Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Werkstatt der Weltmeister
Handwerk In der Schreinerei Langenmair in Au trainiert ein junger Möbelschreiner für die WM der Berufe. Heuer geht es nach Abu Dhabi. Was der 20-jährige Markus Figl dort machen muss und wie er sich darauf vorbereitet
Dinkelscherben Au Hier schleifen meisterliche Schreiner an ihrem Können: In der Schreinerei Langenmair im Dinkelscherber Ort Au bereitet sich ein junges Handwerkstalent derzeit auf die World Skills vor. Diese WM der Berufe findet heuer in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Der Dinkelscherber Schreinermeister Florian Langenmair trainiert den 20-jährige Schreiner Markus Figl für den Wettbewerb. Der Fürstenfeldbrucker ist der deutsche Hoffnungsträger in der Kategorie Cabinetmaking (Möbelschreiner).
Die World Skills finden alle zwei Jahre statt. In 51 Disziplinen treten 1200 junge Fachkräfte aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung gegeneinander an. Die Nachwuchstalente kommen aus 77 Ländern und Regionen. Vier Tage lang wird dann gesägt, programmiert, gefräst und gemalt, damit am Ende in jedem Fach ein Weltmeister feststeht.
In mehreren Trainingsabschnitten bereitet Florian Langenmair seinen Schützling auf die WM vor. Neben den wichtigsten Grundlagen des Wettbewerbs wird besonderer Wert auf Maßgenauigkeit gelegt – und das, während unter hoher zeitlicher Belastung gearbeitet wird. „Das Training muss dem Teilnehmer in Fleisch und Blut übergehen“, meint Schreiner Langenmair. Denn in Abu Dhabi tritt Figl im Oktober gegen 25 andere Möbelschreiner aus der ganzen Welt an. Die Konkurrenten müssen an den vier Wettkampftagen innerhalb von 22 Stunden ein von der Jury vorgegebenes Möbelstück schreinern. Abweichungen vom Maß werden mit Punktabzug bestraft.
Zur Vorbereitung fertigt der Schützling in fünf Trainingswochen in Au wöchentlich ein neues Stück an. Geübt werden Prüfungsstücke aus den vergangenen Weltmeisterschaften unter Prüfungsbedingungen. Handwerkstrainer Langenmair erklärt: „Erstmals habe ich auch mit meinen Expertenkollegen aus Österreich, Schweiz und Südtirol ein gemeinsames Training mit Wettkampfcharakter organisiert.“Am Freitag, 23. Juni, ist dort in Hall in Österreich auch die Öffentlichkeit eingeladen. So können die Teilnehmer den Druck verspüren, wenn ih- nen die Zuschauer bei der Arbeit zuschauen. Auch der Umgang mit Spezialwerkzeugen müsse geübt werden, erklärt Trainer Langenmair. Sechs Wochen vor der WM gibt die Jury dann das offizielle Wettbewerbsstück bekannt, welches jedoch noch zum Beginn des Contests um 30 Prozent abgeändert wird.
Schon mehrere Lehrlinge waren bei der WM
Für Florian Langenmair ist es nicht das erste Mal, dass die Elite der Möbelschreiner in seiner Schreinerei ausgebildet und trainiert wird. Schon seit 1997 kommen die jungen Talente nach Au. Damals bereitete sein Vater Walter die Möbelschreiner auf diese besondere WM vor. Zu dieser ehrenhaften Aufgabe kam er, da er in den Neunzigerjahren selbst zwei Lehrlinge ausgebildet hatte, die sich beide für die Weltmeisterschaft qualifizierten. 1991 ging so- gar die Silbermedaille an den Lehrling aus dem Dinkelscherber Betrieb und bei der WM 2005 in Helsinki, und 2011 in London gab es Gold. 2015 trat dann erstmals Sohn Florian in die Fußstapfen des Vaters und reiste mit nach São Paulo, Brasilien.
Wie extrem präzise dort gearbeitet wurde, das könne man nicht mündlich übermitteln, meint Langenmair. „Das muss man live erlebt haben.“Ein tolles Gefühl sei es auch gewesen, ein Teil der deutschen Nationalmannschaft zu sein und die Ehre zu haben, sein Land zu vertreten.
In Abu Dhabi wird es sicherlich nicht kühler werden als 2015 in Brasilien, doch einen kühlen Kopf bewies Kandidat Figl bereits in einer ganzen Reihe von Vorentscheiden. Für die WM-Qualifikation musste er zuerst die Innungs- und Kammerwettbewerbe, dann die bayernweite Ausscheidung und schließlich den Bundesentscheid der Möbelschreiner gewinnen.
Für Abu Dhabi hat sein Trainer ein gutes Gefühl. „Markus ist sehr engagiert und bringt auch schon sehr viel Talent mit“, sagt der stolze Trainer. Aber für den großen Erfolg müsse auch ein bisschen Glück dabei sein, da alle nur ein Ziel haben: Gold, Silber oder Bronze zu gewinnen. „Auf diesem extrem hohen Niveau zählen nur Kleinigkeiten.“