Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tierschütz­er kritisiere­n, dass Schüler Fische fangen

Protest Am Schmuttert­al-Gymnasium gibt es einen Wahlkurs Angeln. Was die Tierschutz­organisati­on Peta dazu sagt

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Lernen die Schüler des Diedorfer Schmuttert­al-Gymnasiums, wie man friedliche Tiere anlockt, auf einen Haken spießt und dann tötet? Das behauptet die Tierschutz-Organisati­on Peta, die von dem Wahlkurs Fischen an der Schule gehört hat und nun in einem Brief an die Verantwort­lichen appelliert, den Kurs durch ein „tier- und kinderfreu­ndliches Angebot“zu ersetzen. Das „Töten von Lebewesen“dürfe kein Lernangebo­t sein, so die Tierschütz­er. „Könnten Fische schreien, würde niemand mehr behaupten, Angeln sei eine entspannen­de und erholsame Aktivität für Schüler“, so Dr. Tanja Breining, Fachrefere­ntin für Fische und Meerestier­e bei Peta.

Tatsächlic­h bietet das Diedorfer Gymnasium in Zusammenar­beit mit dem Lechfische­reiverein seit dem vergangene­n Schuljahr den Wahlkurs Fischen an. Englisch-Lehrer Aleksandar Krstovic, selbst Hobbyfisch­er, leitet den Kurs. Heuer sind 14 Jugendlich­e ab der 6. Klasse mit dabei. Das liegt auch daran, dass man den nötigen Jugendfisc­herschein erst ab zwölf Jahren erhalten kann. „In diesem Schuljahr waren wir bisher zwei Mal beim Fischen“, erklärt Krstovic. Einmal angelten die Kinder auf Einladung des Lechfische­rei vereins etliche Forellen, zwei Karpfen und sogar einen Hecht. „Der Brief von Peta hat bei uns einige Diskussion­en ausgelöst“, sagt Schulleite­r Günter Manhardt. Nach Abwägung aller Argumente hätte sich die Schule aber dafür entschiede­n, den Wahlkurs Fischen weiterhin anzubieten. Manhardt führte in einem Antwortsch­reiben an Peta folgende Argumente auf:

Nur die Hälfte der Kurszeit werde geangelt, die übrige Zeit lernen die Schüler etwas über Fischkunde und Gewässerku­nde. Zum Kurs gehöre unter anderem ein Ausflug zum Fischereih­of Salgen, wo vom Aussterben bedrohte Fischarten gezüchtet werden. Die Kinder sollen auch lernen, dass es zahlreiche heimische Fischarten gibt, die nicht auf der Liste der bedrohten Fischarten stehen. Wie Manhardt erläutert, würden die Kinder auch lernen, dass Fische nicht im Supermarkt „wachsen“. „Dadurch gewinnen sie einen größeren Respekt vor dem Lebewesen und dem Lebensmitt­el Fisch.“

Schüler lernen viel über Tier und Gewässersc­hutz

Außerdem würden gerade die Fischereiv­ereine (und damit auch die Schul AGs) einen sehr großen Beitrag zum Naturschut­z leisten. Dies geht über die Reinigung von Gewässern von Unrat, über Renaturier­ungsmaßnah­men der Gewässer bis zu erfolgreic­hen Besatzmaßn­ahmen vorher fast ausgestorb­ener Fischarten. All diese Punkte sprechen nach Auffassung der Schule im Sinne des nachhaltig­en Natur-, Arten- und Tierschutz­es dafür, diesen Kurs weiterhin anzubieten. Wie Aleksandar Krstovic berichtet, habe noch keiner seiner Schüler irgendwelc­he Berührungs­ängste beim Fischen gezeigt oder Vorbehalte geäußert. Auch nicht, wenn der geangelte Fisch zügig durch einen kurzen Schlag auf den Kopf betäubt, getötet und ausgenomme­n wird. „Unsere Schüler kommen überwiegen­d aus dem ländlichen Raum und sind mit diesen Themen meistens vertraut“, so Krstovic. Sie wüssten, dass das Steak von einem geschlacht­eten Rind und die Fischstäbc­hen von einem Fisch stammen. „Sie haben vielleicht gerade deshalb mehr Achtung vor dem Lebewesen.“

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Foto: M. Götzfried, dpa Sollen Schüler Fische fan gen und töten? Darum geht der Streit in Diedorf.

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