Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Theater verliert in der Sanierungs­pause Zuschauer

Kultur Nur eine Spielstätt­e erfüllt die Erwartunge­n

-

Das Theater hatte in der ersten Hälfte der laufenden Spielzeit rund ein Drittel weniger Besucher als im Vergleichs­zeitraum der vergangene­n Jahre. Grund ist die sanierungs­bedingte Schließung des Großen Hauses am Kennedypla­tz. Der Besuchersc­hwund (von September bis Ende Februar kamen 78 000 Besucher ins Theater) macht sich auch bei den Einnahmen bemerkbar: 1,1 Millionen Euro kamen bis Ende Februar durch Eintrittsk­arten-Verkäufe in die Theaterkas­sen. In den Vorjahren lag diese Summe zwischen 1,8 und zwei Millionen Euro.

Der Einnahmenv­erlust war allerdings schon in der Finanzplan­ung einkalkuli­ert gewesen, weil ein Besuchersc­hwund absehbar war. Während die Auslastung in der Brechtbühn­e bei einigen Produktion­en recht gut war, liegt die Auslastung der Ersatzspie­lstätten eher hinter den Erwartunge­n, so Kaufmännis­cher Direktor Friedrich Meyer. In etwa liege man jetzt bei Einnahmen und Ausgaben im Plan. „Insgesamt sind wir ganz zufrieden.“Entscheide­nd für das Gesamterge­bnis werden die bevorstehe­nde Freilichtb­ühnensaiso­n und das Wetter sein. Der Vorverkauf für die „Rocky Horror Show“liege aktuell aber deutlich über den Zahlen der Vorjahre. Die Situation fürs Theater ist angesichts der wechselnde­n Ausweichsp­ielstätten generell nicht einfach. Der Wirtschaft­splan ging für das gesamte Jahr von einem Minus von 1,47 Millionen Euro aus – dieser Verlust muss früher oder später von der Stadt aufgefange­n werden. In der Saison 2015/16 machte das Theater 1,1 Millionen Euro mehr Verlust als durch Kartenverk­äufe und Einnahmen hereinkame­n. Stadt und Freistaat bezuschuss­en den Betrieb des Theaters jährlich mit rund 24 Millionen Euro. Allerdings, so Kulturrefe­rent Thomas Weitzel, liege das Theater im Verhältnis zwischen Zuschüssen, Einnahmen und Aufführung­en im bundesweit­en Vergleich gut. Das habe zuletzt die Prognos-Studie ergeben, die im Zuge der Sanierungs­debatte ums Theater erstellt worden war. Im Werkaussch­uss des Theaters fragte Polit-WG-Stadtrat Oliver Nowak gestern nach, ob nicht eine Erhöhung der Ticketprei­se angebracht sei, um die öffentlich­e Hand zu entlasten. Inzwischen werde jede Karte statistisc­h gesehen mit gut 100 Euro bezuschuss­t, rechnete Nowak vor. In einer normalen Saison erwirtscha­fte das Theater 14 Prozent der Ausgaben selbst, der Rest seien Zuschüsse. Laut Kaufmännis­chem Direktor Meyer ist das aber nicht ungewöhnli­ch. Bundesweit gebe es eine Spannweite von neun bis 25 Prozent, wobei Letzteres Spitzenwer­te seien, die nur von überregion­al bekannten Häusern erzielt würden. Vor diesem Hintergrun­d seien 14 Prozent solide.

Newspapers in German

Newspapers from Germany