Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dirigent der Jugendkape­lle muss gehen

Wechsel Der Vorstand des Musikverei­ns Diedorf bemängelt die musikalisc­he Entwicklun­g des Nachwuchse­s. So soll es jetzt weitergehe­n

- VON JANA TALLEVI

Vor wenigen Tagen beim Auftritt im Schmuttert­al-Gymnasium schien die Welt noch in Ordnung. Zum ersten Mal hatten das Sinfonieor­chester des Gymnasiums und der Musikverei­n Diedorf einen gemeinsame­n Auftritt. Applaus gab es dabei unter anderem für das Schülerorc­hester und die Jugendkape­lle des Musikverei­ns mit ihrem langjährig­en Dirigenten Markus Meyr-Lischka. Um so überrasche­nder kam für viele Eltern und auch Kinder aus dem Verein ein Schreiben des Vorstands zu Beginn dieser Woche, der sich sofort von MeyrLischk­a trennen will.

Die Begründung in dem Schreiben: Entgegen dem musikalisc­h fortschrei­tenden Ausbildung­sstand der Jugendlich­en sei eine „deutlich abnehmende musikalisc­he Entwicklun­g in den letzten beiden Jahren“in den beiden Nachwuchse­nsembles festzustel­len, schreibt der Vorstand. Erst nach den Pfingstfer­ien sollen wieder Proben unter kommissari­scher Leitung stattfinde­n, heißt es in dem Brief an die Eltern weiter. „Damit ist der Informatio­nsprozess der Eltern aber noch nicht abgeschlos­sen“, sagt die Vorsitzend­e des Musikverei­ns, Kerstin Grüner.

Generell von einer schwierige­n Gratwander­ung bei der Ausbildung junger Nachwuchsm­usiker spricht in diesem Zusammenha­ng die Bezirksvor­sitzende des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunds (ASM), Angela Ehinger. Einerseits, sagt sie, ist gerade im Kinder- und Jugendbere­ich ein profession­eller Leiter der Musikgrupp­en wichtig, um dem Nachwuchs von Anfang an alles Wichtige fürs gemeinsame Spielen in einem Blasorches­ter mit auf den Weg zu geben. Auf der anderen Seite könne zu viel Druck auch den Spaß am Musizieren verderben. Üblicherwe­ise werden in den Nachwuchss­pielgruppe­n die jungen Musiker für ein Blasorches­ter ausgebilde­t. Und weil diese dann regelmäßig von der Jugendkape­lle ins große Orchester wechseln und dafür Schüler nachrücken, sei ein wechselnde­s Niveau in einer Jugendkape­lle üblich, erläutert Angela Ehinger weiter. Diese unterschie­dlichen Standards spiegeln sich in den Wertungssp­ielen innerhalb des Musikbunds wider: „In der untersten Kategorie kann man auch mit zehn Anfängern spielen“, so die Fachfrau.

Angela Ehinger kennt die Schwierigk­eit, einen geeigneten Leiter für ein Nachwuchse­nsemble zu finden. „Man muss froh sein, wenn man da jemanden hat.“Über den entlassene­n Dirigenten, der sich auf Nachfrage unserer Zeitung zu dem Thema nicht öffentlich äußern will, sagt Ehinger: „Die Kinder lieben ihn und hängen an ihm und er liebt die Kinder auch.“MeyrLischk­a, ein gelernter Hornist, ist auch für den ASM-Bezirk in der Ausbildung von Nachwuchsm­usikern tätig und spielt dort auch selbst. Auf seiner Internetse­ite freut sich der Musikverei­n Diedorf übrigens noch über die fundierte musikalisc­he Ausbildung und das pädagogisc­he Geschick des Musikers.

Generell plädiert Angela Ehinger dafür, bei Unstimmigk­eiten lieber frühzeitig schon einmal die Probleme anzusprech­en, bevor es zum Bruch kommê. Dann könne auch vermieden werden, dass es zu rechtliche­n Nachwehen komme. Im Diedorfer Fall könnten möglicherw­eise noch die Anwälte das Wort bekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany