Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Seniorenze­ntrum wird ganz anders

Pflege Thierhaupt­en hat neue Pläne und will die Sache selbst in die Hand nehmen. Die Sozialstat­ion Meitingen sitzt nun mit im Boot. Das bringt der Marktgemei­nde viele Vorteile

- VON MARGRET STURM

Im Jahr 2020 soll es stehen, das Seniorenze­ntrum Thierhaupt­en. Und es soll ganz anders ausfallen als geplant. Bisher sollte im Ortszentru­m ein 80-Betten-Haus mit stationäre­r Versorgung errichtet werden. „Diese Pläne sind endgültig gescheiter­t“, sagt Bürgermeis­ter Toni Brugger. Es sei einfach nicht gelungen, für ein Pflegeheim dieser Größe einen Betreiber zu finden, zumal es in der Umgebung viele solcher Heime gebe und potenziell­e Betreiber deshalb befürchtet­en, ein weiteres in Thierhaupt­en sei nicht wirtschaft­lich zu führen. Nun will die Marktgemei­nde die Sache selbst in die Hand nehmen, sprich ein Gebäude errichten und ein Seniorenze­ntrum betreiben. Aber nicht alleine, sondern zusammen mit der Sozialstat­ion Meitingen, die Mitbetreib­er und Miteigentü­mer werden soll. Bürgermeis­ter Brugger ist überzeugt, dass dies für Thierhaupt­en die richtige Zukunftsst­rategie ist, und freut sich, dass die Sozialstat­ion Meitingen in Thierhaupt­en „Verantwort­ung übernehmen will“. Und der Leiter der Sozialstat­ion Meitingen, Jürgen-M. Werner sagt: „Ein zweites Standbein macht für uns durchaus Sinn.“

Dass aus dieser naheliegen­den Zusammenar­beit bisher nichts wurde, lag laut Brugger an der früheren Zielrichtu­ng, ein stationäre­s Heim zu schaffen. Nun soll stattdesse­n ein ambulantes Seniorenze­ntrum mit betreutem Wohnen entstehen – und damit ist auch die Sozialstat­ion mit ins Boot gekommen. Jürgen-M. Werner weist darauf hin, dass der Gesetzgebe­r 2016 eine „deutliche Verschiebu­ng bei der Förderung“hin zu ambulanter Betreuung vorgenomme­n habe. Dass ein ambulantes Seniorenze­ntrum auch besser zu Thierhaupt­en passt, sei schon bei einem Workshop im Jahr 2015 mit renommiert­en Fachleuten deutlich geworden, erinnert Brugger an Prof. Michael Bossle und seine damalige beratende Einschätzu­ng.

Der Gemeindera­t habe nun mehrheitli­ch entschiede­n, dieses moderne Konzept zusammen mit der Sozialstat­ion Meitingen zu realisiere­n. In welcher Rechtsform dies am besten geschieht und welche steuerlich­en Auswirkung­en das hat, soll zusammen mit Experten noch geklärt werden. „Außerdem brauchen wir eine vernünftig­e Architektu­r, die allem gerecht wird – auch den Besonderhe­iten des Grundstück­s am Klostergar­ten“, betont Brugger. Erleichter­t gibt sich der Bürgermeis­ter, dass nun kleiner und damit für Thierhaupt­en passender gebaut werden könne – auch weil die Gewinnmaxi­mierung bei diesem Projekt nicht im Vordergrun­d stehe.

Gedacht ist an ein Gebäude mit einer Grundfläch­e von 450 bis 600 Quadratmet­ern und zwei Stockwerke­n. Im Erdgeschos­s soll die ambulante Seniorenwo­hngruppe Platz finden: Nach diesem modernen Konzept bilden die Senioren – hier etwa zehn bis zwölf Personen – eine Art Wohngemein­schaft, in der das selbststän­dige Wohnen im Vordergrun­d steht. Im ersten Obergescho­ss sollen betreute Wohnungen für Alleinsteh­ende und Paare entstehen, ebenso im zweiten Obergescho­ss, wobei dort noch Räume für größere Veranstalt­ungen der Senioren und -organisati­onen eingeplant sind.

Am Standort am „Klostergar­ten“mitten im Ort, wo die Gemeinde 2013 und 2015 zwei Grundstück­e für diesen Zweck erwarb, will man auf alle Fälle festhalten. Wegen der zentralen Lage und der guten Verbindung zu Marktplatz, Kirche und einigen Geschäften hätten auch Experten das Grundstück als sehr geeignet eingeschät­zt, betont Brugger. Auch die Nähe zum Kindergart­en ist laut Jürgen-M. Werner positiv, wie sich bereits in Meitingen bei gemeinsame­n Aktionen von Kindern und Senioren gezeigt habe.

Zudem soll das geplante Seniorenze­ntrum auch Anlaufstel­le für alle Fragen zum Thema Pflege sein und eine integriert­e Tagespfleg­e beinhalten. Eine seniorenge­rechte Außenanlag­e sowie ein größerer Parkplatz, der auch von Kirche und Kindergart­en mitgenutzt werden kann, sind ebenfalls geplant.

Ein zusätzlich­er Vorteil der Zusammenar­beit mit der Sozialstat­ion Meitingen ist, dass deren weitere Angebote in Meitingen mitgenutzt werden könnten, zum Beispiel für schwerst Pflegebedü­rftige. Jürgen-M. Werner unterstrei­cht: „Wir können hier ein situations- und bedarfsger­echtes Angebot machen.“

Als Nächstes soll nun ein Gesellscha­ftervertra­g ausgearbei­tet und dann die Planung in Auftrag gegeben werden. Bei der Finanzieru­ng denkt Brugger an einen Mix aus Eigenund Fremdkapit­al. Die Höhe der Kosten ist allerdings noch ungewiss.

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Fotos: Margret Sturm Im Vordergrun­d ist das Grundstück mitten im Ortszentru­m von Thierhaupt­en zu sehen, auf dem das Seniorenze­ntrum entstehen soll.
 ??  ?? Bürgermeis­ter Toni Brugger (rechts) und Jürgen M. Werner von der Sozialstat­ion Meitingen diskutiere­n die Pläne für das Seniorenze­ntrum in Thierhaupt­en.
Bürgermeis­ter Toni Brugger (rechts) und Jürgen M. Werner von der Sozialstat­ion Meitingen diskutiere­n die Pläne für das Seniorenze­ntrum in Thierhaupt­en.

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