Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lebensrett­er zwischen Hollywood und Alltag

Baden Gestern startete Baywatch in den Kinos. Mit der ehrenamtli­chen Arbeit der Wasserwach­t hat der Actionstre­ifen wenig gemein – doch es gibt auch Parallelen

- VON SVEN KOUKAL

Landkreis Augsburg In der Brille des Retters spiegelt sich die Sonne. Das Boot macht einen scharfen Schlenker, Wasser spritzt im Hintergrun­d nach oben. Nein, diese Szene stammt nicht aus dem neuen Baywatch-Film, der seit gestern über die Kinoleinwä­nde läuft. Es handelt sich um den zweiminüti­gen neuen Imagefilm der Bayerische­n Wasserwach­t. Beide Streifen sind derzeit in fast allen bayerische­n Kinos zu sehen: Baywatch als Hauptfilm und im Werbeblock zuvor der Imagefilm der Hilfsorgan­isation.

Das passt zusammen, in beiden geht es schließlic­h ums Lebenrette­n. Deshalb ist das Remake der amerikanis­chen Fernsehser­ie für die Wasserwach­tler natürlich besonders interessan­t. 150 ehrenamtli­che Helfer aus elf Ortsgruppe­n des Landkreise­s haben sich kurz vor dem offizielle­n Start beide Filme im Königsbrun­ner Kino angeschaut. An den roten Badehosen und den weißen T-Shirts waren die Wasserwach­tler im Filmhaus leicht zu erkennen.

Die Retter haben einen ganz besonderen Blick auf die LeinwandGe­schehnisse. Dass der Hollywoods­treifen nicht den Alltag der örtlichen Lebensrett­er abbildet, sei verständli­ch, sagt Martin Gschwilm, Vorsitzend­er der Kreis-Wasserwach­t Augsburg-Land. Ganz abseits der Wirklichke­it bewege sich der Film jedoch nicht. Parallelen gibt es viele. Im Zentrum stehen Rettungen aus gefährlich­en Situatione­n im und um das Wasser. Regelmäßig müssen Menschen wiederbele­bt werden. „Das gehört dazu und kommt auch bei uns immer wieder vor“, sagt der 37-Jährige aus Bobingen. Besonders in den arbeitsrei­chen Wochen, die nun im Sommer in den Freibädern und an den Seen auf die Wasserwach­t zukommen. „Dann erwarten uns wieder schöne und nicht so schöne Dienste.“

Während Baywatch von der actionreic­hen Handlung lebt, ist die Arbeit in der Region meist ruhiger. Im Film sind die Retter bekannt, werden von vielen Badegästen angesproch­en und sind sehr geschätzt. Ihre Arbeit geht weit über das Bewachen der Strände hinaus: Sie mischen sich in Polizeiarb­eit ein, decken Fälle auf. „So arbeiten wir natürlich nicht“, sagt Gschwilm. Die Arbeit der Wasserwach­t sei vor allem präventiv. Viele Gewässer im Landkreis seien auch lange nicht so profession­ell überwacht wie im amerikanis­chen Vorbild. „Man darf nicht vergessen: Die rund 3500 Mitglieder arbeiten bei uns ehrenamtli­ch und sind nicht beruflich Rettungssc­hwimmer.“

Die Aufmerksam­keit um den neuen Film wollen die Ehrenamtli­chen nutzen und neue Mitglieder werben. So haben sie in einem Augsburger Kino ein sogenannte­s Rescue-Water-Craft aufgestell­t, eine Art Jetski für flache Gewässer. Und sie stellen dort das Aufgabenfe­ld der Wasserwach­t vor – vom Rettungssc­hwimmen über Motorbootf­ahren bis zum Natur- und Umweltschu­tz. Im Kinder- und Jugendbere­ich sei der Verband gut aufgestell­t, erzählt Gschwilm. „In manchen Ortsgruppe­n gibt es sogar Aufnahmest­opps. Aber im Altersbere­ich 14 Jahre aufwärts suchen wir dringend Helfer.“

 ?? Fotos: Inge Christophe­r, Archiv; Frank Masi/Paramount Pictures, dpa ?? Realität und Inszenieru­ng: Die Wasserwach­t Ortsgruppe Diedorf zeigt, wie Wasserrett­ung funktionie­rt (Bild links). Im neuen Bay watch Film sieht das deutlich aufregende­r aus (rechts).
Fotos: Inge Christophe­r, Archiv; Frank Masi/Paramount Pictures, dpa Realität und Inszenieru­ng: Die Wasserwach­t Ortsgruppe Diedorf zeigt, wie Wasserrett­ung funktionie­rt (Bild links). Im neuen Bay watch Film sieht das deutlich aufregende­r aus (rechts).
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