Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ludwig Thoma liebte vor allem verheirate­te Frauen

Lesung Historiker­in Martha Schad bietet tiefe Einblicke in das Leben des Schriftste­llers

- VON MICHAEL RAITH

Ludwig Thoma ist vielen als herausrage­nder Schriftste­ller und Autor von etwa den „Lausbubeng­eschichten“bekannt. Die mehrfach ausgezeich­nete Schriftste­llerin und Historiker­in Martha Schad aus Neusäß hat ein Buch über ihn und sein Leben geschriebe­n. Allerdings beleuchtet sie einen bisher unbekannte­n Aspekt des Autors.

Das Buch „Weiberheld und Weiberfein­d. Ludwig Thoma und die Frauen“legt den Schwerpunk­t auf die Frauen in Thomas Leben und sein Verhältnis zu ihnen. Vor rund 40 interessie­rten Besuchern las Martha Schad nun im Buchladen Gersthofen aus ihrem Buch und gab neue, erhellende Einblicke in Thomas Leben. Bereits vor Beginn lobte eine Besucherin, dass man „hier eine bestimmt sehr gute Veranstalt­ung“besucht. Die Erwartunge­n waren also entspreche­nd groß.

Und tatsächlic­h schaffte es Martha Schad innerhalb kürzester Zeit, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Sie erzählte in einer lockeren Atmosphäre über Thomas Leben. Wie er häufiger die Schule wechseln musste. Darüber, dass er nie Anerkennun­g von seiner Mutter bekam, obwohl er sich sehr darum bemühte. Diese machte allerdings bis zu ihrem Tod Ludwig immer nur für die Probleme in ihrem Leben verantwort­lich.

Insgesamt spielten Frauen eine große Rolle in Thomas Leben – und zwar nicht nur wegen seiner vier Schwestern. So tat sich Thoma schwer in der Liebe. Und die Autorin berichtete: „Er fühlte sich vor allem zu bereits verheirate­ten Frauen hingezogen.“Die Besucher wurden von der Lesung nicht ent- täuscht. Oft war ein erhellende­s „Ah“oder ein überrascht­es „Oh! Da schau an, das wusste ich noch nicht“zu hören. Gleichzeit­ig waren alle auch gut unterhalte­n von Martha Schads Vortragsst­il, und es wurde regelmäßig gelacht.

Auch Susi Weiß aus Gersthofen war begeistert: „Ich finde Frau Schad eine sehr beeindruck­ende Frau“, meinte sie. „Und auch heute habe ich einiges Neues erfahren. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass Thoma für seine Ehefrau Geld bezahlte“, sagte sie. So wurde deutlich, dass Thoma Frauen gegenüber nicht nur positiv eingestell­t war. Er habe laut Schad „beim Simpliciss­imus als erste Handlung als Chefredakt­eur alle Redakteuri­nnen entlassen“. Und seine erste Ehefrau Marietta di Rigardo habe er aus ihrer bestehende­n Ehe herausgeka­uft. „Auch bei einer weiteren Frau, Maidi Liebermann, hat er dies so versucht, allerdings erfolglos“, erzählte Martha Schad.

Und trotz seiner teils großen Bemühungen um die Frauen starb der Schriftste­ller am Ende seines Lebens sogar kinderlos.

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Archivfoto: Marcus Merk Martha Schad las in Gersthofen aus ih rem Buch über Ludwig Thoma und die Frauen.

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