Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Seniorenzentrum wird ganz anders
Pflege Thierhaupten hat neue Pläne und will die Sache selbst in die Hand nehmen. Die Sozialstation Meitingen sitzt nun mit im Boot. Das bringt der Marktgemeinde viele Vorteile
Im Jahr 2020 soll es stehen, das Seniorenzentrum Thierhaupten. Und es soll ganz anders ausfallen als geplant. Bisher sollte im Ortszentrum ein 80-Betten-Haus mit stationärer Versorgung errichtet werden. „Diese Pläne sind endgültig gescheitert“, sagt Bürgermeister Toni Brugger. Es sei einfach nicht gelungen, für ein Pflegeheim dieser Größe einen Betreiber zu finden, zumal es in der Umgebung viele solcher Heime gebe und potenzielle Betreiber deshalb befürchteten, ein weiteres in Thierhaupten sei nicht wirtschaftlich zu führen. Nun will die Marktgemeinde die Sache selbst in die Hand nehmen, sprich ein Gebäude errichten und ein Seniorenzentrum betreiben. Aber nicht alleine, sondern zusammen mit der Sozialstation Meitingen, die Mitbetreiber und Miteigentümer werden soll. Bürgermeister Brugger ist überzeugt, dass dies für Thierhaupten die richtige Zukunftsstrategie ist, und freut sich, dass die Sozialstation Meitingen in Thierhaupten „Verantwortung übernehmen will“. Und der Leiter der Sozialstation Meitingen, Jürgen-M. Werner sagt: „Ein zweites Standbein macht für uns durchaus Sinn.“
Dass aus dieser naheliegenden Zusammenarbeit bisher nichts wurde, lag laut Brugger an der früheren Zielrichtung, ein stationäres Heim zu schaffen. Nun soll stattdessen ein ambulantes Seniorenzentrum mit betreutem Wohnen entstehen – und damit ist auch die Sozialstation mit ins Boot gekommen. Jürgen-M. Werner weist darauf hin, dass der Gesetzgeber 2016 eine „deutliche Verschiebung bei der Förderung“hin zu ambulanter Betreuung vorgenommen habe. Dass ein ambulantes Seniorenzentrum auch besser zu Thierhaupten passt, sei schon bei einem Workshop im Jahr 2015 mit renommierten Fachleuten deutlich geworden, erinnert Brugger an Prof. Michael Bossle und seine damalige beratende Einschätzung.
Der Gemeinderat habe nun mehrheitlich entschieden, dieses moderne Konzept zusammen mit der Sozialstation Meitingen zu realisieren. In welcher Rechtsform dies am besten geschieht und welche steuerlichen Auswirkungen das hat, soll zusammen mit Experten noch geklärt werden. „Außerdem brauchen wir eine vernünftige Architektur, die allem gerecht wird – auch den Besonderheiten des Grundstücks am Klostergarten“, betont Brugger. Erleichtert gibt sich der Bürgermeister, dass nun kleiner und damit für Thierhaupten passender gebaut werden könne – auch weil die Gewinnmaximierung bei diesem Projekt nicht im Vordergrund stehe.
Gedacht ist an ein Gebäude mit einer Grundfläche von 450 bis 600 Quadratmetern und zwei Stockwerken. Im Erdgeschoss soll die ambulante Seniorenwohngruppe Platz finden: Nach diesem modernen Konzept bilden die Senioren – hier etwa zehn bis zwölf Personen – eine Art Wohngemeinschaft, in der das selbstständige Wohnen im Vordergrund steht. Im ersten Obergeschoss sollen betreute Wohnungen für Alleinstehende und Paare entstehen, ebenso im zweiten Obergeschoss, wobei dort noch Räume für größere Veranstaltungen der Senioren und -organisationen eingeplant sind.
Am Standort am „Klostergarten“mitten im Ort, wo die Gemeinde 2013 und 2015 zwei Grundstücke für diesen Zweck erwarb, will man auf alle Fälle festhalten. Wegen der zentralen Lage und der guten Verbindung zu Marktplatz, Kirche und einigen Geschäften hätten auch Experten das Grundstück als sehr geeignet eingeschätzt, betont Brugger. Auch die Nähe zum Kindergarten ist laut Jürgen-M. Werner positiv, wie sich bereits in Meitingen bei gemeinsamen Aktionen von Kindern und Senioren gezeigt habe.
Zudem soll das geplante Seniorenzentrum auch Anlaufstelle für alle Fragen zum Thema Pflege sein und eine integrierte Tagespflege beinhalten. Eine seniorengerechte Außenanlage sowie ein größerer Parkplatz, der auch von Kirche und Kindergarten mitgenutzt werden kann, sind ebenfalls geplant.
Ein zusätzlicher Vorteil der Zusammenarbeit mit der Sozialstation Meitingen ist, dass deren weitere Angebote in Meitingen mitgenutzt werden könnten, zum Beispiel für schwerst Pflegebedürftige. Jürgen-M. Werner unterstreicht: „Wir können hier ein situations- und bedarfsgerechtes Angebot machen.“
Als Nächstes soll nun ein Gesellschaftervertrag ausgearbeitet und dann die Planung in Auftrag gegeben werden. Bei der Finanzierung denkt Brugger an einen Mix aus Eigenund Fremdkapital. Die Höhe der Kosten ist allerdings noch ungewiss.