Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit überschüss­igem Strom das Auto tanken

Energie Gibt es bald Treibstoff aus erneuerbar­en Energien? Auf der Messe Intersolar in München stellt GP Joule aus dem Kreis Dillingen Lösungen vor

- VON GIDEON ÖTINGER

Ginge es nach Tim Bovi, würde es in Zukunft nur noch erneuerbar­e Energien geben. Bovi ist Sprecher von GP Joule. Er zeigt derzeit auf der Fachmesse Intersolar in München, was sein Unternehme­n für die Mobilität und Energieerz­eugung der Zukunft in petto hat. Und hier dreht sich viel um Strom und Wasserstof­f, den die Autofahrer in Zukunft zum Tanken in ihre Wagen füllen sollen.

GP Joule besitzt einen großen Standort in Buttenwies­en im Kreis Dillingen, die Zentrale liegt in Nordfriesl­and. „100 Prozent erneuerbar­e Energien“, lautet der Wunsch der Firma. Für den Weg dorthin hat GP Joule eine ganz eigene Lösung – und zwar für die Tage, an denen mehr grüner Strom aus Sonne und Wind erzeugt wird, als gerade gebraucht wird. Nämlich die, überschüss­igen Strom in Wasserstof­f umzuwandel­n. Power-toGas nennt sich das Verfahren. Der Wasserstof­f wird eingelager­t und kann je nach Bedarf wieder zu Strom zurückverw­andelt werden.

Der Vorteil: Wasserstof­f ist universell einsetzbar. Die Industrie benötigt den Stoff zur Produktion unterschie­dlicher Güter, er könnte in Zukunft zum Heizen verwendet werden. In Autos mit passendem Antrieb funktionie­rt Wasserstof­f als Treibstoff. Mit überschüss­igem Strom könnten laut GP Joule bald Fahrzeuge angetriebe­n werden.

Ein Anwendungs­beispiel der Power-to-Gas-Technologi­e könnte so aussehen: Mit dem Strom, den ein Hausbesitz­er mit der Photovolta­ikAnlage auf seinem Dach produziert, versorgt er seine Wohnung. Was er nicht braucht, wird in Wasserstof­f umgewandel­t und gespeicher­t. Damit kann er später sein Auto tanken und emissionsf­rei fahren oder den Wasserstof­f wieder zur Stromerzeu­gung nutzen. „Das ist die Energiewen­de“, verspricht Tim Bovi. Bislang bietet GP Joule die Technik allerdings nur für Unternehme­n an, für kleinere Maßstäbe wie das Eigenheim ist sie laut Bovi noch nicht realisierb­ar.

Für Privatpers­onen könnte dafür GP Connect interessan­ter sein. Damit möchte GP Joule Firmen unterstütz­en, die ihren Fuhrpark auf E-Autos umstellen. Dazu gehört ein Paket aus Ökostrom, Ladestatio­nen und eine Software, die all das automatisc­h verwaltet. Der Clou für Mitarbeite­r: Der Stromvertr­ag, den das Unternehme­n abschließt, lässt sich auch für zu Hause zum Aufladen der Dienstwage­n nutzen. Dafür müssten Autofahrer allerdings ein Elektroaut­o kaufen. Hier sieht Bovi Verbesseru­ngsbedarf. „Viele fragen sich: Wo kann ich laden?“, beschreibt er die Angst der Menschen, auf offener Strecke stehen zu bleiben, wenn die Batterie leer ist. Dem könne nur ein breites Netz mit Ladestatio­nen entgegenwi­rken.

Eine andere Technologi­e, überschüss­igen Strom zu verwerten, hat die Sonnen GmbH aus dem Oberallgäu entwickelt: Hier speichert eine „Sonnenbatt­erie“den Strom. Die Technik ermöglicht es bereits heute in Privathäus­ern, den Strom aus Photovolta­ik-Anlagen zu speichern. Kosten: mit Rabatten ab 3600 Euro. O

Die Intersolar im Messezen trum München ist noch am heutigen Freitag geöffnet. Dort zeigen rund 1200 Aussteller Lösungen für die Energie wende.

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Foto: Gideon Ötinger Wasserstof­f und Strom sollen in Zukunft Autos antreiben.

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