin Martha Schad bietet tiefe Einblicke in das Leben des Schriftstellers
Ludwig Thoma ist vielen als herausragender Schriftsteller und Autor von etwa den „Lausbubengeschichten“bekannt. Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin und Historikerin Martha Schad aus Neusäß hat ein Buch über ihn und sein Leben geschrieben. Allerdings beleuchtet sie einen bisher unbekannten Aspekt des Autors.
Das Buch „Weiberheld und Weiberfeind. Ludwig Thoma und die Frauen“legt den Schwerpunkt auf die Frauen in Thomas Leben und sein Verhältnis zu ihnen. Vor rund 40 interessierten Besuchern las Martha Schad nun im Buchladen Gersthofen aus ihrem Buch und gab neue, erhellende Einblicke in Thomas Leben. Bereits vor Beginn lobte eine Besucherin, dass man „hier eine bestimmt sehr gute Veranstaltung“besucht. Die Erwartungen waren also entsprechend groß.
Und tatsächlich schaffte es Martha Schad innerhalb kürzester Zeit, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Sie erzählte in einer lockeren Atmosphäre über Thomas Leben. Wie er häufiger die Schule wechseln musste. Darüber, dass er nie Anerkennung von seiner Mutter bekam, obwohl er sich sehr darum bemühte. Diese machte allerdings bis zu ihrem Tod Ludwig immer nur für die Probleme in ihrem Leben verantwortlich.
Insgesamt spielten Frauen eine große Rolle in Thomas Leben – und zwar nicht nur wegen seiner vier Schwestern. So tat sich Thoma schwer in der Liebe. Und die Autorin berichtete: „Er fühlte sich vor allem zu bereits verheirateten Frauen hingezogen.“Die Besucher wurden von der Lesung nicht ent- täuscht. Oft war ein erhellendes „Ah“oder ein überraschtes „Oh! Da schau an, das wusste ich noch nicht“zu hören. Gleichzeitig waren alle auch gut unterhalten von Martha Schads Vortragsstil, und es wurde regelmäßig gelacht.
Auch Susi Weiß aus Gersthofen war begeistert: „Ich finde Frau Schad eine sehr beeindruckende Frau“, meinte sie. „Und auch heute habe ich einiges Neues erfahren. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass Thoma für seine Ehefrau Geld bezahlte“, sagte sie. So wurde deutlich, dass Thoma Frauen gegenüber nicht nur positiv eingestellt war. Er habe laut Schad „beim Simplicissimus als erste Handlung als Chefredakteur alle Redakteurinnen entlassen“. Und seine erste Ehefrau Marietta di Rigardo habe er aus ihrer bestehenden Ehe herausgekauft. „Auch bei einer weiteren Frau, Maidi Liebermann, hat er dies so versucht, allerdings erfolglos“, erzählte Martha Schad.
Und trotz seiner teils großen Bemühungen um die Frauen starb der Schriftsteller am Ende seines Lebens sogar kinderlos.