Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Wechsel in Schwerin war erst später geplant

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mir ist vor einigen Tagen völlig überrasche­nd eine Lymphdrüse­nkrebserkr­ankung festgestel­lt worden, die umgehend eine massive Therapie erfordert“, gab Sellering am Dienstag in einer Erklärung bekannt. Er werde deshalb nicht mehr in der Lage sein, das Amt des Ministerpr­äsidenten so auszufülle­n, wie es objektiv notwendig sei und seinem Anspruch an sich selbst entspräche. Gleichzeit­ig schlug er den Gremien seiner Partei Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig als seine Nachfolger­in in beiden Ämtern vor.

Das wiederum war keine Überraschu­ng. Die 43-jährige Sozialdemo­kratin, die seit vielen Jahren mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Schwerin lebt, galt schon lange als Kronprinze­ssin und potenziell­e Nachfolger­in Sellerings. Allgemein wurde erwartet, dass der Ministerpr­äsident nach der Bundestags­wahl, spätestens jedoch in der Mitte der Legislatur­periode, den Platz für die stellvertr­etende SPD-Chefin räumt. Nun aber wird alles viel schneller gehen. Am 1. Juli soll ein Sonderpart­eitag die Personalie bestätigen. Bevor Schwesig in die noble Staatskanz­lei gegenüber dem Schweriner Schloss einziehen kann, muss sie vom Landtag gewählt werden. So lange will Sellering, wenn es die Gesundheit zulässt, die Amtsgeschä­fte weiterführ­en.

In der SPD hatte die Diplom-Finanzwirt­in eine Blitzkarri­ere hingelegt: 2004 wurde sie in den Schweriner Stadtrat gewählt, 2008 holte sie Erwin Sellering in sein Kabinett und machte sie mit gerade einmal 34 Jahren zur Sozial- und Gesundheit­sministeri­n, womit sie Deutschlan­ds jüngste Ministerin war. Ein Jahr später stieg sie zur SPD-Vizechefin auf, 2013 zog sie schließlic­h als Familienmi­nisterin ins Bundeskabi­nett ein. Während dieser Zeit kam auch ihr zweites Kind auf die Welt.

Ihr Wegzug macht allerdings eine Neubesetzu­ng im Kabinett nötig, wenn auch nur für wenige Monate. Während sich SPD-Chef Martin

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