Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn’s hell ist, bleibt der Teller leer

Mein Feiertag Ab heute ist Ramadan. Das ist eine wichtige Zeit für Muslime. Was genau da passiert, das erklären dir die Geschwiste­r Belinay (13) und Berkay (8) aus Augsburg

- VON LEA THIES

Belinay und Berkay sind schon etwas aufgeregt. Denn heute beginnt wieder der Fastenmona­t Ramadan. Das ist eine sehr wichtige Zeit für Muslime wie Belinay und Berkay und ihre Eltern. Ihre Religion heißt Islam, ihr Gott Allah. Im Ramadan fasten viele erwachsene Muslime auf der ganzen Welt einen Monat lang. „Sie werden zwischen Morgendämm­erung und Sonnenunte­rgang nichts essen und trinken“, erklärt der achtjährig­e Berkay und seine 13-jährige Schwester ergänzt: „Es gibt Ausnahmen: Zum Beispiel sind Kranke, stillende Mütter, schwangere Frauen, alte Menschen und Kinder vom Fasten befreit.“ Belinay und Berkay fasten noch nicht. Dennoch wissen sie, wie das geht. Das haben sie bei ihren Eltern gesehen. Im Ramadan sind nämlich auch die Abläufe in Belinays und Berkays Familie etwas anders als sonst. Ihre Eltern stehen zum Beispiel viel früher auf als sonst. Sie frühstücke­n, bevor die Sonne aufgeht und essen und trinken dann auch viel mehr als sonst. Denn das muss für den ganzen Tag reichen. Erst wenn die Sonne wieder untergegan­gen ist, dürfen sie wieder essen und trinken. Dann sitzt die Familie beisammen und isst gemeinsam. Mama zum Beispiel häufig eine Suppe und etwas Brot. Salziges isst sie im Ramadan kaum, denn das macht Durst. Und trinken darf man ja nur, wenn es dunkel ist. „Das durchzuhal­ten ist besonders schwer, wenn es draußen heiß ist“, sagt Belinays und Berkays Vater.

Und warum wird im Ramadan gefastet? Das Fasten im Ramadan ist ein Gebot für Muslime. „Wir sollen spüren, wie es sich für arme Menschen anfühlt, die nichts zu essen haben“, erklärt Belinay. „Allah möchte, dass wir durch diese Probe dankbar sind für das, was er uns sonst alles gibt“, ergänzt ihre Mutter.

Im Ramadan beschäftig­en sich viele Muslime auch besonders mit ihrem Glauben. Sie beten fünf Mal am Tag. Sie lesen viel im Koran. Das ist das wichtige Buch des Islam. Für Muslime steht darin das Wort Allahs. Viele Gläubige versuchen auch, im Ramadan besonders nett zueinander zu sein und sich gegenseiti­g zu helfen.

Vor einem Jahr wollte Belinay auch wissen, wie sich das Fasten anfühlt, und hat es mal an einem Wochenende ausprobier­t. „Nichts zu essen, war nicht schwer, aber nichts zu trinken war überhaupt nicht einfach“, erinnert sich Belinay. Sie hat dauernd ans Trinken denken müssen und hat dann auch etwas Bauchschme­rzen bekommen. „Die ersten Tage im Ramadan sind die schwersten. Mein Körper muss sich auch immer erst einmal daran gewöhnen, dass er mehrere Stunden lang nichts zu essen und zu trinken bekommt“, erklärt Belinays Mutter. Heuer sind es etwa 17 Stunden. Gerade ist nämlich die Zeit im Jahr, in der die Tage besonders lang sind. Der Ramadan verschiebt sich jedes Jahr um ein paar Tage. Und dadurch ist auch das Fest am Ende des Fastenmona­ts immer an einem anderen Datum. Was dann genau passiert, erzählen dir Belinay und Berkay in einem Monat. Auf dieses Fest freuen sich die Geschwiste­r jetzt schon.

„Wir sollen spüren, wie sich Armsein anfühlt“ Am Ende gibt es dann ein Fest

 ?? Fotos: Lea Thies ?? Berkay und Belinay kennen sich mit dem Ramadan aus. Heute beginnt ein besonderer Monat für viele Muslime auf der Welt. Die Geschwiste­r aus Augsburg erklären dir hier, warum tagsüber der Teller ihrer Eltern nun leer bleibt.
Fotos: Lea Thies Berkay und Belinay kennen sich mit dem Ramadan aus. Heute beginnt ein besonderer Monat für viele Muslime auf der Welt. Die Geschwiste­r aus Augsburg erklären dir hier, warum tagsüber der Teller ihrer Eltern nun leer bleibt.

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