Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Hennhofer und ihre Antoniuska­pelle

Jubiläum Seit 300 Jahren steht das kleine Kirchlein im Ort. Lausbuben gaben den Wänden neben dem Altar mit Eiern einen gelben Anstrich

- VON GÜNTHER HERDIN

Altenmünst­er Hennhofen Die Freiwillig­e Feuerwehr Hennhofen feiert am 10. und 11. Juni ihr 125-jähriges Bestehen. Um 175 Jahre älter als der einzige Verein im Ortsteil von Altenmünst­er ist die Antonius-Kapelle in der Dorfstraße 24. Drei Jahrhunder­te steht sie bereits mitten im Ort und ist für die Menschen in Hennhofen einmal im Jahr ein ganz besonderer Anziehungs­punkt. Am zweiten Sonntag im Juni wird nämlich das Patroziniu­m gefeiert.

Da reichen die 80 Plätze, welche das kleine Kirchlein in seinem Inneren bietet, nicht aus. „Die Leute stehen meist im Freien und zum Teil auf der Straße“, berichtet Harald Wölfle von der Kirchenver­waltung Altenmünst­er, zuständig für den Ortsteil Hennhofen. Ein besonders schöner Platz ist der links neben dem Eingang der Kapelle. Dort hat die Jagdgenoss­enschaft Hennhofen im Jahr 2002 einen Pavillon mit einer großen, gusseisern­en Glocke errichten lassen. Eine Gedenktafe­l erinnert an die Gefallenen und Vermissten aus Hennhofen während der beiden Weltkriege im vergangene­n Jahrhunder­t.

Besonders viele Besucher beim Patroziniu­m erwartet Daniela Stuhlenmil­ler – sie ist Mitglied im Pfarrgemei­nderat – in diesem Jahr. Das Kirchenfes­t ist nämlich ein Programmpu­nkt beim großen Feuerwehrj­ubiläum.

Einer, der sich mit der 300-jährigen Geschichte der Antonius-Kapelle in den vergangene­n Monaten intensiv beschäftig­t hat, ist Herbert Hörmann. Der 64-Jährige hat im Archiv des Bistums Augsburg recherchie­rt und weitere Informatio­n aus dem Heimatbuch der Gemeinde Altenmünst­er zusammenge­tragen, damit eine 24-seitige Broschüre über die Antonius-Kapelle entstehen konnte. Wer sich das Nachschlag­ewerk genauer betrachtet, der erfährt, dass die Kapelle bis zur Säkularisa­tion dem Kloster Fultenbach unterstand. Ein einheitlic­her Neubau entstand im Jahr 1717, doch die Weihe durch Weihbischo­f Johann Jakob von Mayr aus Augsburg erfolgte erst 16 Jahre später (1733). Noch länger dauerte es, bis die ersten Ausstattun­gsstücke des Klosters Fultenbach ins benachbart­e Hennhofen kamen. Den Aufzeichnu­ngen zufolge geschah dies im Jahr 1803.

Im Hauptteil des Altaraufba­us ist eine große, säulenflan­ierte Mittelnisc­he zu sehen und die darin gefasste Holzfigur des heiligen Antonius, des Schutzpatr­ons von Padua. In der Hennhofer Kapelle sind links und rechts neben dem Altar zwei Fürbitten des heiligen Antonius zu lesen. Da heißt es einmal: „Wer Wunder süecht und suchen will bey St. Antony findt er will“. Die zweite Fürbitte lautet: „Durch die Fürbit deß heiligen Anthonny vor allem unheill uns verschone.“

In 300 Jahren hat natürlich der Zahn der Zeit auch an der AntoniusKa­pelle in Hennhofen genagt, sodass größere Restaurier­ungen vor allem im vergangene­n Jahrhunder­t durchgefüh­rt werden mussten. Fast über drei Jahre (1968 bis 1970) erstreckte­n sich die letzten intensiven Arbeiten. Herunterge­kommen waren damals vor allem die Innenwände der Kapelle. Was Lausbuben aus Hennhofen an einem Montagnach­mittag im Oktober 1964 zum Anlass nahmen, den Wänden mit einer ganz besonderen Aktion einen neuen Anstrich zu geben. Sie verwendete­n keine Farbe, sondern mehr als 30 frisch gelegte Eier aus einem ne- ben der Kirche stehenden Hühnerstal­l eines örtlichen Bauern. Die jugendlich­en „Diebe“drangen mit den gestohlene­n Eiern in die Kapelle ein und warfen die Eier links und rechts neben dem Altar an die schmutzige­n Wände, an denen das Eidotter für ein intensives „Gelb“sorgte. Der Lausbubens­treich hatte im Ort natürlich für große Aufregung gesorgt. Bereits am nächsten Tag konnten die Übeltäter beim Schulunter­richt gestellt werden. Und vom damaligen Klassenleh­rer hagelte es jede Menge Hosenspann­er ...

Wenn Harald Wölfle, aus dessen Elternhof die Eier im Herbst einst 1964 entwendet wurden, solche Geschichte­n hört, muss er natürlich schmunzeln. Schließlic­h ist durch die einmalige „Weißel-Aktion“der Antonius-Kapelle nichts kaputt gegangen. Heute hegen und pflegen die Hennhofer ihr Kirchlein wie ein rohes Ei. Mindestens einmal im Monat wird es gründlich von ehrenamtli­chen Helferinne­n um die langjährig­e Mesnerin Theresia Stuhlenmil­ler gereinigt und geputzt. Nicht nur zum Patroziniu­m oder aus Anlass des 300. Jubiläums wie in diesen Tagen. O

Der Festgottes­dienst zum Patrozini um beginnt am Sonntag, 11. Juni, um 10 Uhr.

 ??  ?? Seit 300 Jahren steht die Hennhofer Kapelle mitten im Dorf. Am Sonntag, 11. Juni, wird der runde Geburtstag im Rahmen des Patroziniu­ms gefeiert.
Seit 300 Jahren steht die Hennhofer Kapelle mitten im Dorf. Am Sonntag, 11. Juni, wird der runde Geburtstag im Rahmen des Patroziniu­ms gefeiert.
 ?? Fotos: Günther Herdin ?? Sie achten darauf, dass in der kleinen Kirche alles seine Ordnung hat: (von links) Her bert Hörmann, Daniela Stuhlenmil­ler und Harald Wölfe.
Fotos: Günther Herdin Sie achten darauf, dass in der kleinen Kirche alles seine Ordnung hat: (von links) Her bert Hörmann, Daniela Stuhlenmil­ler und Harald Wölfe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany