Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bagger rollen am Theater erst Mitte Juli an
Sanierung Die Arbeiten an der Volkhartstraße hätten schon im April beginnen sollen. Grund für die Verzögerung ist die Suche nach Blindgängern. Doch nach einer Sondierungsaktion ist man auch nicht viel schlauer. Der Kostenpuffer wird indes immer kleiner
Der sichtbare Start der Theatersanierung verzögert sich weiter. Die Grube für den Bau eines Technikkellers samt darüberliegendem Orchester-Probensaal wird wohl erst Mitte Juli ausgebaggert. Ursprünglich hätten die Bagger bereits im April anrücken sollen. Das Gesamtprojekt werde sich aber nicht verzögern, so Baureferent Gerd Merkle (CSU) auf Anfrage.
Wie berichtet, musste die Stadt zunächst klären, wie sie mit Rohrleitungen im Bereich der Kasernstraße umgeht. Entgegen ursprünglicher Planungen wird die Grube, in der als Erstes die Archäologen nach Relikten vergangener Zeiten suchen werden, darum etwas kleiner sein und erst später erweitert werden. Zudem stellte sich im Frühjahr heraus, dass das Areal zwingend auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden muss. Ein entsprechender Bescheid hatte sich verwaltungsintern verzögert. Merkle hatte zuletzt die Hoffnung geäußert, Anfang Juni starten zu können.
Doch so schnell geht es nicht. Mitte Mai war eine Fachfirma auf der Wiese an der Volkhartstraße, um das Areal von der Oberfläche aus mit einer speziellen Sonde zu untersuchen. Sowohl das Theater als auch Schächte im Untergrund störten aber die Messergebnisse, sodass die Wiese aktuell noch nicht abschließend freigegeben ist. Ein Bombenexperte wird die Baggerarbeiten beaufsichtigen müssen.
Momentan ist die Stadt dabei, den Auftrag für den Erdaushub an eine Firma zu vergeben. Voraussichtlich ab Mitte Juli könne es mit den Arbeiten losgehen, heißt es. Neben dem Bombenexperten werden auch Archäologen die Grabung bis in etwa drei Meter Tiefe begleiten und dann bis Ende des Jahres komplett das Sagen auf der Baustelle haben. Die Archäologen rechnen damit, vor Ort unter anderem Überreste der alten Stadtmauer zu finden, die dokumentiert werden.
2018 soll dann die Grube auf elf Meter Tiefe ausgehoben werden, damit die eigentlichen Bauarbeiten starten können. Dies entspricht dem ursprünglichen Zeitplan. Parallel laufen schon seit Monaten die Un- tersuchungen und Vorarbeiten im Großen Haus. Im Juli wird das Theater das Gebäude, das zuletzt noch für Proben genutzt wurde, endgültig räumen. Dann gibt es weitere Untersuchungen, etwa, was Schadstoffe betrifft. Bisher ist deren Entsorgung mit einer Million Euro veranschlagt.
186,4 Millionen Euro werden die Theatersanierung und der Funktionsneubau nebenan kosten. Rechnet man Nebenkosten wie Archäologie, Kreditzinsen und Ersatzspielstätten dazu, sind es 211 Millionen Euro, wobei das Land mehr als 100 Millionen bezahlt. Die Stadt hatte Große Haus einen Kostenpuffer von 22 Millionen Euro eingeplant. Dieses Geld ist inzwischen weitgehend aufgebraucht, auch wenn noch kein Stein bewegt wurde. Hintergrund: Bei den vertieften Untersuchungen am Bauwerk stellte sich bereits vergangenes Jahr heraus, dass einige Arbeiten komplizierter werden. Der Puffer schmolz auf 4,5 Millionen Euro zusammen.
Die 2,5 Millionen Euro, die das kürzlich beschlossene Engagement externer Projektüberwacher kosten wird (wir berichteten), werden auch aus diesem Topf genommen. Die Stadt sagt, dass sie erst jetzt bei der Bewertung staatlicher Theaterprojekte zum Ergebnis gekommen sei, dass es sinnvoll sei, Controller hinzuzuziehen. Mit ihrer Hilfe kann schneller reagiert werden, wenn Probleme auftauchen.
Die Controller reduzieren zwar Kostenrisiken, kosten ihrerseits aber Geld. Nach Abzug von deren Honorar sind im Kostenpuffer nur noch zwei Millionen Euro übrig, aus denen Baupreissteigerungen und etwaige Verteuerungen finanziert werden müssten. Die Initiatoren des (allerdings erfolglosen) TheaterBürgerbegehrens hatten während der Unterschriftensammlung vor eifürs nem Jahr die Befürchtung geäußert, dass das Geld nicht reichen könnte. Merkle geht weiter davon aus, im Kostenrahmen zu bleiben. Dessen Einhaltung sei zumindest „Grundlage aller weiteren Planungs- und Bauausführungsschritte und Grundlage der in Aussicht gestellten Förderung“. Um günstige Preise zu erzielen und bald einen Kostenüberblick zu haben, will die Stadt die Sanierungsarbeiten frühzeitig ausschreiben. Zudem verweist die Stadt darauf, aufgrund der umfangreichen Voruntersuchungen davon auszugehen, nicht mehr viele böse Überraschungen vorzufinden.
Voraussichtlich 2018 werden die eigentlichen Entkernungsarbeiten beginnen. Mitte 2019 sollen dann die Gebäude auf der anderen Seite der Kasernstraße, die vor allem Werkstätten beherbergen, abgerissen werden. An dieser Stelle gibt es einen Neubau, der neben der Technik unter anderem eine Multifunktionsbühne beherbergen wird. Wegen des Neubaus muss auch die 2012 eröffnete Brechtbühne weichen. Die Bauarbeiten für dieses Gebäude sollen 2021 beginnen. Im Großen Haus sollen die Sanierungsarbeiten bis 2023 abgeschlossen sein, der Neubau wird 2025 fertig sein.