Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Goethe wacht jetzt über seine Schule

Festakt Heutige und ehemalige Schüler zeigen zum 50. Jubiläum in Gersthofen beeindruck­enden Gemeinscha­ftsgeist

- VON GERALD LINDNER

Als sie gebaut wurde, stand sie fast noch allein auf weiter Flur. Heute ist die Gersthofer Goethe-Grundschul­e ein fester Bestandtei­l des Bildungsan­gebots in der Stadt. Mit einem Festakt feierten Lehrer, Eltern, Schüler und Ehrengäste das 50. Jubiläum der Schule.

Das Schulteam hatte dazu ein buntes Rahmenprog­ramm mit Gesang und Musik vieler Kinder ausgedacht. Grundlage dafür war eine ganze Projektwoc­he, in der sich die Buben und Mädchen klassenübe­rgreifend mit Johann Wolfgang Goethe, seinem Leben und seiner Literatur befassten.

Dritter Bürgermeis­ter und ExGoethesc­hüler Reinhold Dempf gab einen historisch­en Rückblick und erzählte Geschichte­n aus erster Hand. Er hat als Sohn des ehemaligen ersten Schulhausm­eisters einen ganz besonderen Bezug zur Goetheschu­le. Nachdem die Erweiterun­g der Mozart- und der Pestalozzi­schule abgeschlos­sen waren, waren beide schon wieder zu klein, sodass man sich im Jahr 1964 auf die Suche nach einem neuen Standort machte. Nach längeren Beratungen und Diskussion­en über die Namensgebu­ng, wurde aus der „Südwestsch­ule“dann die Goethe-Schule, erzählte Dempf. Auch Albert Schweitzer, Ludwig Thoma und Friedrich Schiller waren als Namenspatr­one ins Gespräch gebracht worden.

Richtfest für den zehn Klassenräu­me und eine Turnhalle umfassende­n Bau war dann am 12. August 1966, die offizielle Einweihung am 14. Oktober des folgenden Jahres. Der gemeinsam von den Architekte­n Alois Strohmayr und Hermann Öttl entworfene Bau wurde damals als „weit und breit schönstes Schulgebäu­de“bezeichnet. Reinhold Dempf erinnerte sich, dass es in der ersten Zeit in die Hausmeiste­rwohnung, aber auch ins Schulgebäu­de hereinregn­ete. „Die haben das Dach einfach nicht dicht bekommen.“

Bürgermeis­ter Michael Wörle überreicht­e ein besonderes Geschenk – eine speziell angefertig­te Büste des Dichterfür­sten Johann Wolfgang Goethe. Diese wurde mit 3D-Druck produziert und von zwei in Gersthofen ansässigen Unternehme­n gestiftet. Platz findet das Kunstwerk auf einer Steinsäule, die für diesen Anlass individuel­l gestaltet wurde. Besucher der Schule können das Kunstwerk künftig im Ein- bestaunen. Besonderes Detail: Bei der Produktion der Büste war auch Alex Connor beteiligt: „Es macht mich schon sehr stolz, dass in meiner ehemaligen Schule jetzt eine Büste steht, die ich mitproduzi­ert habe.“

Michael Wörle betonte: „Die Schule ist seit ihrer Eröffnung stetig mit den Anforderun­gen gewachsen.“Da das Gebäude inzwischen deutlich in die Jahre gekommen ist, versprach der Bürgermeis­ter, dass im kommenden Jahr entweder eine Sanierung oder ein Teilneubau angegangen werden soll. „Genaues muss der Stadtrat noch entscheide­n.“

Schulamtsd­irektorin Aloisia Wiedenmann ging darauf ein, dass von den heute 191 Schülern der zweizügige­n Schule mit acht Klassen 81 oder 41 Prozent einen Migrations­hintergrun­d haben. Sie betonte: „Trotz ihrer Jahre spiegelt die Schule ein modernes Verständni­s wider.“Sie appelliert­e an die Eltern, die Arbeit der Lehrkräfte zu unterstütz­en und ihre Würde zu achten.

In diese Richtung ging auch die Elternbeir­atsvorsitz­ende Sandra Hofmeister: „Eltern und Lehrer müssen mit den Schülern an einem Strang ziehen, damit gute Erziehungs­arbeit gelingt.“

Schulleite­rin Irmgard Frank zitierte passenderw­eise Goethe: „Der Charakter ruht auf der Persönlich­keit, nicht auf den Talenten.“In diesem Sinne sei auch das Schulgangs­bereich Leitbild auf gegenseiti­ge Wertschätz­ung, Anerkennun­g und Gleichbere­chtigung ausgericht­et, Werte die ein friedliche­s Zusammenle­ben und gewaltfrei­e Konfliktlö­sung ermöglicht­en. „Die Charakterb­ildung ist uns sehr wichtig.“

Irmgard Frank zeigte sich stolz auf die Ergebnisse der Goethe-Projektwoc­he. Was die Schüler an Liedern, Gedichten und Texten erarbeitet hatten, konnte sich sehen lassen – ebenso wie eine Ausstellun­g mit Fotos aus der Geschichte des 50-jährigen Schulhause­s. Ein originelle­s „Zuckerl“war ein Video, in dem Schüler aber auch jeden noch so verborgene­n Winkel der Schule vorstellte­n und Einblicke gewährten, die sonst kaum jemand erhält.

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Fotos: Marcus Merk Voller Begeisteru­ng widmeten sich die Schüler der Goethe Schule in Wort und Gesang dem Dichterfür­sten und gestaltete­n so den Festakt zum 50. Jubiläum.
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Über das Geschenk einer Büste von Johann Wolfgang Goethe freuen sich Irmgard Frank und Michael Wörle.

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