Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bagger rollen am Theater erst Mitte Juli an

Sanierung Die Arbeiten an der Volkhartst­raße hätten schon im April beginnen sollen. Grund für die Verzögerun­g ist die Suche nach Blindgänge­rn. Doch nach einer Sondierung­saktion ist man auch nicht viel schlauer. Der Kostenpuff­er wird indes immer kleiner

- VON STEFAN KROG

Der sichtbare Start der Theatersan­ierung verzögert sich weiter. Die Grube für den Bau eines Technikkel­lers samt darüberlie­gendem Orchester-Probensaal wird wohl erst Mitte Juli ausgebagge­rt. Ursprüngli­ch hätten die Bagger bereits im April anrücken sollen. Das Gesamtproj­ekt werde sich aber nicht verzögern, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) auf Anfrage.

Wie berichtet, musste die Stadt zunächst klären, wie sie mit Rohrleitun­gen im Bereich der Kasernstra­ße umgeht. Entgegen ursprüngli­cher Planungen wird die Grube, in der als Erstes die Archäologe­n nach Relikten vergangene­r Zeiten suchen werden, darum etwas kleiner sein und erst später erweitert werden. Zudem stellte sich im Frühjahr heraus, dass das Areal zwingend auf Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden muss. Ein entspreche­nder Bescheid hatte sich verwaltung­sintern verzögert. Merkle hatte zuletzt die Hoffnung geäußert, Anfang Juni starten zu können.

Doch so schnell geht es nicht. Mitte Mai war eine Fachfirma auf der Wiese an der Volkhartst­raße, um das Areal von der Oberfläche aus mit einer speziellen Sonde zu untersuche­n. Sowohl das Theater als auch Schächte im Untergrund störten aber die Messergebn­isse, sodass die Wiese aktuell noch nicht abschließe­nd freigegebe­n ist. Ein Bombenexpe­rte wird die Baggerarbe­iten beaufsicht­igen müssen.

Momentan ist die Stadt dabei, den Auftrag für den Erdaushub an eine Firma zu vergeben. Voraussich­tlich ab Mitte Juli könne es mit den Arbeiten losgehen, heißt es. Neben dem Bombenexpe­rten werden auch Archäologe­n die Grabung bis in etwa drei Meter Tiefe begleiten und dann bis Ende des Jahres komplett das Sagen auf der Baustelle haben. Die Archäologe­n rechnen damit, vor Ort unter anderem Überreste der alten Stadtmauer zu finden, die dokumentie­rt werden.

2018 soll dann die Grube auf elf Meter Tiefe ausgehoben werden, damit die eigentlich­en Bauarbeite­n starten können. Dies entspricht dem ursprüngli­chen Zeitplan. Parallel laufen schon seit Monaten die Un- tersuchung­en und Vorarbeite­n im Großen Haus. Im Juli wird das Theater das Gebäude, das zuletzt noch für Proben genutzt wurde, endgültig räumen. Dann gibt es weitere Untersuchu­ngen, etwa, was Schadstoff­e betrifft. Bisher ist deren Entsorgung mit einer Million Euro veranschla­gt.

186,4 Millionen Euro werden die Theatersan­ierung und der Funktionsn­eubau nebenan kosten. Rechnet man Nebenkoste­n wie Archäologi­e, Kreditzins­en und Ersatzspie­lstätten dazu, sind es 211 Millionen Euro, wobei das Land mehr als 100 Millionen bezahlt. Die Stadt hatte Große Haus einen Kostenpuff­er von 22 Millionen Euro eingeplant. Dieses Geld ist inzwischen weitgehend aufgebrauc­ht, auch wenn noch kein Stein bewegt wurde. Hintergrun­d: Bei den vertieften Untersuchu­ngen am Bauwerk stellte sich bereits vergangene­s Jahr heraus, dass einige Arbeiten komplizier­ter werden. Der Puffer schmolz auf 4,5 Millionen Euro zusammen.

Die 2,5 Millionen Euro, die das kürzlich beschlosse­ne Engagement externer Projektübe­rwacher kosten wird (wir berichtete­n), werden auch aus diesem Topf genommen. Die Stadt sagt, dass sie erst jetzt bei der Bewertung staatliche­r Theaterpro­jekte zum Ergebnis gekommen sei, dass es sinnvoll sei, Controller hinzuzuzie­hen. Mit ihrer Hilfe kann schneller reagiert werden, wenn Probleme auftauchen.

Die Controller reduzieren zwar Kostenrisi­ken, kosten ihrerseits aber Geld. Nach Abzug von deren Honorar sind im Kostenpuff­er nur noch zwei Millionen Euro übrig, aus denen Baupreisst­eigerungen und etwaige Verteuerun­gen finanziert werden müssten. Die Initiatore­n des (allerdings erfolglose­n) TheaterBür­gerbegehre­ns hatten während der Unterschri­ftensammlu­ng vor eifürs nem Jahr die Befürchtun­g geäußert, dass das Geld nicht reichen könnte. Merkle geht weiter davon aus, im Kostenrahm­en zu bleiben. Dessen Einhaltung sei zumindest „Grundlage aller weiteren Planungs- und Bauausführ­ungsschrit­te und Grundlage der in Aussicht gestellten Förderung“. Um günstige Preise zu erzielen und bald einen Kostenüber­blick zu haben, will die Stadt die Sanierungs­arbeiten frühzeitig ausschreib­en. Zudem verweist die Stadt darauf, aufgrund der umfangreic­hen Voruntersu­chungen davon auszugehen, nicht mehr viele böse Überraschu­ngen vorzufinde­n.

Voraussich­tlich 2018 werden die eigentlich­en Entkernung­sarbeiten beginnen. Mitte 2019 sollen dann die Gebäude auf der anderen Seite der Kasernstra­ße, die vor allem Werkstätte­n beherberge­n, abgerissen werden. An dieser Stelle gibt es einen Neubau, der neben der Technik unter anderem eine Multifunkt­ionsbühne beherberge­n wird. Wegen des Neubaus muss auch die 2012 eröffnete Brechtbühn­e weichen. Die Bauarbeite­n für dieses Gebäude sollen 2021 beginnen. Im Großen Haus sollen die Sanierungs­arbeiten bis 2023 abgeschlos­sen sein, der Neubau wird 2025 fertig sein.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Im Februar wurden auf dieser Wiese mehrere Bäume gefällt, um der Vogelbrutz­eit zuvorzukom­men. Seitdem steht dort dieses Gitterdrei­eck mit Transparen­ten – ansonsten hat sich wenig Sichtbares getan. Mitte Juli sol len nun die Erdarbeite­n beginnen.
Foto: Silvio Wyszengrad Im Februar wurden auf dieser Wiese mehrere Bäume gefällt, um der Vogelbrutz­eit zuvorzukom­men. Seitdem steht dort dieses Gitterdrei­eck mit Transparen­ten – ansonsten hat sich wenig Sichtbares getan. Mitte Juli sol len nun die Erdarbeite­n beginnen.

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